Inzwischen steht fest: Der Amokläufer von Hamburg/Groß Borstel stammte aus dem Allgäu

Hamburg/Allgäu – Donnerstagabend vergangener Woche hat ein 35-Jähriger in Hamburg gegen 19 Uhr bei einem Amoklauf sieben Menschen und anschließend sich selbst getötet. Mittlerweile steht fest, dass der Täter Philipp F., seit Jahren in Hamburg wohnhaft, deutscher Staatsbürger ist, aus Memmingen stammt und in Kempten aufgewachsen ist, so der Leiter des Hamburger Staatsschutzes Thomas Radzuweit in einer Mitteilung an die Presse.
Auf seiner Website hatte sich der Täter als Unternehmensberater bezeichnet und angegeben, in einem streng evangelischen Haushalt aufgewachsen zu sein. Nach Stand der Ermittlungen war F. vor seiner Tat Mitglied bei den Zeugen Jehovas gewesen. Wodurch es zum Bruch mit der Sekte gekommen war und wie sich dieser vollzogen hat, wird derzeit noch untersucht. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass es sich bei Philipp F. um einen Einzeltäter handelt, der in den behördlichen Registern bis zur Tat nie strafrechtlich in Erscheinung getreten ist. Auch war er nicht als Extremist bekannt.
Dieser Eindruck deckt sich mit den Aussagen von F.s ehemaligem Fußball-Kollegen Thomas Wilhelm, heute Vorsitzender des Stadtjugendring Kempten. Wilhelm, der in den 2000er-Jahren mit Philipp F. im Fußballteam beim Sportverein Cambodunum war, beschreibt den Täter als normalen, ruhigen Typen mit unauffälliger Persönlichkeit. Debatten über Herkunft und religiöse Themen habe es damals mit F. nicht gegeben.
Die Ereignisse vom 9. März
Bei seinem Amoklauf vergangene Woche hatte sich der Täter Philipp F. mit einer Schusswaffe Zugang zu einem Gemeindehaus der Zeugen Jehovas im Hamburger Stadtteil Groß Borstel verschafft, nachdem er zuvor auf eine Frau in ihrem Auto geschossen hatte, die verletzt hatte flüchten können.
Im Gemeindehaus fand zum Tatzeitpunkt eine Veranstaltung statt. In dem Gebäude hatte der Täter sieben Personen, darunter ein ungeborenes Kind getötet und acht weitere Personen verletzt, vier davon lebensbedrohlich. Spezialeinsatzkräfte der Polizei waren nach vier Minuten vor Ort, drangen in das Gebäude ein, indem sie die Tür aufschossen und das Tatgeschehen unterbrechen konnten. Laut Polizei konnten so 20 Personen unverletzt in Sicherheit gebracht werden. Der Amokläufer selbst war vor den Einsatzkräften ins erste Obergeschoss geflüchtet und hatte sich dort selbst getötet.