Engagement gegen Rechts

Kempten – Seit vier Jahren gibt es den Umsonstladen im selbstverwalteten Jugendzentrum react!OR in der Frühlingsstraße in Kempten. Dinge, die irgendwo nicht mehr gebraucht werden, und Menschen, die genau diese Dinge gebrauchen können, sollen hier zusammen kommen. Neben dieser Tauschbörse hat sich im react!OR auch ein Aktionskreis entwickelt, der sich gegen Antisemitismus, Neonazismus und Rassismus engagiert. Dieses Antirassistische Jugendaktionsbüro wurde jetzt mit dem „Klaus-Bruno-Engelhardt-Preis 2016“ ausgezeichnet.
Für den vom bayerischen Landesverband der Partei Die Linke vergebenen „Klaus-Bruno-Engelhardt-Preis“ für Engagement gegen Rechts waren Initiativen aus ganz Bayern vorgeschlagen worden. Nominiert waren unter anderem das Bündnis „Wunsiedel ist bunt“, das „Nordbayerische Bündnis gegen Rechts“ und die „Junge Stimme e.V. – Straßenfest gegen Diskriminierung“ aus Nürnberg. Zur Verleihung des Preises war der Sohn von Klaus-Bruno Engelhardt, André Engelhardt, in die Hofer Freiheitshalle gekommen und berichtete aus dem Leben seines Vaters, der als Vorsitzender der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Hof/Wunsiedel“ den Kampf gegen Neonazis in Nordbayern prägte. Der Vater des im Jahr 2014 verstorbenen Namensgebers des Preises war als politischer Gefangener vier Jahre im KZ Dachau inhaftiert.
Die Landessprecherin der Linken und Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter hob in ihrer Laudatio das „Engagement gegen Neonazismus und Rassismus, die Bildungsangebote und den offenen Raum“ als Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene hervor. Als „einzigartig in der Region“ bezeichnete Bulling-Schröter die Aufdeckung und Dokumentation von neonazistischen und rassistischen Aktivitäten in Schwaben und im Allgäu. In Kempten war das Jugendaktionsbüro im Herbst 2014 dem Aufruf von CSU-Stadtrat Peter Wagenbrenner nach einem „Aufstand“ der Bürger rund um die Notunterkunft für Flüchtlinge in der Maler-Lochbihler-Straße entgegen getreten und war mit Rat und Tat bei der Gründung des Helferkreises Haubenschloß dabei (der Kreisbote berichtete). Im Februar hatte die jetzt geehrte Gruppe Politik, Behörden und Polizei im Vorfeld der fremdenfeindlichen Allgida-Demonstration in Obergünzburg informiert – wurde aber von allen Seiten ignoriert. Organisatorische Unterstützung durch das Antirassistische Jugendaktionsbüro fand der Aktionstag „Hand in Hand gegen Rassismus“ bei dem im März 450 Menschen friedlich und musikalisch für Menschenrechte demonstrierten.
Michael Schropp