„Was ist bloß los mit unserem Land, und sind unsere demokratischen Werte gefährdet“, fragte der Brucker Rathauschef in die Gästerunde und zitierte einen Auszug aus dem Weihnachtsbrief des Stadtratskollegen Willi Dräxler (BBV) unter der Überschrift „Die Wutbürger und die frohe Botschaft.“ Durch Querdenker, Reichsbürger und Verschwörungstheoretiker gehe mittlerweile die größte Gefahr für die Demokratie aus. Und nach den ersten Montagsspaziergängern vor dem Brucker Rathaus erinnerte sich Raff an die Weihnachtsansprache 2018 von Bundespräsident Walter Steinmeier, der sagte: „Redet miteinander, da man nur so Konflikte lösen und zumindest zu einem Kompromiss kommen kann.“ Raff selbst musste leider frustriert feststellen, dass dabei die Meinung des anderen allerdings so gut wie nicht akzeptiert werde, weil diese nur mit manipulierten Fakten zustande gekommen sei und die Wahrheit nicht gesagt werde.
Raff lobte das Verhalten der Brucker Polizei, insbesondere Polizeioberrätin Nina Vallentin, die dabei den Spagat zwischen der Überwachung von gesetzlichen Vorschriften und der Abwägung, Regeln durchzusetzen oder lieber deeskalierend vorzugehen, bisher bestens gemeistert haben. Bevor das Stadtoberhaupt auf die kommunale Politik überging, dankte Raff der Schwabinger Polizei, die mithalf bei der raschen Aufklärung von Brucks gestohlener „goldener Brezn“.
Trotz schwieriger Haushaltslage könne die Stadt stolz darüber sein, doch einiges vorangebracht zu haben, erwähnte Raff die Rückkehr der Badeinsel im Pucher Meer, den im September fertiggestellten Bau des Sportzentrums III, die Übergabe des Freizeitgeländes des ehemaligen Stockschützen-Areals an Brucker Vereine, den barrierefreien Umbau des Bauamts im Rathaus, sowie den Umbau des ehemaligen Geschäftshauses der Stadtwerke für Startup-Unternehmen.
Unter dem Motto „Glücksmomente“ wurden von Bürgern an der Schöngeisinger Straße und der Fliederstraße 55 Bäume gespendet, teilte Raff mit. „Ein Beitrag für die Umwelt.“ Für das Sonderprogramm „Innenstädte beleben“ erhält die Stadt für die Umgestaltung des Viehmarktplatzes eine Förderung von 1,67 Millionen Euro. Auch darf die Stadt für zwei weitere Jahre den „Fairtrade“ Namen weiter führen. Als das größte Projekt nach dem Bau des Veranstaltungsforums vor 20 Jahren bezeichnete Raff den Neubau der Schule West II mit einer Baukostensumme von 35 Millionen Euro. Als eine generationsübergreifende Aufgabe und große Chance für die Stadt bezeichnete Raff die Konversion des Fliegerhorstes.
Als Premiere präsentierte Raff den ersten Brucker Wein aus Reben, die vor rund 20 Jahren an der Mauer der Tenne im Stadtsaal-Innenhof gepflanzt wurden. Mit 78 Oechsle hat Willi Wieland einen Wein im oberen Qualitätsbereich kreiert. Eine kleine Weinprobe fand sogleich auf der Bühne statt.
Zum 50. Mal jährt sich das Olympia-Attentat am 5. September, bei dem elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist ihren Tod fanden.
Überhaupt kein Verständnis zeigte Raff über die fortschreitende „Vermüllung“ und berichtete von einem Hilfeschrei einer Mitbürgerin, die sich über die Zustände der Skateranlage bei der Feuerwehr beschwerte. Zugleich bedankte sich der OB bei den über 100 freiwilligen Bürgern, die bei der Aktion „Saubere Landschaft“ mitgemacht haben.
Dieter Metzler