Nach den langen Regentagen und viel zu nassen Böden war es am 20. Mai nun endlich so weit, die Kitzretter traten in Aktion. Am Vormittag konnten zwei Rehkitze mit Hilfe der Drohne aus der Wiese gerettet werden. Sie wurden vorsichtig in die Transportboxen gehoben und außerhalb der Wiese abgestellt.
Stress für die Kitze
Dann konnte der Bauer mähen. Anschließend machten sich einige der Retter wieder auf den Weg, um die Kitze aus der Box zu heben – genauso vorsichtig wie zuvor. Für die Kitze war es Stress, in eine Box verfrachtet zu werden, doch dadurch haben sie überlebt.
Was hat nun der Landwirt davon? Die meisten Landwirte werden wohl von sich aus alles tun, um das Vermähen von Rehkitzen zu vermeiden. Doch auch Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes soll die Wichtigkeit der Kitzrettung deutlich machen. Denn es kann eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe verhängt werden, wenn ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund getötet wird oder ihm erhebliche Schmerzen zugefügt werden.
Hierfür reicht es, wenn ein Landwirt keine Vorsorge trifft, um das Vermähen von Rehkitzen zu vermeiden. Außerdem muss die Mahd unterbrochen werden, wenn ein Kitz auf der Fläche getötet oder verletzt wurde.
Drohnen helfen
Die meisten Landwirte in der Umgebung von Lechbruck kommen daher sehr gerne auf den Verein „Kitzretter Lechbruck“ zu, denn Rehkitze sind im hohen Gras selbst dann nur schlecht zu erkennen, wenn das Feld sorgfältig abgegangen wird. Da helfen die Drohnen ungemein. Und der Verein kann auf etwa 15 aktive Helfer zurückgreifen, die oft schon ab vier Uhr früh und den ganzen Tag im Einsatz sind, je nachdem wie viele Bauern sich gemeldet haben.
Je nach Wetterbericht können die Bitten um Unterstützung recht kurzfristig beim Verein eingehen. Die Kitzsuche ist für die Bauern kostenlos, Spenden sind jedoch sehr willkommen, denn Einmalhandschuhe, Transportboxen, Akkus für die Drohnen und weiteres Material kosten Geld. Mit zum Teil sehr großzügigen Spenden von Lechbrucker Bürgern und Firmen konnten die Transportboxen angeschafft werden. Natürlich wäre es hilfreich, noch weitere Drohnen mit Wärmebildkamera zu haben, aber dafür ist es auch erforderlich, einen Pilotenführerschein zu haben.
Und das sind im Moment nur zwei Personen: Frank Henke, der Vorsitzende des Vereins, und Larissa Leiß, die zweite Vorsitzende. Den Verein gibt es nun bereits im zweiten Jahr. Er wurde im Mai 2022 gegründet. Bereits vorher war eine privat gekaufte Drohne im Einsatz, um Felder zu überwachen. Mit der Vereinsgründung war es möglich, Förderung vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zu erhalten, um eine zweite Drohne mit Wärmebildkamera anschaffen zu können. Insgesamt hat der Verein 34 Mitglieder.
Welche Wünsche hat der Verein? Es wäre schön, wenn sich noch mehr aktive Mitglieder finden, damit sich der Zeitaufwand für die Kitzsuche auf mehr Schultern verteilt. Je nach Wetter geht es um etwa zwei Wochen im Jahr, in denen die Kitze gerettet werden müssen, dann sind sie alt genug, um wegzulaufen. Und auch Spenden sind willkommen.
Larissa Leiß wünscht sich, dass Menschen die Transportboxen nicht anfassen, wenn sie sie stehen sehen. Und „dass die Hunde gerade jetzt in der Brut- und Setzzeit an der Leine geführt werden, auch wenn es keine Leinenpflicht gibt“. Letztes Jahr musste sie beobachten, wie ein Hund ein Kitz gerissen hat. Leiß wünscht sich, dass Spaziergänger auf den Wegen bleiben und nicht über die Wiesen und quer durch den Wald laufen.
Jeder Landwirt im Umfeld von Lechbruck ist eingeladen, sich vor der Mahd beim Verein zu melden, um sicherzustellen, dass keine Kitze in der Wiese liegen.
Jutta Pyka