Das sagen die Lehrer: G8, G9 - Jacke wie Hose
„G8, G9, G10 - die Dauer des Gymnasiums ist Jacke wie Hose. Wenn die Politik jetzt zum G9 zurückkehren will, ohne entsprechende Reformen zu den pädagogischen Inhalten zu beschließen, ist das wie ein Haus zu bauen, dessen Höhe man festlegt, ohne sich über die Innenausstattung Gedanken zu machen. Ich habe den Eindruck, dass es Horst Seehofer nur um eine reine politische Entscheidung geht, um das leidige Thema im Wahlkampfjahr weg zu haben - und unsere mühselig im Dialog mit dem Kultusministerium ausgearbeiteten pädagogischen Reformen interessieren überhaupt nicht mehr.
Wir sind dafür, dass die Schule mehr auf die individuelle Lerngeschwindigkeit eingeht, dass das bulimische Lernen aufhört - Stoff reinfressen und auskotzen -, dass das sinnlose Sitzenbleiben abgeschafft wird und stattdessen nur einzelne schwache Lernbereiche wiederholt werden müssen. Ein Gespräch, bei dem es um solche echten pädagogischen Reformen geht, wäre wertvoll - aber nicht eines, bei dem es nur heißt: Sind Sie für G8 oder G9?“
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.
Das sagen die Schüler: Zu wenig Zeit für uns
„Bei der ganzen G8/G9-Diskussion geht es viel zu sehr nur darum, dass es ein Jahr mehr geben soll - aber nicht darum, was den Schülern eigentlich beigebracht werden soll. Der Lehrplan müsste entrümpelt werden. Und es müsste mehr auf den einzelnen Schüler eingegangen werden. Was ich bei der Verkürzung des Gymnasiums am meisten bedaure ist, dass damals die Leistungskurse abgeschafft wurden, die den Schülern die Möglichkeit gaben, sich intensiver mit bestimmten Themen zu beschäftigen. Ein großes Problem durch das G8 ist, dass die Schüler oft schon ab der 6. Klasse bis vier Uhr und länger Unterricht haben - und sich dann viel weniger in freiwilligen Schul-Arbeitskreisen engagieren und zu erschöpft für Sport- oder Musikvereine sind. Es wäre gut, wenn das G9 wieder kommt, weil wir dann wieder mehr Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung haben. Generell nervt mich aber, dass so viel übers Gymnasium diskutiert wird, aber kaum über Mittel- und Realschulen.“
Uri Sharell (15), Oskar-von-Miller-Gymnasium, Sprecher der Stadtschülerinnenvertretung München
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