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Aiwanger laufen die Mitglieder weg: Fürther Stadtverband will Freie Wähler verlassen

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Hubert Aiwanger
Hubert Aiwanger und den Freien Wählern laufen die Mitglieder davon. Jetzt will auch der Stadtverband aus Fürth der Partei den Rücken kehren. © Matthias Balk/dpa/Archivbild

Neuer Ärger für Hubert Aiwanger: Nach 32 Jahren will jetzt auch die Vorsitzende der Freien Wähler in Fürth, Heidi Lau, der Partei gemeinsam mit dem Stadtverband den Rücken kehren.

Fürth - Für die Freien Wähler in Franken fängt das Jahr wahrlich nicht gut an. Nach dem Austritt des Nürnberger Stadtverbandes droht gleich aus der direkten Nachbarschaft neuer Ärger. Nun wollen offensichtlich auch die Freien Wähler in Fürth* der Partei von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger den Rücken kehren.

„Wir wollen austreten. Aber wir wollen die Mitglieder noch einmal darüber abstimmen lassen“, bestätigt Heidi Lau, die Vorsitzende der Freien Wähler in Fürth, auf Anfrage des Münchner Merkur. Lau ist das Urgestein der Partei in Fürth. Nach dem „Nürnberger Vorbild“ wolle jetzt auch Lau mit ihrem Stadtverband der Partei für immer Lebewohl sagen.

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Freie Wähler in der Krise: Mitglieder in Fürth für einen Austritt

Seit 1990 gehört Heidi Lau dem Fürther Stadtrat an. Nach 32 Jahren in der Kommunalpolitik will die Vorsitzende der Freien Wähler in der Kleeblattstadt jetzt die politischen Mitstreiter zum Austritt aus der Partei bewegen. „Ich habe von vielen Mitgliedern die mündliche Zusage bekommen, dass wir jetzt aus der Partei austreten sollten.“ Anders als die Nürnberger Kollegen hätte Lau aber noch keine schriftliche Umfrage unter den rund 30 Mitgliedern gemacht. Der Zeitpunkt sei jetzt trotzdem richtig, findet Lau. Sobald sich die Corona-Situation wieder etwas entspannt habe, sollen die Mitglieder auf einer Versammlung über einen Austritt endgültig abstimmen.

Der Fürther Stadtverband will die Freien Wähler verlassen
Heidi Lau hat sich nach dem für sie enttäuschenden „Dreikönigstreffen“ der Feien Wähler endgültig dazu entschlossen, die Partei von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit „ihrem“ Fürther Stadtverband verlassen zu wollen. © Reinhard Lau

Apropos Corona*: Die Haltung der Parteispitze zur Covid-Pandemie habe für Heidi Lau und ihre politischen Freunde offensichtlich zu der finalen Entscheidung geführt. Im Gegensatz zu den Nürnberger Ex-Parteifreunden kritisiert Lau, dass Aiwanger* nicht bei seiner skeptischen Haltung besonders gegenüber einer möglichen Impfpflicht geblieben sei. „Ich lasse mich nicht bevormunden und lehne eine Impfpflicht komplett ab. Für Zwang sind wir Fürther gar nicht zu haben. Hier können wir nicht mehr dahinter stehen“, sagt Lau, die sich vor über 30 Jahren an der Gründung der Fürther Bürger-Liste aus Protest gegen den Bau einer Müllverbrennungsanlage aktiv beteiligt hat. Seit dem Start ihrer politischen Laufbahn hätten sich die Freien Wähler verändert. Mittlerweile stünden laut Lau lukrative Posten und persönliche Karrieren im Vordergrund. „Wir sind keine Graswurzelpartei mehr.“ Besonders die Fraktion im Landtag habe kein Ohr mehr für die Bürger. Stattdessen würde im Hintergrund eine Schlammschlacht toben und im Hinblick auf die nächsten Wahlen unter den „heillos verfeindeten Parteifreunden“ bereits überall die Messer gewetzt.

Fürths Freie-Wähler-Chefin Lau ist enttäuscht von der Parteispitze

Zuletzt ist Lau freilich selbst ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Besonders für ein Interview bei einer häufig als rechtspopulistisch kritisierten Meinungsplattform mit kritischen Äußerungen gegenüber der Corona-Politik haben Lau negative Schlagzeilen in ihrer Heimatstadt beschert. Ein eher linksgerichtetes Bündnis gegen Rechtsextremismus hat Lau sogar das „braune Kleeblatt“ verliehen, das die pensionierte Realschullehrerin empört zurückgewiesen hat.

„Dieses ganze Parteigeklüngel ist mir einfach fremd und zuwider und passt auch nicht zu der ursprünglichen Idee der Freien Wähler“, moniert Lau und erzählt, dass sie besonders vom diesjährigen Dreikönigstreffen der Partei enttäuscht gewesen sei. Bei der virtuellen Zusammenkunft habe der derzeit gerade in Franken in die Kritik geratene Parteichef weder die Probleme der Partei noch den Austritt des Nürnberger Stadtverbandes thematisiert. Inhaltlich wolle die Partei laut Lau offensichtlich den „Kuschelkurs“ gegenüber der CSU* als großem Koalitionspartner fortsetzen. „Ich bin richtig enttäuscht. Daher wollen wir der Partei jetzt auch den Rücken kehren“, bringt Lau die Stimmungslage im Fürther Stadtverband der Freien Wähler auf den Punkt. Nikolas Pelke *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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