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Von Venezuela in den Landkreis Fürstenfeldbruck eingewandert - Südamerikanische Werkstoff-Ingenieurin gründete Export-Unternehmen - Dankbar für die Chancen in Deutschland

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Unser Bild zeigt zwei in Südamerika gebürtige Landkreisbewohnerinnen: l. die vor der Einbürgerung stehende Werkstoff-Ingenieurin Maria Gonzalez de Uhlig, die in Hattenhofen mit ihrem Ehemann eine Export-Firma für Südamerika aufgebaut hat, r. die Initiatorin von Noche Latina (Veranstaltungsforum Fürstenfeld), Gloria Heep. Foto: H. Spies
Unser Bild zeigt zwei in Südamerika gebürtige Landkreisbewohnerinnen: l. die vor der Einbürgerung stehende Werkstoff-Ingenieurin Maria Gonzalez de Uhlig, die in Hattenhofen mit ihrem Ehemann eine Export-Firma für Südamerika aufgebaut hat, r. die Initiatorin von Noche Latina (Veranstaltungsforum Fürstenfeld), Gloria Heep. Foto: H. Spies

Ganz schön mutig: Seit 9 Jahren lebt die Werkstoff-Ingenieurin Maria Gonzalez de Uhlig aus Venezuela jetzt schon mit Sohn und Tochter und Ehemann Uhlig in Bayern. In Hattenhofen hat sie sich mit ihrem Ehemann eine neue Existenz aufgebaut - mit einer Export-Firma. Gonzalez führt Ersatzteile für Produktionsanlagen aus ganz Europa nach Chile, Argentinien und Mexico aus. An den Schnee und die harten Wintermonate hat sich die Familie aus dem von der Sonne verwöhnten Venezuela gewöhnt. Maria Gonzalez hat 900 Unterrichtsstunden Deutsch gebüffelt - die Eintrittskarte für eine erfolgreiche Einbürgerung und den EU- Pass.

Ihr Ehemann hatte es mit der deutschen Sprache einfacher: Als er zwei Jahre alt war, wanderten seine Eltern zwar von Deutschland nach Venezuela aus, pflegten aber weiterhin die deutsche Muttersprache und die deutsche Küche, während Maria Gonzalez in einer Spanisch sprechenden venezulanischen Familie aufwuchs als Kind einer Professoren-Familie, der Vater Meeres-Biologe, die Mutter Literaturwissenschaftlerin. Deutsche Küche hat Maria Gonzalez inzwischen bei ihrer Schwiegermutter kennengelernt und Weihnachten feiern Katholiken in Südamerika genauso traditionell wie hierzulande. Ungewöhnlich sei jedoch das Zielland Deutschland für Auswanderungswillige in Venezuela. Gonzalez: “Europa ist zu weit weg, wenn, dann gehen Leute aus Venezuela in die USA oder nach Panama.” In Venezuela, dem chaotischen südamerikanischen Land, das mit seinen Ölreserven noch vor Saudi-Arabien rangiert, herrscht uneingeschränkt Präsident Chavez, der eine Vorliebe für problematische Regime wie den Iran und auch Kuba pflegt und häufig vollmundige Versprechungen macht, denen keine Taten folgen. Gonzalez zeigt einen Artikel, der kurz und bündig die katastrophale Sicherheitslage im Überwachungs-Staat Venezuela auf den Punkt bringt: „ In Caracas werden mehr Menschen getötet als im Irak”. An der Tagesordnung rund um die Elendsgürtel der Hauptstadt sind Auftragsmorde rivalisierender Gangs, Raubüberfälle, Express-Entführungen, Erpressungen, Korruption, Vergewaltigungen. Dazu gesellten sich Versorgungsengpässe bei der Elektrizität und Grundnahrungsmitteln, die Lebensmittelpreise seien erschreckend hoch. Der florierende Schwarzmarkt ist unerschwinglich für den Großteil der Bevölkerung, in der eine 50prozentige Arbeitslosigkeit die „Barrios” - der Begriff für Elendsviertel - anwachsen lässt. Was Gonzalez und ihren Kindern bei ihrem jüngsten Besuch über Weihnachten in Venezuela besonders aufgefallen ist: Das Land zeichnet sich zwar durch sehenswerte Naturparks und wunderschöne Landschaften aus, viele Siedlungen und Dörfer ersticken jedoch andererseits im Müll. Niemand fühle sich für die Müll-Entsorgung zuständig. Die Fahrt der Familie in einem gemieteten Landrover quer durchs Land war anstrengend. Gonzalez: „Benzin ist preiswert, aber die Straßen und Wege sind voller Schlaglöcher und in einem katastrophalen Zustand.” Die Menschen in Venezuela seien hilfsbereit und liebenswürdig, zugleich aber in ihrem System „wie gelähmt”: Mehr als 25 Milliarden Dollar habe Chavez in den letzten vier Jahren in seine Verstaatlichungs-Pläne fließen lassen, jedoch warten viele ausländische Firmen vergeblich auf hohe zugesagte Entschädigungsleistungen.Seitdem Chavez regiert und nach Belieben verstaatlichen lässt, sind hunderttausende Arbeitsplätze vernichtet worden. Der Staat kontrolliert die Zuteilung von Devisen. Neuerdings seien auch Subventionen für Lebensmittel und vor allem für Medikamente gestrichen worden. Die teuren Import-Arzneien aus Europa (auch deutsche Pharmaunternehmen sind vertreten) können sich die Venezulaner, deren Löhne bei der Kaufkraft fast um die Hälfte (40%) eingebüßt haben, nicht mehr leisten. Das Bruttoinlandsprodukt Venezuelas sank nach Angaben der Zentralbank um 1,9 Prozent. Bitter ist, dass die übrige Region einen BIP-Zuwachs von 6 Prozent und damit das höchste Wirtschaftswachstum seit 30 Jahren verbuchen konnte, sagt Gonzalez. Das sozialistische Staats-Modell kennt zwar keine Studiengebühren, jedoch läutet für die Privat-Wirtschaft durch die sozialistische Verstaatlichungs-Politik das Totenglöckchen. Gonzalez betont, sie sei froh über die Chance, in einem demokratischen Staat wie Deutschland leben zu können, wo sie sich um die persönliche Sicherheit und das Wohlergehen ihrer beiden Kinder - die Tochter studiert Geowissenschaften, der Sohn ist noch auf der FOS - keine Sorgen zu machen braucht. Mit der Unterstützung ihres Mannes Hans Uhlig - studierter Agrar-Ingenieur - hat Gonzalez ihre Exportfirma Tec-Al Trade GmbH gegründet. Hans Uhlig fand in seinem Fachgebiet keinen Arbeitsplatz und arbeitet deshalb seit acht Jahren für eine Catering-Firma am Münchner Flughafen. Für ihre südamerikanischen Kunden organisiert die Unternehmerin auch alle Zoll- und sonstigen Formalitäten. Das Geschäft läuft gut. So gut übrigens, dass die Familie überlegt, ihr Büro in einem Industriegebiet im Landkreis anzusiedeln. Gonzalez ergänzt: „In Venezuela hätte ich mit meinem Privat-Unternehmen keine Chance.”

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