1. kreisbote-de
  2. Lokales
  3. Fürstenfeldbruck

Altes Brauchtum neu erlebt

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Laute Glockenschellen, ohrenbetäubendes Stampfen, gruselig anmutende Gestalten, wildes Treiben – die Perchten sind da. Passend zur kälter werdenden Jahreszeit und dem bevorstehenden Advent, stellt der Verein der AmperPerchten, zum zweiten Mal nach 2015, vom 23. Oktober bis zum 9. November ihre Masken in der Sparkassenfiliale in der Hauptstraße 8 in Fürstenfeldbruck aus – bevor sie wieder im Advent ihr Unwesen treiben.

null
1 / 12 © Becker
null
2 / 12 © Becker
null
3 / 12 © Becker
null
4 / 12 © Becker
null
5 / 12 © Becker
null
6 / 12 © Becker
null
7 / 12 © Becker
null
8 / 12 © Becker
null
9 / 12 © Becker
null
10 / 12 © Becker
null
11 / 12 © Becker
null
12 / 12 © Becker

Fürstenfeldbruck - In jedem Jahr um die Adventszeit wird es den Besuchern hiesiger Christkindlmärkte mulmig in der Magengegend, wenn wieder fest auf den Boden gestampft wird, die Schellen ertönen und sich Fackeln gespenstisch ihren Weg durch die Dunkelheit bahnen. Vor allem aus dem Voralpenland sind vielen die Bräuche rund um die Perchten bekannt, seit einigen Jahren sind sie auch bei uns weiter verbreitet. Das ist durch vereine wie den Brucker AmperPerchten möglich, die nicht nur Zeit, Schweiß und viel Geld investieren, sondern auch aufklären wollen und Brauchtum wieder aufleben lassen möchten. „Die Gestalten sollen keine Angst einjagen, wir wollen primär über den Brauchtum der Perchten aufklären“, sagt Obmann Johannes Trnka. 

30 Kilo Kostüme

Schwer zu glauben, bei den teilweise furchteinflössenden Masken, die dieser Tage zu den Geschäftszeiten der Brucker Sparkasse ausgestellt werden. Eine Maske kann mehrere Kilogramm wiegen,sie wird eigens von einem Maskenschnitzer in Bad Reichenhall aus Holz gefertigt – an den jeweiligen Träger angepasst. „Eigene Wünsche fließen zwar mit ein, aber irgendwie schafft es unser Schnitzer jedes Mal auch die Charaktereigenschaften der Träger mit einfließen zu lassen. So ist jede Maske individuell, passt aber auch zu den anderen Perchten der Gruppe“, so Trnka weiter. Auch die Hörner sind echt, von Steinbock, Ziege oder Widder – traditionell und nach altem Vorbild sollen die Masken sein. Die aufwendig gefertigten Gewänder fallen ebenso ins Gewicht, die Ziegenfelle werden speziell für die AmperPerchten in Österreich gefertigt. „30 Kilo können da schnell zusammen kommen“, sagt Trnka. Abgerundet wird das Ganze von einem Glockengurt und einem echten Roßschweif. Momentan gibt es 17 unterschiedliche Perchtenkostüme, weitere sollen dazukommen, wie der Verein verrät. Besonders die Verbindung zu Fürstenfeldbruck sei ihnen da wichtig. Viele der Mitglieder sind gebürtige Brucker und wollen Brauchtum in ihrer Heimatstadt wieder groß machen. Wie es in der Ausstellung bereits angedeutet wird, soll der Bezug zur Heiligen Luzia geknüpft werden. Jedes Jahr am 13. Dezember findet an der Amper das Luzienhäuslschwimmen statt. Traditionell sind auch die Perchten immer anwesend. Zu Ehren der Lichterkönigin, die ein Hochwasser an der Amper verhindert haben soll, werden selbstgebastelte Häuser bestückt mit einem Licht zu Wasser gelassen. 

Alter heidnischer Brauch

Laut altem heidnischen Brauch öffnete sich zu den Raunächten die Welt zu den Geistern und Dämonen zogen durch das Land. Menschen, die als Perchten verkleidet durch die Dörfer zogen vertrieben die bösen Geister des alten Jahres und brachten das Glück und die Fruchtbarkeit für das neue Jahr mit. Das Stampfen und Springen auf den Boden soll das Wachstum für das neue Jahr wecken, so hoch wie sie sprangen, so hoch soll das Getreide wachsen. Das Ziel der Perchten ist nicht Angst und Böses zu verbreiten, ganz im Gegenteil, sie gelten als Glücksboten, die das Böse vertreiben wollen. „Wir wollen Menschen der digitalen Zeit, die regelrecht getrieben sind, wieder an die Natur heranführen“, so beschreiben die Mitglieder ihren Auftrag als Perchten. Sie wollen Groß und Klein für einen Moment in eine Zeit entführen, in die der Mensch eins war mit der Natur. Die Jahreszeiten, Mondphasen, Tag und Nacht bestimmten das Leben, Denken und Handeln. In Zeiten von Dürre und Missernten vermutlich noch wichtiger wie je zuvor. 

Claudia Becker

Auch interessant

Kommentare