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„Two Peaks Endurance“ aus Füssen betreut 250 Trail Runner

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Team von „Two Peaks Endurance“ aus Füssen v.l. Lars Schweizer, Arne Wolff und Kim-Dania Schierhorn
Lars Schweizer (v.l.), Arne Wolff und Kim-Dania Schierhorn lieben ihre Arbeit als Lauftrainer. © Nina Bauer

Füssen - Seit einigen Jahren erhält eine sehr naturnahe Sportart immer mehr Zulauf: Trailrunning.

Im alpinen Raum sind es Menschen, die sich schnell den Berg hinauf und noch schneller hinunterbewegen. Wer hier konkrete Ziele verfolgt oder das asphaltbefreite Laufen kennenlernen will, kann sich in Füssen von den „Two Peaks Endurance“-Trainern „coachen“ lassen. Dabei muss man selbst gar nicht vor Ort sein.

Manchmal braucht es nicht viele Worte. „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft“, erklärte der berühmte Langstreckenläufer Emil Zátopek sich selbst. Denn eigentlich ist das Laufen die natürlichste Sache der Welt. Spätestens seit dem Corona-Lockdown haben viele diese Bewegungsform für sich (wieder)entdeckt. Am Handgelenk sieht man dabei häufig eine Pulsuhr, die – neben der Zeit, der zurückgelegten Strecke und der Herzfrequenz – meist eine Vielzahl weiterer Messdaten aufzeichnet.

„Two Peaks Endurance“ in Füssen: Individueller Trainingsplan

Aller gesammelten Informationen zum Trotz lässt die Uhr aber manche Frage offen. Etwa: Warum werde ich nicht schneller, obwohl ich regelmäßig trainiere? Bei „Two Peaks Endurance“ in Füssen kennt man sich mit solchen Problemen aus. Anhand der Stärken und Schwächen wird ein individueller Trainingsplan erarbeitet, um die Leistung des Läufers/der Läuferin langfristig zu verbessern. Dass dieses Coaching in den meisten Fällen übers Internet und telefonisch erfolgt, mag zunächst überraschen. Doch die betreuten Sportler sind übers ganze Bundesgebiet verstreut, etliche wohnen gar im Ausland.

Nahe der Füssener Theresienbrücke befindet sich das Büro der „Two Peaks Endurance“ GmbH. Für den pittoresken Blick auf den Lech haben die Geschäftsführer Arne Wolff, Kim-Dania Schierhorn und Lars Schweizer meist nur wenig Zeit. Nachdem sie im Februar vergangenen Jahres das Unternehmen von Michael Arend unter neuem Namen übernommen hatten, mussten sie die steigende Zahl der Anfragen einige Monate mit einer Warteliste ausbremsen. „Unser Anspruch ist, dass wir die Betreuungsqualität immer hoch halten“, erklärt Kim-Dania Schierhorn. Verstärkt wird das Team durch Dr. Alan Metcalfe und Felix Hierold. Inzwischen laufe es aber so gut, dass man auf der Suche nach einem weiteren Lauftrainer sei. „Das Wachstum unseres Sports spiegelt sich in der Entwicklung von Two Peaks Endurance wider“, spricht Kim begeistert übers Trailrunning: „Wie viele Wettkämpfe es mittlerweile gibt!“

Die 36-Jährige ist seit 2018 Trainerin im Unternehmen. Ihre Spezialität sind „längere Läufe“ jenseits der Marathondistanz (42,2 Kilometer), die Ultras genannt werden. Spektakuläre Rennen, wie der „Ultra-Trail du Mont-Blanc“ (gut 160 Kilometer und 9.000 Höhenmeter rund um das MontBlanc-Massiv) sind aber nur eine Facette des Trailrunnings. In den vergangenen 20 Jahren konnten sich unzählige andere Veranstaltungen etablieren, die auch für Hobbysportler geeignet sind. Und für viele ist der Sport zu einem Lebensgefühl geworden, bei dem das gemeinsame Erleben in der Natur über dem Ehrgeiz steht.

Individuelle Zielsetzungen

Genauso unterschiedlich seien die Zielsetzungen, der rund 250 Athleten und Athletinnen, die von „Two Peaks Endurance“ betreut werden, betont Kim Schierhorn: Da ist der Einsteiger, der davon träumt, zehn Kilometer am Stück zu absolvieren. Oder der Umsteiger, der von der Straße auf den Trail (zu Deutsch: Pfad) wechseln will. „Und wir coachen auch Weltklasseathleten, die beispielsweise bei der WM in Innsbruck Anfang Juni teilnehmen.“ Für ihre Läufer veranstalten die Füssener Coaches immer wieder Workshops vor Ort oder mehrtägige Trailcamps. Die Hauptkommunikation übers Jahr findet aber telefonisch, per Messenger-App oder E-Mail statt. Je nach gewünschter Betreuungsintensität werden auf www.twopeaksendurance.de verschiedene Trainingspakete angeboten. Der Athlet kann sich beispielsweise einen Trainingsplan auf den Leib schneidern lassen. Manchmal gibt es auch eine Videoanalyse, in der der Trainer die Daten des Sportlers anschaulich am Bildschirm auswertet. „Wir erklären, wo aktuell die Stärken liegen und wo noch Luft nach oben ist“, erklärt Kim Schierhorn: „Mit unserer Analyse-Software kann man auch langfristige Entwicklungen aufzeigen.“

Der Gemeinschaftsgedanke

Neben der Betreuung ihrer Athleten ist das Trainerteam um Arne, Lars und Kim auch auf Facebook und Instagram präsent, ein eigener Podcast und Youtube-Kanal runden das Ganze ab. „Das Schöne ist, dass wir hier im Team arbeiten“, betont Kim, „und wir uns immer austauschen können.“ Dieser Gemeinschaftsgedanke gelte für die gesamte Trailrunning Community: „Das freundschaftliche Miteinander zeichnet unseren Sport aus.“ Über die Jahre sei auch eine enge Bindung zu den betreuten Athleten entstanden: „Wir erhalten immer eine persönliche Rückmeldung und wissen, wo wir helfen müssen. Das betrifft auch mentale Techniken.“ Wie in den Wettkämpfen, liege der Frauenanteil bei „Two Peaks Endurance“ bei etwa 20 Prozent, schätzt die Trainerin. „Unser ältester Sportler ist übrigens 65, der jüngste 13.“ Dieser werde – in enger Absprache mit dem Vater – speziell gecoacht. Gibt es eigentlich saisonale Schwankungen bei der Nachfrage? „Tatsächlich haben wir den meisten Zulauf im Herbst/Winter. In dieser Jahreszeit beginnt eigentlich schon die Vorbereitung für die nächste Saison.“

Neuheiten bei Erfassung von Körperdaten

Und noch eine Frage an Arne Wolff und Lars Schweizer, ob es Neuheiten gibt, was die Erfassung von Körperdaten betrifft: „Im Sport sind inzwischen Temperatur- und Blutzuckermessungen hinzugekommen“, sagt Arne. „Aber es ist fraglich, ob die sich langfristig als brauchbare Informationen durchsetzen können, weil man nicht weiß, wie man in der Praxis damit umgehen soll.“ Und Lars ergänzt: „Auch beim Hydrationsstatus gibt es noch keine Erfahrungswerte, um den Wasserhaushalt eines Athleten gezielt steuern zu können.“

Die drei Trainer aus Füssen sind sich einig: „Wir haben mehr Daten, als wir benötigen.“ Und manchmal sei es ganz gut, einfach mal nicht auf die Laufuhr zu schauen. „Dann kann es nämlich passieren, dass bei gleichem Tempo wie bisher die Herzfrequenz zehn Schläge niedriger ist.“ Warum? „Weil man sich nicht stresst.“ 

Von Elmar Schalk

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