Immer wieder Sonntag

Utting-Holzhausen – „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“, ist ein viel zitierter Spruch von Konrad Adenauer. Gilt der auch für die Bayerische Staatsregierung? Das fragen sich Daniel Fusban und Wolf Dietrich Lüps, die unermüdlichen Initiatoren der Protestaktion gegen den Bau eines Polizeibootshauses am historischen Dampfersteg in Holzhausen.
Wie mehrfach im KREISBOTEN berichtet, wurde kürzlich „von ganz oben“ entschieden und verkündet, dass der knapp 100 Meter lange Dampfersteg in Holzhausen ein mächtiges Anhängsel bekommt. Nämlich ein Bootshaus für das bald 14 Jahre alte Polizeiboot WSP7, das zur Polizeiinspektion Dießen gehört. Eine umstrittene Entscheidung gegen den ausdrücklichen Willen des Gemeinderats Utting mit Bürgermeister Josef Lutzenberger, des Erhaltungs- und Verschönerungsvereins „Unser Dorf“, der Initiative „Dampfersteg Holzhausen“ sowie eines Großteils der Bevölkerung.
Alle geprüften Alternativen eines Anbaus an einen bereits bestehenden Steg, ob Dießen, St. Alban, Stegen oder Wartaweil, wurden aus diversen Gründen verworfen, nicht zuletzt auch wegen des Widerstandes der Besitzer und der Anwohner. Also einigte man sich an höchster Stelle auf den Holzhausener Dampfersteg, obwohl auch hier wesentlich mehr Gründe dagegen als dafür sprechen.
Ein sinnvoller Neubau an geeigneter Stelle am See kommt auch nicht infrage, da das Landsberger CSU-Urgestein Dr. Thomas Goppel in seiner Zeit als Bayerischer Umweltminister (1994 bis 1998) verordnet hatte, dass keine neuen Stege in den Ammersee gebaut werden dürfen. An seinen Beschluss hält man sich scheinbar, nicht aber an die Beschlüsse der Parteikollegen Edmund Stoiber, Günther Beckstein und Erwin Huber. Die hatten nämlich im Jahr 2005 entschieden und öffentlich bekannt gegeben, „dass das Boot künftig auf Dauer einen Liegeplatz am Dampfersteg der Staatlichen Seenschifffahrt in Dießen erhalten soll“ (siehe Foto). Dieser Entschluss wurde getroffen, nachdem man sich dem Widerstand der Initiative „Malerwinkel St. Alban“ gebeugt hatte.
Polizeiboot auf Dauer am Dampfersteg in Dießen!? Wie versprochen, so gebrochen. Nicht anders könne man die jetzigen Beschlüsse des Bayerischen Innenministeriums und des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord deuten, die vehement auf das Bootshaus am Holzhausener Steg pochen.
Die Gegner aus Holzhausen und Utting haben sich wiederholt schriftlich an Innenminister Joachim Herrmann gewandt, leider bislang ohne Antwort. Jetzt versuchen Fusban und Lüps, über den CSU-Landkreisabgeordneten Alex Dorow einen Gesprächstermin im Ministerium zu bekommen: „Nach wie vor stößt das Projekt in der Bevölkerung auf Unverständnis und ruft Empörung hervor, nicht nur in Dießen und Utting, sondern am ganzen Ammersee. Dessen ungeachtet scheint aber die Bayerische Staatsregierung nach wie vor gewillt, das Bootshaus am Holzhausener Dampfersteg auch gegen den ablehnenden Bürgerwillen zu errichten.“
Schützenhilfe bekommen die Initiatoren auch von vier Abgeordneten der SPD-Landtagsfraktion: Dr. Herbert Kränzlein (Stimmkreis Landsberg und Fürstenfeldbruck-West), Prof. Dr. Peter Paul Gantzer (München-Land Nord), Günther Knoblauch (Altötting) und Andreas Lotte (München-Altstadt Hadern). Sie stellten an den Innenausschuss den Antrag, einen alternativen Standort für das Polizeiboot zu suchen.
Bliebe das inzwischen betagte Polizeiboot am Dampfersteg Dießen, würde das dem Steuerzahler nicht nur eine Menge Geld sparen, es würde auch wieder Frieden einziehen in Holzhausen. Jeden Sonntag-Nachmittag treffen sich nämlich am Wartehäuschen der Seenschifffahrt die Bootshaus-Gegner zu einem „Stehprotest am Steg“. Vielleicht sollten sich die in diesem Bericht genannten Politiker mal dazu gesellen, um sich vor Ort augenscheinlich mit den Argumenten der Widersacher auseinanderzsetzen.
Dieter Roettig