Die 23-jährige Brucker Stadträtin und Sprecherin der Grünen Jugend im Landkreis, Judith Schacherl, freute sich besonders darüber, dass parteiübergreifend alle politischen Jugendorganisationen im Landkreis sofort mitmachten. Doch nicht nur die Jugend versammelte sich am Brunnenplatz in der Innenstadt, auch viele ältere Kommunalpolitiker waren gekommen, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden.
Wir kennen keine Grenzen und wir kennen keine Kriege und merken, dass es ein viel größeres Privileg ist, als wir gedacht haben.
„Wir wollen heute ein Zeichen setzen“, sagte Schacherl. Die Ereignisse in der Ukraine habe alle in eine Schockstarre versetzt. Die jungen Menschen seien größtenteils in ein vereintes Europa und in ein vereinigtes Deutschland geboren worden. „Wir kennen keine Grenzen und wir kennen keine Kriege und merken, dass es ein viel größeres Privileg ist, als wir gedacht haben. Das ist sehr schwer, wenn einem bewusst wird, da geht es plötzlich Menschen ganz anders. Unsere Solidarität gilt nicht nur der Ukraine, sondern auch der russischen Bevölkerung, die auf die Straßen gehen, ihr Leben riskieren, in dem sie gegen diese Politik protestieren. Auch das verdient Respekt, dass nicht alle sagen, wir sind nicht das Russland, das weltweit gerade gezeigt wird. Krieg kann nie eine Lösung sein.“
Berührt zeigte sich Andreas Lohde, CSU-Stadtrats-Fraktionsvorsitzender, über das Signal der Jugend. Der in Puch lebende Lohde ging auf die besondere Verbundenheit mit der Ukraine durch die selige Edigna von Puch ein, wodurch Puch zur Pilgerstätte für Angehörige der ukrainisch-orthodoxen Kirche wurde. Zu den Edigna-Spielen kommen regelmäßig ukrainische Wallfahrer. Lohde berichtete von einer Kontaktaufnahme mit dem Künstler Fedir Balandin, der in Kiew eine Künstlerbar betreibt. Er hat seine Kinder bereits nach Warschau in Sicherheit gebracht und sitzt selbst mit seiner Frau und Freunden im Keller seines Hauses, um sich vor den Bomben zu schützen. Die vor dem Alten Rathaus Versammelten vernahmen Balandin Stimme, wie er „seine Freunde im schönen Bayern“ aufrief, den „verrückten Mann Putin zu stoppen.“
„Den Bruch des Völkerrechts können wir nicht so ohne Weiteres hinnehmen“, sagte Lohde. „Deshalb bin ich dankbar, dass ihr alle da seid, über alle Parteigrenzen hinweg. Hier ist ein Diktator aus der Zeit gefallen. Das passt nicht nach Europa. Das ist ein Angriff auf die demokratische Grundordnung Europas. Deswegen müssen wir hier stehen, und ich glaube, wir müssen uns noch öfters versammeln.“ Anschließend stellte Lohde einen Live-Telefonkontakt zu Balandin in Kiew her, der in Englisch über die schreckliche Lage in Kiew berichtete.
Brigitta Klemenz (CSU), dritte Bürgermeisterin der Kreisstadt, berichtete, dass in Bruck 129 ukrainische Bürger leben, denen die Stadt über Facebook Unterstützung zugesagt hat. Sie sollen sich an die E-Mail-Adresse des Oberbürgermeisters wenden, wenn sie Familienmitglieder auf der Flucht haben und Hilfe brauchen.
Stadtrat Florian Weber (Die Partei) hat an alle Stadträte und den OB eine E-Mail versandt, dass eine außerordentliche Stadtratssitzung einberufen werden soll, informierte Irene Weinberg (BBV). So soll am heutigen Montag eine Versammlung stattfinden, um schnell aktiv werden zu können und zu helfen, bedankte sich Weinberg für Webers Engagement.
Dass die wirtschaftlichen Sanktionen des Westens Putins Wahn beeinflussen können, glaube ich kaum.
Die 23-jährige Grüne-Stadt-, Kreis- und Bezirksrätin Gina Merkl meinte: „Unsere Generation ist in einem vereinten Europa aufgewachsen. Dass sich der Osten und Westen so gegenüberstehen, das kennen wir nicht. Dass die wirtschaftlichen Sanktionen des Westens Putins Wahn beeinflussen können, glaube ich kaum.“
Justin Rosner (31), stellvertretender JU-Vorsitzender, sagte: „Wir haben alle Angst und es herrscht tiefe Betroffenheit. Ich kenne Krieg in Europa nur aus dem Geschichtsunterricht. Ich bin auf jeden Fall gegen eine Gewaltlösung, sondern für wirtschaftliche Sanktionen, auch wenn sie uns am Ende selber treffen.“ Auch Johannes Schreck (22), einer der beiden Juso-Kreisvorsitzenden, sprach sich für eine Lösung auf diplomatischem Weg aus. „Der Konflikt muss beendet werden und zwar schnellstens.“
Metzler