Die Generation Y im Fokus der Wirtschaft

Fürstenfeldbruck – Rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung fanden am dritten Dezember auch heuer wieder den Weg ins Brucker Landratsamt zum traditionellen Wirtschaftsempfang des Landkreises, zu dem Landrat Thomas Karmasin bereits zum 13. Mal einlud. Im großen Sitzungssaal erwartete die Besucher neben einem unterhaltsamen Vortrag des 19-jährigen Philipp Riedele, die offizielle Verabschiedung des Brucker Kreishandwerksmeisters Franz Höfelsauer.
Der Rest des Abends bot den Gästen wieder viel Raum für Gespräche und branchenübergreifenden Austausch. Als immer wieder eine wichtige Kommunikationsplattform für die Region bezeichnete der Landrat die jährliche Veranstaltung, die beste Gelegenheit zum Dialog biete und dazu beitrage, um voneinander zu lernen. Bevor der junge Festredner in seinem Vortrag aufzeigte, welche Erwartungen die „Generation Y“ an die Arbeitswelt stellt und mit welchen Maßnahmen Unternehmen diese gut ausgebildeten jungen Leute für sich gewinnen können, verabschiedete Karmasin den Kreishandwerksmeister.

Höfelsauer hatte unlängst das Amt nach zehn Jahren aktiver Innungszeit an Harald Volkwein, den Obermeister der Schreinerinnung, in jüngere Hände übergeben. Karmasin würdigte in seiner Dankansprache das Wirken und Engagement Höfelsauers, der in seiner Amtszeit viel bewegt habe. Er habe sich stets für das Handwerk eingesetzt und mit neuen Impulsen dem Handwerk in der Region ein starkes Image verpasst. Dabei erinnerte Karmasin an die Auftritte der Innungen bei den Berufs-Info-Märkten, an Höfelsauers Neukonzeption der Freisprechungsfeier, an den von ihm ins Leben gerufenen Handwerkerpreis sowie an die regionalen Messen „Forum for Best“ und der Nachfolge-Messe „Interior“.
Für seine viele tausend Stunden ehrenamtliches Engagement wurde Höfelsauer seinerzeit von der Handwerkskammer mit der Silbernen und Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. In Anbetracht seiner großen Verdienste beschloss der Vorstand der Kreishandwerkerschaft, Höfelsauer, der weiterhin dem Brucker Stadtrat und dem Kreistag angehört, zum Ehrenkreishandwerksmeister zu ernennen. In Anwesenheit aller Obermeister der fünf Innungen überreichte Kreishandwerksmeister Harald Volkwein seinem Vorgänger die große Ehrenurkunde.
Der Landkreis unternehme viel, um den Fachkräftemangel zu lindern, berichtete Karmasin von einer Mütterbefragung der Wirtschaftsförderung an den Grundschulen. Das Ergebnis habe gezeigt, dass die Mütter der schulpflichtigen Kinder ein hohes Potential zur Deckung des Fachkräftemangels darstellen. Ebenso sei die Ausbildungsmesse „Vocatium“ eine Chance für Unternehmen zur Rekrutierung von beruflichem Nachwuchs. Im November reiste eine Delegation von Unternehmern aus dem Landkreis nach Granada, um dort Fachkräfte zu werben.
Karmasin berichtete, dass sowohl für ärztliche Kräfte wie auch für Kräfte aus dem Gastronomiebereich täglich zwei Stunden Deutsch abgehalten werden und dass die deutschen Unternehmer mit Bewerbern bereits schon über Skype die ersten Bewerbergespräche führen können. „Seid offen, lasst euch darauf ein, baut Barrieren ab, und habt – keine – Angst“, mit diesen Rat an die knapp 200 Zuhörer, die alle älter sind, als der 19-jährige Redner selbst, beendete Philipp Riedele seinen Vortrag mit dem Thema „Kommunikation mit der Generation Y – wer wir sind und was wir wollen“.
Mit Generation Y werden Teenager und junge Erwachsene bezeichnet, die mit den Neuen Medien aufgewachsen sind, sich im World Wide Web bestens auskennen und Informationstechnologien nahezu intuitiv beherrschen. In seinem über eine Stunde dauernden Vortrag erklärte der Unternehmensberater, zu dessen Kunden Audi, Daimler, die Telekom und Deutsche Bank zählen, wie die sogenannte Generation Y tickt. Sein Buch „Wer wir sind und was wir wollen“, schaffte es bereits kurz nach der Veröffentlichung im Mai 2013 in die Spiegel-Bestsellerliste. Mit acht Jahren programmierte er die erste Webseite, mit 13 Jahren hackte er das iphone, mit 15 wurde er Unternehmensberater.
Der 19-Jährige nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt: „Wir wollen keinen Chefsessel und keinen fetten Dienstwagen, sondern mit Gleichgesinnten etwas bewegen können.“ Geld, Status und Macht zählen für seine Generation wenig, sagt Riedele und erklärt, was Unternehmen immer noch falsch machen. Seiner Generation sei es wichtiger, sich selbst zu verwirklichen und die richtige Balance zwischen Arbeiten und Freizeit zu finden – und am besten selbstbestimmt. „Meinem Chef sollte es egal sein, ob ich mit meinem Laptop am Schreibtisch sitze oder im Englischen Garten liegend meine Arbeit erledige.“ Riedele findet sie toll, die digitale, vernetzte Welt – ohne ihre Gefahren oder Datenschutz-Probleme zu leugnen. Die Jungen, sagte er, trennen nicht mehr zwischen virtuellem und realem Leben: Für die Generation Y ist das Virtuelle längst Realität. Die Älteren, die vielleicht Panik schieben angesichts der Risiken beruhigte er. „Die Jungen, die in der Welt der unbegrenzten Kommunikation und Information aufgewachsen sind, haben gelernt zu selektieren und effizient zu handeln.“ Die Dinge müssen einfach Sinn machen, so Riedele, sonst akzeptieren die Jungen sie nicht. Riedele sieht jedenfalls Aufbruchsstimmung in seiner Generation, die gut ausgebildet, vernetzt und kreativ die Gesellschaft und Arbeitswelt verändern werde.
Dieter Metzler