Schöngerechnete Straßenbauprojekte? Auch B12-Ausbau in der BN-Kritik

Allgäu – Sind die Angaben zu CO2-Emissionen im Bundesverkehrswegeplan schöngerechnet? Ja, sagt der Bund Naturschutz und verweist auf ein Gutachten, das eklatante Versäumnisse und methodische Fehler bei der Berechnung von Treibhausgasemissionen bayerischer Straßenbauprojekte wie dem Ausbau der B12 aufdeckt.
Die schädlichen Klimagas-Emissionen beim Straßenbau sind deutlich höher als angenommen. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Bund Naturschutz (BN), die vier Straßenbauprojekte in Schwaben (darunter den geplanten vierspurigen Ausbau der B12 Buchloe – Kempten) und Franken genauer untersucht hat. Demnach werden im Bundesverkehrswegeplan systematisch deutlich zu niedrige CO2-Emissionen angegeben.
Die tatsächlichen Schäden fürs Klima sind wohl um ein Vielfaches höher. Die Studie hat die Fachagentur für Stadt und Verkehrsplanung RegioConsult im Auftrag des BN erstellt. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die Berechnung sämtlicher CO2-Emissionen, die mit dem Straßenbau einhergehen, im Bundesverkehrswegeplan schöngerechnet sind.
Bund-Naturschutz kritisiert den B12-Ausbau
Für den Bund Naturschutz heißt das: „Die ohnehin schon sehr schlechte Bilanz im Verkehrssektor ist in Wirklichkeit noch um ein Vielfaches schlechter.“ Besonders negativ fällt laut Gutachten ins Gewicht, dass die anlagebedingten Emissionen, die durch den Verlust von Kohlenstoffspeichern, wie Wäldern, Moore und Böden anfallen, nur zu einem extrem geringen Teil in den projektbezogenen Berechnungen des Bundes berücksichtigt werden. „Das hat uns schon überrascht“, sagt Dr. Ralf Hoppe von RegioConsult. Und er fügt an: „Das ist alles andere als seriös.“
Gerade in Bezug auf den vierspurigen Ausbau der B12 sagt Hoppe: „Ein verlorenes Moor lässt sich nicht wiederherstellen.“ Wenig plausibel erscheint den Gutachtenerstellern auch die Annahme des Bundes, dass im laufenden Verkehrsbetrieb ein niedrigerer CO2-Ausstoß angenommen wird, obwohl gleichzeitig ein höheres Verkehrsaufkommen prognostiziert wird.
Auch bei der Planung des Allgäu-Schnellwegs verfehle der Bund mit seinen angenommenen klimaschädlichen Emissionen den tatsächlichen Klimaschaden um ein Fünffaches. Für den Vorsitzenden des BN Richard Mergner sind das eklatante Versäumnisse. Er sagt: „Wie das Gutachten zeigt, ist diese rückwärtsgewandte Politik sogar noch schädlicher als bisher angenommen.“ Der BN fordert daher, sämtliche Straßenbauprojekte in Bayern auf den Prüfstand zu stellen und ihren tatsächlichen CO2-Ausstoß zu ermitteln.