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Von München nach Singapur in 211 Tagen auf dem Fahrrad - Jungfilmer Maximilian Semsch berichtete über seine Reise durch 10 Länder bei vhs-Vortrag

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Der Münschner Maximilian Semsch sprach bei der vhs in Puchheim in einem Dia-/Filmvortrag über seine große Fahrradreise durch Osteuropa und Mittelasien bis nach Singapur.
Der Münschner Maximilian Semsch sprach bei der vhs in Puchheim in einem Dia-/Filmvortrag über seine große Fahrradreise durch Osteuropa und Mittelasien bis nach Singapur.

Eigentlich wollte er ja brav studieren: Maximilian Semsch, 27, in München ansässig, entdeckte aber bereits im zarten Alter von 21 Jahren das Reisen als Lebenszweck für sich. Und als Ergebnis, darüber in Bildern und Worten zu berichten. Seine 2. Weltreise führte ihn 2008 in 211 Tagen auf dem Fahrrad ab München durch 10 Länder bis in den Stadtstaat Singapur/Malaysia.

„Ohne Ozeanüberquerung und Rasur und sieben Kilo leichter …“ Wenn Semsch - wie jetzt beim vhs in Puchheim - munter loslegt, bleibt des öfteren lautes Besucherlachen nicht aus, obwohl es dem untrainierten Radlfahrer mit 50 Kg Gepäck bei seinen riesigen Länderdurchfahrten in der Ukraine, in Russland und Kasachstan in großer Hitze nicht immer zum Lachen war. Seine Eindrücke hat er in unzähligen Dias festgehalten und dazu noch mit einer HDV-Videokamera einen 76minütigen Film produziert. Was für ihn als gleichzeitiger Regisseur, Kameramann und Darsteller nicht ohne längeren Zeitaufwand bei einzelnen Einstellungen ablief. Den inneren „Schweinehund“ und die Einsamkeit hat er bei den endlos erscheinenden, zumeist unbewohnten Streckenabschnitten überwinden können, dank auch seiner menschlichen Begegnungen, die ihn zwischendurch erreichten. Ob es die 12 Reiter aus Leipzig an einem abendlichen Lagerfeuer am Waldrand in der Ukraine mit viel Wodka waren oder die strenge Ausweiskontrolle der Polizei in Kasachstan: „Als die sahen, woher ich kam, war die Stimmung sofort anders. Die zeigten mir sogar die Bilder ihrer Kinder …“ Oder die vielen Einladungen in Russland, wenn Semsch abends in einem Dorf auftauchte: „Das wurde immer ein fürchterliches Besäufnis. Zuletzt bin ich nur noch in der Dunkelheit angekommen und hab’ mich dann ganz schnell auch wegen der Stechmücken in mein Zelt verkrochen …“ Diese Begegnungen der besonderen Art zwischen Mai und Dezember 2008, gepaart mit den unterschiedlichsten Landschaften, und die ständige körperliche Anstrengung, Wege und Weiten zu bezwingen, beantworteten ganz alleine für ihn die Frage nach dem Sinn: „Worum geht es im Leben überhaupt?“ Antwort: „Wegfahren. So kehrst du reicher in dich selbst zurück.“ Auf seinem exakt 13.332 Km langen Gesamtweg durch insgesamt 5 Zeitzonen übernachtete er in 132 Hotels (sofern sie diesen Namen verdienten!) und 79 Mal im mitgeführten Zelt. Die längste Zeit ohne Dusche betrug 17 Tage und seine größte Sorge war, immer rechtzeitig beim Ablauf der 30tägigen Visa an den jeweiligen Grenzstationen zu sein. Seine größte Enttäuschung: Das vom chinesischen Konsulat in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, verweigerte Visum für die vorgesehene Einreise nach China. Grund: Die olympischen Spiele. China wünschte hierzu keine Individualreisende, sondern nur akkreditierte Besucher im direkten Zusammenhang mit den Spielen. Statt nach Osten fuhr Semsch jetzt nach Süden, weitere 1200 Km durch das neuntgrößte Land der Erde (mit 2,7 Millionen Quadratkilometer, in die 13 europäische Staaten hineinpassen würden) nach Almaty vor der 7000 Meter hohen Bergkette des Tien Schan. Semsch bestieg hier mit Radl und Gepäck einen Flieger, der ihn ins thailändische Bangkok brachte. „Endlich, nach den vielen Tagen der Einsamkeit und stummen Landschaften die Möglichkeit, wieder reichlich kommunizieren zu können … Englisch oder deutsch, das war egal.“ Nach einigen Bangkok-Tagen und in einem ganz anderen, feuchtwarmen Klima die Radl-Weiterfahrt hinüber nach und durch Malaysia, begleitet von der überreichlichen, südostasiatischen Küche. Auch eine Entschädigung für das ausgefallene China, auch eine Art Wiedergutmachung für das viele Pferdefleisch in Kasachstan, was manchmal auf den Magen schlug. „Ich hab’ mich dann auf strauch- und baumloser Landstraße einfach in den Graben gehockt und vorbeifahrenden Autos fröhlich zugewinkt …“ Ein Ortsschild vom malaysischen Melako weckte in Maximilian Semsch die eher traurig stimmende Erkenntnis, nur noch 180 Kilometer von Singapur entfernt zu sein - und damit am Ende einer Super-Erkenntnisreise. Doch hier erwartete ihn seine Freundin, angereist aus Deutschland. Und das war ein guter Grund, mit ihr noch angehängte drei Wochen - ohne Fahrrad - in Thailand/Kambodscha auch kulturhistorisch (Angkor Vat) zu verbringen. Maximilian Semsch, „What a Trip“: Tschechien-Polen-Ukraine/Kiew-Rußland/Ural-Kasachstan/Astana/Almaty-Bangkok-Singapur. maxi_semsch@hotmail.com

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