Pfronten – Hoher Besucher ist am Donnerstag zur Wiedereröffnung des Weltladens in Pfronten gekommen: Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller (CSU) schaute in den frisch umgebauten Räumen vorbei, gab einen Einblick in die Herstellung von Kaffee, Kakao und Kleidung und betonte dabei, wie wichtig Fairer Handel sei.
Dabei sprach er den Weltläden seinen Dank aus: „Ihr seid seit 50 Jahren die Vorkämpfer.“ Seit vergangener Woche erstrahlt der Weltladen in Pfronten in neuem Glanz. Als der Geldautomat im Vorraum des Weltladens abgebaut wurde, bekam der Weltladen die Möglichkeit die 20 Quadratmeter anzumieten.
„Es ist nicht viel, aber wir haben sie gut genutzt“, erklärte Elisabeth Wolf aus dem Vorstandsteam. In den vergangenen zwei Wochen habe der Verein alles in Eigenleistung umgebaut, fügte Wolfgang Neumayr aus der Vorstandschaft hinzu. Den zusätzlichen Platz nutzte der Weltladen, um sein Sortiment zu erweitern und es schöner zu präsentieren. Neben Kleidung soll eventuell auch Lederware hinzukommen.
Denn: „Ledertaschen aus nicht fairem Handel sind menschenunwürdige Produkte“, sagte Wolf. Dabei seien die Weltläden aber nicht nur ein Ort, um fair erzeugte Waren zu verkaufen, sondern eine „Keimzelle“ für die Idee von Nachhaltigkeit und Fairness, betonte Neumayr.
Auch der Entwicklungsminister zeigte sich angetan von den Räume. Er habe bereits viele Weltläden besucht, aber: „so einen schönen Laden kenne ich nicht.“ Denn in den meisten Orten seien diese kleiner und weniger prominent platziert.
In seiner Rede gab Müller anschließend einen Einblick auf die Lieferketten von Kaffee, Kakao und Baumwolle. Drücken die Verkäufer die Preise, geben die Erzeuger das weiter – an die Arbeiter auf den Plantagen und die Natur. Neben dem Einsatz von Pestiziden verdienen die Arbeiter dann so wenig, dass neben den Eltern auch die Kinder mitanpacken müssten, um zu überleben.
Deutliche Worte
Der Bundesentwicklungsminister fand dabei deutliche Worte: „Es kann nicht sein, dass wir unseren Luxus auf dem Rücken der Kinder aufbauen.“ Deshalb signierte Müller anschließend ein Plakat zur Unterstützung eines Lieferkettengesetzes, das er selbst mitangestoßen hat.
Das Bewusstsein für fairen und nachhaltigen Handel geben die Weltläden weiter. „Die Weltläden sind eine großartige Bewegung“, meinte Müller. Er freue sich, dass die Bewegung wachse und Zulauf bekomme. „Die CSU hat früher etwas gefremdelt, aber es ist ein Umdenken im Gange, weil wir das auch kapiert haben.“
Um die Wirtschaftskreise zum Fairen Handel zu bewegen, sei jedoch eine Menge Überzeugungsarbeit nötig. Dabei gelte jedoch: „Fair muss nicht unbedingt teuer sein.“ So könnte Kleidung in Äthiopien bereits fair produziert werden, wenn sie im Einkauf nur zwölf Cent mehr koste. Er habe Fabriken besucht, die jetzt einen Betriebsrat und eine Beschwerdebox hätten. „Da wird schon was getan. Ich glaube schon, dass wir was bewegen.“
Impuls für Fairtrade-Gemeinde
„Wir bekommen starken Zulauf aus der Bevölkerung“, bestätigte Wolf. Schließlich bekämen auch die hiesigen Bauern den Preisdruck des Handels zu spüren, wie Müller zuvor erklärt und dabei auf den Tierskandal in Bad Grönenbach verwiesen hatte. „Wir werden stark angenommen. Nur so können wir bestehen“, betonte Wolf den Rückhalt in der Gemeinde und bei den Bürgern.
Dabei sei entscheidend, dass der Weltladen ein „vernünftiges Sortiment“ anbieten könne, ergänzte Pfrontens Bürgermeisterin Michaela Waldmann (CSU). „Was man nicht kaufen kann, wird nicht angekommen.“
Mit Kaffee ging in der 13-Dörfer-Gemeinde alles los, dann kamen Geschenkartikel, Kunsthandwerk und nun Kleidung hinzu. Außerdem kam vom Weltladen der Impuls, dass Pfronten zur „Fairetrade-Gemeinde“ wurde. Dass nun der Entwicklungsminister zu Besuch gekommen sei, sei ein Zeichen dafür, „dass ihr auf dem richtigen Weg seid“, lobte die Pfrontener Rathauschefin das Weltladen-Team.