Die katastrophalen Unwetter in Rheinland-Pfalz haben gezeigt, dass ein flächendeckendes Warnsystem für Hochwasserlagen und andere Gefahrensituationen unverzichtbar ist. Warn-Apps wie NINA oder Katwarn, das Mobilfunknetz oder andere digitale Systeme nutzen wenig, wenn – wie im Ahrtal geschehen – bereits in der Anfangsphase der Strom ausfällt. Zudem kann sich dem Sirenengeheul niemand entziehen, auch wenn das Smartphone weggelegt oder ausgeschaltet ist.
„Die Bürgerschaft verlässt sich darauf, in Gefahrenlagen gewarnt zu werden. Auf Glockengeläut reagiert heutzutage niemand mehr“, begründet Feuerwehrreferent Andreas Lohde (CSU) den Antrag seiner Fraktion zum Aufbau eines flächendeckenden Sirenennetzes. Nur mittels Sirenen könne „sichergestellt werden, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit die gesamte Bevölkerung zuverlässig vor einer unmittelbaren Gefahr für Leib und Leben gewarnt werden kann.“ Neben Unwetterereignissen kann es sich dabei auch um Brände, Chemieunfälle oder beispielsweise Terroranschläge handeln.
Nun rächt sich, dass nach Ende des kalten Krieges die Sirenen weitgehend demontiert wurden. Zwar verfügt die Brucker Feuerwehr über eine mobile Sirene, die im engeren Umkreis eingesetzt werden könnte, doch habe diese weder „die ausreichende Höhe noch Reichweite“, so Lohde.
Dieses Thema sei schon vor den Ereignissen in Rheinland-Pfalz auf der Agenda gewesen, erklärte OB Erich Raff (CSU). Seitens des Ordnungsamtes wurden im Rahmen der Haushaltsplanung insgesamt 140.000 Euro für den Etat 2022 eingeplant. Auch wurden bereits Fördergelder beim Freistaat beantragt, der ein Sonderförderprogramm zur Verbesserung der Warninfrastruktur aufgelegt hat. Hierfür muss die Betriebsbereitschaft jedoch bis zum 31. Dezember 2022 hergestellt werden, erklärt Sachgebietsleiter Christian Kolb, im Rathaus verantwortlich für Sicherheit und Ordnung.
Eine Vorabuntersuchung ergab für das Stadtgebiet einschließlich aller Ortsteile einen Bedarf von neun Sirenen. Geräte neueren Typs können auch ohne Strom mehrfach alarmieren und mittels Funk über die Integrierte Leitstelle oder in eigener Verantwortung durch die Stadtverwaltung ausgelöst werden. Optional können sie auch Sprachdurchsagen verbreiten, um die Bevölkerung zu einem speziellen Verhalten aufzurufen. Die Kosten belaufen sich pro Einheit bei einem Dachaufbau auf knapp elftausend Euro, freistehende Sirenen als Mastaufbau kosten rund 17.000 Euro pro Stück.
Andreas Rothenberger (BBV) regte noch an, die Bevölkerung darüber zu informieren, welches Signal was bedeutet. Er könne bei einem Alarm nicht sagen, ob man jetzt ins Haus müsse und die Fenster schließen oder wegen einer besonderen Gefahrenlage sich ins Freie begeben müsse.
Fischer