Germerings »Grünes Quartier«

Eine hitzige Diskussionsrunde bei schwülen Temperaturen. Auch wenn der Sitzungssaal des Rathauses im sechsten Stock gut klimatisiert war, ging es zeitweise heiß her. Vertreter der Stadt, wie Oberbürgermeister Andreas Haas und Stadtbaumeister Jürgen Thum, hatten den Ablauf zuvor genauestens geplant. Einleiten sollte eine etwa 45-minütige Präsentation zum Bebauungsplan der Stadt was das Kreuzlinger Feld betrifft, danach sollte eine Fragerunde unter dem Motto „Germering lebt von seinem Bürgersinn“ folgen, um Sorgen und Anregungen zu klären.
Germering - Schnell wurde allen Anwesenden klar, dass die brisante Thematik dies nicht hergeben würde. Zwischenrufe, lautes Gelächter und Gemurmel unterbrachen die Expertenvorträge. Die Bürger und nächsten Anwohner des Kreuzlinger Feldes – dem Gebiet zwischen dem Starnberger Weg, der Landsberger Straße beziehungsweise der S-Bahnlinie, der Kreuzlinger Straße und der Alfons-Baumann-Straße – sind vom geplanten Bauprojekt nicht begeistert. „Wir fürchten um einen Anstieg des Verkehrsaufkommens und eine erhöhte Lärmbelästigung. Ihre Messungen stimmen nicht, schon jetzt sind die Straßen zu. Wer will die Massen von Menschen“, so eine Stimme aus dem Publikum.
1.080 Wohnungen und 1.500 Stellplätze
Geplant sind 1.080 Wohnungen sowie 1.500 Pkw-Stellplätze in Tiefgaragen und Besucherparkplätze für 2.500 Menschen. Die Nähe zum Ballungsraum München wird immer spürbarer, das wirkt sich auch auf die umliegenden Gemeinden und Städte aus. Gerade in Germering wird momentan an jeder Ecke gebaut. Das Idyll einiger Germeringer Anwohner scheint an diesem Abend wie eine Seifenblase zu zerplatzen – veranschaulicht durch die Bebilderung der Präsentation der Experten bestehend aus Architekten, Infrastrukturplaner, Verkehrsplaner und Landschaftsarchitekten. Auch sogenannte „pocket parks“, kleine parkähnliche Anlagen sowie Wasserspiele und viel Grün überzeugten keineswegs. Insbesondere eine Bürgerinitiative spricht sich gegen die Pläne der Stadt aus. Nach der Vorstellung der rein informellen und noch nicht rechtlichen Rahmenplanung zum Kreuzlinger Feld am 23. Januar diesen Jahres im Umwelt-, Planungs- und Bauausschuss, gründete sich die Bewegung.
Zuzug fördern oder nicht?!
Ein Flächennutzungsplan, so erklärte es Thum, bestehe immer für den Zeitraum von 15 bis 20 Jahre. Die Bebauung des Kreuzlinger Feldes sei da bereits in den Neunziger Jahren angedacht gewesen. „Den größten Zuzug hat Germering in den Sechziger und Siebziger Jahren erlebt, auch ich kam da mit meinen Eltern hierher. Das wäre nicht gegangen, wenn man die damalige Bebauung gekippt hätte“, erzählt Haas. Aber auch diese Worte stoßen bei den Bürgern auf Missmut, sie fühlen sich hintergangen und das wurde an diesem Abend deutlich.
Claudia Becker