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Wohin soll die Reise gehen?

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Wolkenloser Himmel über der Innenstadt. Damit das auch so bleibt, soll ein Innenstadtkonzept erstellt werden. © Oliver Sommer

Füssen – „Die Gegenwart mag Ok sein, aber die Zukunft müssen wir gestalten“. In diesen kurzen Worten hat Füssens Bürgermeister Paul Iacob den Hintergrund einer schon angelaufenen Studie zusammengefasst, die jetzt präsentiert wurde.

In Zusammenarbeit mit der Stadt will die Industrie- und Handelskammer von Schwaben gemeinsam mit den Hochschulen in Augsburg und Kempten eine Handlungsempfehlung für Innenstädte im ländlichen Raum erarbeiten. Es war eine illustre Runde, die sich am Montagmittag im Sitzungssaal der Stadt traf, um das Pilotprojekt offiziell zu starten.

Kein Wunder, denn es geht um nichts weniger als die gezielte beeinflusste zukünftige Entwicklung der Innenstadt (der Kreisbote berichtete). Dabei waren vor allem die Abgesandten der IHK Schwaben federführend, die diese Studie initiiert haben. Nach dem Umbau der Augsburger Innenstadt, habe man eine Handlungsempfehlung erarbeitet, um die Altstadt und deren Geschäfte wieder in Gang zu bringen, so Stefan Sprinkart von der IHK Schwaben. Dabei handelt es sich um ein Oberzentrum. Jetzt gehe es darum, eine solche Handlungsempfehlung für die Ortszentren im ländlichen Raum Schwabens wie etwa für Füssen zu erarbeiten. 

Ähnlich dem Tourismuskonzept, das sich die Stadt gegeben hat und in dem festgeschrieben ist, wo man bis 2025 hin will, soll dies nun auch bei der Innenstadtentwicklung geschehen. Damit man rechtzeitig Einfluss nehmen könne, um die Entwicklung im Sinne der Bürger, der Geschäfte und der Stadt beeinflussen zu können. 

Es gehe um die gezielte Entwicklung der Innenstädte. Das hierbei noch weitere Faktoren eine Rolle spielen, etwa die Mitarbeitermotivation, aber auch der Umstand, dass Füssen als Tourismusstadt quasi zweigeteilt ist – hohe Frequenzen im Sommer und dafür Monate des fast Stillstandes – machte Andreas Ullrich vom BDS klar. Es gelte Beiträge, Umsätze und Steuereinnahmen zu generieren, wenn kaum Urlauber in die Region kommen, so Ullrich. 

Und man sei froh, dass zumindest in dieser Hinsicht die Einzelkämpfer von einst, Hoteliers etwa, nun im Team mit an einem Strang zögen. Ein Umstand, den auch Alexander Mayerhofer für die Werbegemeinschaft und deren Motto „Gemeinsam wir“ betonte. 

Die Mitglieder der IHK hätten ein vitales Interesse daran, zu wissen, welche Strukturen und Voraussetzungen nötig seien, um eine Stadt attraktiv zu machen für ihre Bürger und Gäste. So sind von 1400 Mitgliedsbetrieben in Füssen über ein Drittel im Sektor Handel (332) oder Tourismus (199) angesiedelt. 

Also über 500 Unternehmen, die von der nun gestarteten Studie profitieren würden, erklärte Stefan Sprinkart. „Eine lebendige Wirtschaftsstruktur“, so Sprinkart, „macht eine Stadt attraktiv für ihre Bürger“. 

Sorgen und Probleme

Er bekomme, so Bürgermeister Iacob, von Kollegen immer wieder zu hören, „Füssen, das boomt“. 

Trotzdem habe auch die Lechstadt ihre Sorgen und Probleme. Aber: „Die Gegenwart ist ok“. Doch wie komme man in eine gute Zukunft? „Die Zukunft müssen wir gestalten“, ist sich Iacob sicher. Dafür diene auch die nun angeschobene Studie. Dabei geht es um die Zufriedenheit derjenigen, die die Altstadt besuchen: Gäste, Füssener aber auch die Bürger aus dem Umland.

Dazu sollen die Genannten in einer Fragebogenaktion Auskunft geben. Dafür hat sich die IHK die Mitarbeit der Hochschule in Kempten und der Uni Augsburg (Institutes für Geographie) gesichert. Prof. Alfred Bauer aus Kempten skizzierte daher den Fahrplan. Seit April bereits läuft zunächst eine Zählung der Passantenfrequenz, seit Juni verstärkt durch Kemptener Studenten, die die Passanten und Einwohner befragen. 

In einem nächsten Schritt sollen die sogenannten Innenstadtakteure befragt werden – also Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die Selbstständigen (Handwerker), die Mitglieder der Werbegemeinschaft, die Einzelhändler und die Hoteliers. Dabei sollen aktuellen Trends nachgespürt und so Empfehlungen gegeben werden, wie in Füssen in Zukunft agiert werden sollte, so Bauer. „Wir wollen von den Akteuren wissen, wie sie die Innenstadt einschätzen, wie zufrieden sie sind und wo es Handlungsbedarf gibt“. 

Mit Hilfe der Fragebögen werde man den Status quo eruieren, ergänzte Bürgermeister Iacob. 

Kein Diktat

Im Oktober starte dann an der Kemptener Hochschule ein begleitendes Seminar. Zu diesem Zeitpunkt sollen auch die ersten Ergebnisse präsentiert werden. 

Anfang 2018 soll es dann in einem weiteren Forum um Handlungsempfehlungen und konkrete Maßnahmen gehen, die schließlich im Frühjahr 2018 dem Stadtrat vorgelegt werden sollen. „Und wir werden kein Blatt vor den Mund nehmen“, versprach Rathauschef Iacob hinsichtlich der Auswertung und der Konsequenzen aus dem Projekt. „Wie wollen wir unsere Stadt übermorgen sehen“, könne man nur gemeinsam beantworten. „Es wird kein Diktat geben“, betonte er. 

Man werde versuchen, die Entwicklung zu beeinflussen, etwa bei den Mieten, ein Dauerbrenner bei den Gewerbetreibenden in der Innenstadt. Aber man erwarte sich auch Perspektiven, etwa beim Denkmalschutz, um bestimmte Entwicklungen voranzubringen. Es sei eine sportliche Aufgabe, die man mit der Umsetzung vor sich habe. Nun gehe es aber zunächst darum, das Projekt, und auch die Fragebogenaktion, kundzutun und die Akteure zum Mitmachen zu bewegen.

gau

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