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Das Netz macht Jagd auf Dr. Müller

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Die Jagd ist eröffnet. Nachdem ein Plagiatsjäger kürzlich auf „handwerkliche Fehler“ in der Dissertation des Allgäuer CSU-Abgeordneten und Bundesentwicklungsministers Dr. Gerd Müller hingewiesen hatte, macht jetzt die Netzgemeinde Jagd auf Fehler in seiner Doktorarbeit – offenbar mit Erfolg.

Die Vorwürfe des Nürnberger Plagiatsjägers Martin Heidingsfelder machten die deutsche Medienlandschaft schnell hellhörig. Erinnerte doch auf den ersten Blick einiges an die Causa Guttenberg; Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, CSU-Politiker, Bundesverteidigungsminister, des Plagiats überführt, Doktortitel aberkannt, Ministerposten verloren, in der politischen Versenkung verschwunden...

Heidingsfelder wirft Müller nicht in erster Linie Abschreiben oder vorsätzliche Täuschung vor, er spricht lediglich – ironisch – von „handwerklichen Fehlern“ in Müllers Doktorarbeit „Die Junge Union Bayern und ihr Beitrag zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung“. Müller habe wörtlich aus anderen Werken zitiert, ohne die Zitate als solche zu kennzeichnen. Müllers Sprecherin wies jegliche Vorwürfe Heidingsfelders zurück, die Uni Regensburg, an der Müller promovierte, will die Arbeit überprüfen, und der Plagiatsjäger selbst sah sich auch sogleich Kritik ausgesetzt; biete seine Plattform www.politplag.de doch eine kostenpflichtige Überprüfung von Politikerdissertationen an.

Das Image des Ministers ist auf jeden Fall angekratzt, und die Netzgemeinde macht – wie vormals schon bei Guttenberg – Jagd auf Fehler in seiner Doktorarbeit. Die anonyme Seite handwerklichefehler.mooo.com beschäftigt sich mit Müllers Dissertation, berichtet die Online-Zeitung regensburg-digital. Nach gerade einmal zwei Tagen im Netz finden sich dort schon 16 Stellen, an denen der CSU-Politiker falsch zitiert, falsche Quellen angegeben oder bei den Fußnoten geschlampt hat – eben grundlegende Regeln wissenschaftlichen Arbeitens außer Acht gelassen hat. regensburg-digital hat zudem den emeritierten Professor Alf Mintzel zur Dissertation Müllers befragt. Dieser bezeichnet Müllers Zitiertechnik laut der Zeitung als „sehr schlampig gehandhabt“, auch spreche Mintzel von „Quasi-Diebstählen“. Von einem Plagiat will Mintzel laut der Online-Zeitung ohne genaue Durchsicht der Arbeit nicht sprechen, Müller arbeite jedoch in „Grauzonen“.

Selbst wenn sich die Plagiatsvorwürfe gegen Müller als haltlos erweisen, ist doch eine derart schlampige Arbeitsweise ein Schlag ins Gesicht von jedem, der jemals eine wissenschaftliche Arbeit angefertigt, sich durch die Archive und Bibliotheken gearbeitet hat und bemüht war, ordentlich und sauber zu arbeiten.

Dr. Gerd Müller sollte sich auf jeden Fall gut überlegen, wie er weiter mit der Sache umgeht; Ob es sinnvoll ist, die „Affäre“ einfach auszusitzen und die Vorwürfe lediglich von seiner Sprecherin als „nicht nachvollziehbar“ zurückzuweisen. Oder ob er sich nicht besser selbst der Öffentlichkeit stellt und Stellung bezieht.

Eva Veit

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