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Strauss-Festival »Von Narren und Weisen«

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Zwei, die sich schätzen und mögen: Intendantin Ks. Brigitte Fassbaender (re.) überreicht Ks. Edita Gruberova die Richard-Strauss Ehrenplakette. Die gefeierte Diva des Belcanto-Gesangs leitet diesmal den Gesangs-Meisterkurs. © Ilka Trautmann

GAP – „Es ist das kulturelle Ereignis des Jahres in Garmisch-Partenkirchen“, so kennzeichnete Bürgermeisterin Dr. Sigrid Meierhofer das Richard Strauss Festival, das am Samstagnachmittag eröffnet wurde. Neben treuen Stammgästen (z.B. die Vertreter der Familie Strauss oder Franz Herzog von Bayern mit Begleitung), den so wichtigen Sponsoren und Partnern waren zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle und die Landtagsabgeordneten Bachhuber und Kühn (beide CSU) sowie Streibl (Freie Wähler) und viele Musikfreunde zur Auftaktveranstaltung gekommen.

Ein Raunen ging durch das Publikum, als Bürgermeisterin Dr. Sigrid Meierhofer „mit Sorge und Wehmut“ erklärte, dass Intendantin Ks. Fassbaender nach dem Festival 2017 nicht mehr zur Verfügung steht. Das rückt ganz nachdrücklich die Frage nach der Zukunft der Musiktage in den Fokus. „Allein sind wir als Marktgemeinde nicht in der Lage, das Erbe unseres bedeutenden Ehrenbürgers adäquat zu pflegen“, sagte Meierhofer und verhehlte dabei nicht, dass sie sich eine höhere Förderung des Festivals vom Freistaat erhofft hatte. Sie verschwieg auch nicht, dass das finanzielle Engagement der Marktgemeinde (derzeit 280.000 Euro – der Zuschuss vom Freistaat wurde zuletzt von 40.000 auf 70.000 Euro erhöht) unter den aktuellen Bedingungen von etlichen Gemeinderatsmitgliedern kritisch beurteilt wird. „Der Freistaat ist gefragt . . . wir vertrauen darauf“, meinte Meierhofer an die Adresse von Minister Spaenle. Er hielt sein Grußwort betont kurz und versicherte, dass man der Marktgemeinde, den Partnern und vor allem Intendantin Brigitte Fassbaender für das Geleistete Dank und Respekt schulde. Deutlicher noch als die Bürgermeisterin wurde Ks. Brigitte Fassbaender in ihrer rhetorisch geschliffenen Ansprache. Mit schmalstem Budget, geringer Personaldecke und unter „unvollkommenen infrastrukturellen Bedingungen“ habe man in den vergangenen Jahren mit Geschick und großem Einsatz stets das Beste für das Festival herausgeholt. Dass man dennoch in einer Landtagsdebatte den Veranstaltern des Strauss-Festivals „Konzeptionslosigkeit“ vorgeworfen habe (gemeint ist eine Äußerung von MdL Thomas Goppel - CSU), sei völlig unangemessen und ungerecht. Vielmehr sei der Umstand, dass Garmisch-Partenkirchen seinen Ruf als Strauss-Metropole bewahren und ausbauen konnte, dem Publikum und Förderern zu verdanken. Warum man Strauss und die Strahlkraft seiner Werke auch an maßgeblichen Stellen so falsch einschätzt, „ist mir ein Rätsel und wird es ewig bleiben“, so die Intendantin. Sie nannte Beispiele für ein sehr viel umfangreicheres Engagement des Freistaates (Mozartfest Würzburg; Herrenchiemsee Festspiele) und rief den Skeptikern – auch jenen im Gemeinderat – zu: „Garmisch-Partenkirchen hat halt das Pech, dass sich einer der größten deutschen Komponisten in den Ort und die Landschaft verliebt und hier 40 Jahre lang gelebt und gewirkt hat. Diesem Erbe sind wir verpflichtet.“

Mit minutenlangen, stehenden Ovationen quittierten die Musikfreunde dieses State­ment und dankten Ks. Fassbaender für ihre deutlichen Worte. Dann wurde es ein weiteres Mal emotional, als Ks. Edita Gruberova mit der „Ehrenplakette Richard Strauss“ geehrt wurde. Die Diva des Belcanto-Gesangs war sowohl im 20. als auch im 21. Jhd. eine der gefragtesten Strauss-Interpretinnen, „insbesondere an ihrer Zerbinetta hatten sich alle anderen zu messen“, stellte Fassbaender in ihrer Laudatio fest. Die Geehrte war sichtlich gerührt und machte deutlich, dass die Zerbinetta, die sie mehr als 300 Mal auf allen großen Bühnen der Welt interpretierte, schlicht die Rolle ihres Lebens war. Karl Böhm, bei dem sie ihre Karriere an der Wiener Staatsoper begann, pflegte nach jedem ihrer Auftritte stets mit einem Seufzer zu sagen: „Wenn das der Richard Strauss hätte hören können . . .“ Der große Komponist wäre ganz sicher auch mit der Programmauswahl mehr als zufrieden gewesen. Schon der Eröffnungsabend brachte den ersten umjubelten Höhepunkt des Festivals: Die Essener Philharmoniker brachten im Olympia-Eissportzentrum die „Elektra“ als Konzertante Oper dar. Auch das erste Orchesterkonzert am Sonntag, 12. Juni, war ein Hochgenuss: Erneut waren es die Essener Philharmoniker unter Leitung von Tomaš Netopil, die im Olympia-Eissportzentrum „Also sprach Zarathustra“, eine der berühmtesten Kompositionen der Musikgeschichte und „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ spielten.

Noch bis Freitag darf man sich auf weitere Glanzpunkte freuen: Das Orchesterkonzert II am 16. Juni im Kongresshaus bietet mit der Symphonie in d-Moll ein beeindruckendes Werk von Richard Strauss aus der Zeit vor seinen Tondichtungen. Das Meisterwerk „Don Quixote“ erklingt im Rahmen des dritten Orchesterkonzerts am Freitag, 17. Juni, im Olympia-Eissportzentrum – es spielt die Slowakische Philharmonie Bratislava.

Von Ilka Trautmann

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