G8: Gleiche Chancen fürs Abitur
München - Die Befürchtungen vieler Eltern sind unbegründet: Laut einem neuen Notenvergleich des Kultusministeriums sollen G8-Jahrgänge die gleichen Chancen haben, wie Schüler des G9.
Entgegen den Befürchtungen vieler Eltern hat das Kultusministerium auch in einem weiteren Notenvergleich keinen Leistungseinbruch im achtjährigen Gymnasium (G8) festgestellt. Die Schüler der 11. Klasse am G8 und die Schüler der 12. Klasse am auslaufenden neunjährigen Gymnasium (G9) hätten in der Erhebung nahezu gleich gut abgeschnitten, teilte das Kultusministerium am Donnerstag in München mit. Sie lägen dabei sogar noch etwas näher beieinander als zum Ende des ersten Halbjahres.
“Beide Jahrgänge gehen mit den gleichen Chancen auf das Abitur zu“, betonte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). In Deutsch, Mathematik und Englisch schnitten die G8-Schüler etwas besser ab als die G9-Schüler, in Latein dagegen waren die G9-Schüler etwas besser. In der repräsentativen Erhebung zum Schuljahresende waren den Angaben zufolge die Noten von knapp 18 000 Schülern an 100 staatlichen Gymnasien ausgewertet worden.
Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands (bpv), Max Schmidt, kommentierte den Notenvergleich mit den Worten: “Die Unterschiede zwischen den Jahrgängen sind sehr gering. Zum Glück stellt sich damit das befürchtete Gerechtigkeitsproblem in dieser Hinsicht nicht ein.“ Der Verband sieht im doppelten Abiturjahrgang 2011 unterdessen eine große Herausforderung.
Im Schuljahr 2010/2011 macht der letzte G9-Jahrgang nach der 13. Klasse Abitur und ebenso der erste G8-Jahrgang nach der 12. “Jetzt kommt es darauf an, Abituraufgaben zu erstellen, durch die keiner der beiden Jahrgänge benachteiligt wird“, betonte Schmidt. Besondere Herausforderung sei dabei, das Alter und den Entwicklungsstand der Schüler des achtjährigen Gymnasiums angemessen zu berücksichtigen. “Sich da einfach am Niveau von Grundkurs-Abiturarbeiten vergangener Jahre zu orientieren, wird nicht hinhauen.“
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) machte unterdessen deutlich, dass er nichts hält vom Notenvergleich G8/G9. Bildung sei “mehr als Erbsenzählerei und ein Vergleich von Ziffernnoten. Es kommt auf die Qualität an“, sagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel laut Mitteilung. Der Notenvergleich zeige erneut, “wie anachronistisch die Vorstellung des Kultusministeriums über Lernprozesse ist“. Das Ministerium solle lieber auf die vielen Klagen über die extrem hohe Belastung der Schüler und Lehrer reagieren. Statt Notenvergleiche anzustellen, müsse das Kultusministerium die großen Herausforderungen angehen - vor allem die überfrachteten Lerninhalte entrümpeln und moderne Unterrichtsmethoden einführen. “Eine Neuausrichtung ist dringend nötig.“
dpa