So will Eichstetter selbst bei Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) vorstellig werden. Außerdem soll Ex-Bürgermeister und Ex-Landtagsmitglied Paul Wengert (SPD), gleichzeitig Mitglied der sogenannten Ideenwerkstatt, die die Tunnel-Idee ersonnen hat (der Kreisbote berichtete), seine Kontakte spielen lassen. Ziel ist, dass das Projekt im neuen Bundesverkehrswegeplan für die Jahre 2035/40 in den sogenannten vordringlichen Bedarf aufgenommen wird
Ihre Hausaufgaben hat die Stadt mit der Machbarkeitsstudie jedenfalls gemacht. „Technisch ist der Tunnel an der Stelle machbar – auch wenn es herausfordernd ist“, fasste Eichstetter deren Ergebnisse zusammen. Nur im Bereich der Sebastianstraße gebe es einige Engstellen, die allerdings lösbar seien. Den Zeitpunkt der Studie nannte er perfekt, denn die Arbeiten und Planungen für den neuen Bundesverkehrswegeplan sollen 2024/25 beginnen.
Zur technischen Seite der Studie sagte der Rathauschef, dass für den Bau des Tunnels rund vier Jahre Bauzeit veranschlagt werden müssten. Dabei werde es abschnittsweise zu großräumigen Sperrungen im Bereich der Innenstadt kommen. Die geschätzten Kosten belaufen sich derzeit auf etwa 70 Millionen Euro, bis zu einem möglichen Baubeginn in zehn bis zwanzig Jahren werden es aber voraussichtlich rund 90 Millionen Euro sein.
Im Gegenzug würden aber rund 24.000 Fahrzeuge am Tag vom Kaiser-Maximilian-Platz unter die Erde verschwinden. Das biete auch Chancen für die Stadtentwicklung. Ohnehin sei die Stadt „bei den Kosten erstmal raus“, wie Eichstetter erläuterte. Bislang habe das Projekt die Kommune lediglich 23.000 Euro für die Machbarkeitsstudie gekostet.
Wer zahlt was?
Dennoch hakte Dr. Anni Derday von den Freien Wählern in Sachen Kosten nach. Sie wollte wissen, wer die Finanzierung der oberirdischen Gestaltung der dann nicht mehr befahrenen Straßen übernehme. Tatsächlich wird das wohl die Kommune müssen, wie Eichstetter erklärte. Er gehe jedoch davon aus, dass es dafür Städtebaufördermittel geben werde. Ohnehin sei diese Debatte zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aktuell. „Bis dahin fließt noch viel Wasser den Lech hinunter.“
Magnus Peresson (UBL) wiederholte unterdessen seine Kritik an dem Projekt. Dieses löse nicht das Kernproblem – den Verkehr zu den Schwangauer Königsschlössern mitten durch Füssen. „Das eigentliche Problem wird durch den Tunnel nicht bereinigt“, sagte er. „Der Verkehr bleibt!“ Er gehe sogar davon aus, dass dieser künftig eher noch zunehmen wird, sollte Schloss Neuschwanstein im Februar tatsächlich zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt werden. Geklärt werden müsse auch, wohin mit den Abgasen aus dem Tunnel, so Peresson weiter. Er befürchte auf dem Weg zur Umsetzung noch so manche Schwierigkeit, die jetzt noch nicht absehbar sei. „Momentan sind wir euphorisch, aber ich fürchte, wir werden ganz hart landen.“ Zum Thema Abgase sagte Eichstetter: „Bis der Tunnel steht, fährt eh kein Diesel mehr.“
Dritter Bürgermeister Wolfgang Bader (Grüne) appellierte, trotzdem weiter an Lösungen für das Verkehrsproblem zu arbeiten. Schließlich müsse man davon ausgehen, dass der womöglich Tunnel erst in 20 Jahren gebaut werde.
CSU-Fraktionschef Peter Hartung äußerte sich euphorischer. Immerhin habe die Studie aufgezeigt, dass der Tunnel technisch machbar ist. Das schaffe Optionen, für die sich die Stadt nun einsetzen müsse. „Wir sollten uns jetzt erstmal freuen“, sagte er.