Das Verwirrspiel geht weiter

Füssen – Ob es an der stickigen Luft im vollen Roßmooser Schützemheim lag, an der Brisanz des Themas oder an beidem – das Thema Mobilfunk sorgte in der Bürgerversammlung am Montagabend für erhitzte Gemüter.
Vor allem, weil zuletzt nur klar war, dass eigentlich nichts klar ist. Zumindest hier konnte Bürgermeister Paul Iacob (SPD) etwas Licht ins Dunkel bringen: Demzufolge ist der Galgenbichl als Standort „gestorben“. Mit dem Standort Fischerbichl soll sich demnach der Stadtrat am kommenden Dienstag, 24. November, ab 17 Uhr erneut befassen.
Vor allem Bürgern aus Hopfen und Mitgliedern des Mobilfunkforums Füssen brannte das Thema Mobilfunk am Montagabend erkennbar unter den Nägeln. „Da sind einige Dinge sehr schief gelaufen“, sagte beispielsweise eine Hopfenerin. „Da sind Fehler passiert!“
Andere kritisierten das Fehlen eines Mobilfunkkonzeptes für Füssen. Dadurch sei die Stadt den Mobilfunk-Anbietern bei der Suche nach neuen Standorten für Sendemasten ausgeliefert, hieß es. Außerdem sei nur mit den Anbietern zusammen nach Standorten gesucht worden, nicht aber mit unabhängigen Fachleuten wie beispielsweise Dr. Peter Nießen vom Kölner EMF-Institut.
Iacob widerspricht
Bürgermeister Iacob widersprach den Vorwürfen. Demzufolge habe die Verwaltung zusammen mit Dr. Nießen dreieinhalb Jahre lang nach einem Alternativ-Standort für Hopfen gesucht. Denn die Telekom habe ursprünglich ihren Sendemast im Ort aufstellen wollen. Das habe die Stadtverwaltung unbedingt verhindern wollen. Daher suche die Stadt den Dialog mit den Betreibern. Schließlich sei die Wahl aller Beteiligten auf den Fischerbichl gefallen, berichtete er.
Dr. Peter Nießen bestätigte Iacobs Darstellungen am Donnerstagabend auf Anfrage unserer Zeitung. „Zu allen Standortvorschlägen seitens der Stadtverwaltung, der Betreiber usw. hat die Stadtverwaltung stets unsere Einschätzung eingeholt“, so Dr. Nießen gegenüber dem Kreisboten. „Die Stadtverwaltung hat sehr intensiv nach Alternativstandorten gesucht“, so der Kölner Experte.
Galgenbichl vom Tisch?
Einer dieser Alternativstandorte ist der Galgenbichl, auf den ein neuer Mast für die Anlage in Eschach gebaut werden sollte (der Kreisbote berichtete mehrfach ausführlich). Damit wollte die Stadtverwaltung vor allem erreichen, dass der Sendemast nicht in unmittelbarer Nähe der Schulen errichtet werde. Doch nach Angaben von Iacob hat sich die Suiterstiftung, die im Besitz des infrage kommenden Grundstücks auf dem Galgenbichl ist, vor eineinhalb Wochen endgültig dagegen ausgesprochen.
Dabei seien die Signale vonseiten der Stiftung zunächst immer positiv gewesen. „Für den Galgenbichl ist damit jeder Sendemast gestorben!“, sagte der Bürgermeister, der damit auch laut gewordenen Vorwürfen entgegentrat, die Verwaltung habe zu spät das Gespräch mit der Suiterstiftung gesucht. Seinen Angaben zufolge, habe die Stiftung erstmals am 29. September Zweifel angemeldet.
Gutachten in Auftrag gegeben
Daher habe die Stadtverwaltung nun Dr. Peter Nießen beauftragt ein Gutachten für Hopfen am See und den Fischerbichl zu erstellen. Liege dies bis zur kommenden Stadtratsitzung am kommenden Dienstag, 24. November, vor, soll über einen Tekturantrag diskutiert werden. „Wir werden uns bemühen, erste Ergebnisse zum, 24. November bereitzustellen“, erklärte dazu Dr. Peter Nießen.
Merkwürdig in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass ein Sprecher der Telekom erst vor zwei Wochen gegenüber unserer Zeitung erklärte, dass das Unternehmen täglich die Baugenehmigung aus dem Landratsamt für einen 28 Meter hohen Sendemasten auf dem Fischerbichl erwarte (Kreisbote vom 11. November).
Hohe Kosten
Ob für den Füssener Norden ebenfalls ein Gutachten in Auftrag gegeben werde, soll laut Iacob der Stadtrat entscheiden. Dr. Peter Nießen erklärte allerdings gegenüber unserer Zeitung, der Auftrag für sein Gutachten beziehe sich auf die Bereiche Fischer- und Galgenbichl. Die Kosten für ein solches Gutachten bezifferte Hauptamtsleiter Andreas Rist auf etwa 20.000 Euro. Allzu große Erwartungen hat Iacob in ein solches Gutachten aber offenbar nicht: „Es liegt immer an den Providern“, sagte er am Montagabend. „Ohne die können wir so viele Gutachten machen, wie wir wollen.“
Matthias Matz