Im Kern ähnelt der Vorschlag den bisherigen Planungen der Stadtverwaltung, die im Sommer nach massiven Protesten der Anwohner, angeführt von Evelyn Vesenmayer und dem Verein Füssen-West, zunächst aber zurück gestellt worden waren (der Kreisbote berichtete mehrfach ausführlich).
Konkret beantragt die Fraktion von FL, ein etwa 1300 Quadratmeter großes städtisches Grundstück im nord-östlichen Bereich des Dreitannenbichls an einen Investor zu verkaufen. Interessenten gebe es bereits. Den Verkaufspreis taxiert die Wählervereinigung auf etwa 850.000 Euro. Ähnlich hoch und groß wie das Haus Borhochstraße 6d soll auf dem Grundstück ein mehrgeschossiges Mehrfamilienhaus gebaut werden.
Bei der Vergabe der Wohnungen sollen Füssener bevorzugt sowie Ferien- und Zweitwohnungen ausgeschlossen werden. Zudem soll der Investor verpflichtet werden, innerhalb von drei Jahren zu bauen. Bei der Vorlage eines „herausragenden Konzepts für bezahlbaren Wohnraum“ winken 15 Prozent Preisnachlass. Abgesichert werden soll das Ganze durch einen Bebauungsplan.
Darüber hinaus beantragt die Fraktion, einen etwa 3000 Quadratmeter großen Teil des angrenzenden kommunalen Grundstücks durch ein Planungsbüro planerisch entwickeln zu lassen, um dort den Bau von Reihenhäusern oder Doppelhaushälften zu ermöglichen. Dabei soll die besondere Topografie des berücksichtigt werden. Ein Verkauf dieses Areals könnte der Stadt weitere 2,4 Millionen Euro einbringen.
FL kritisiert Wegducken
Damit gleicht der Antrag im Kern den Plänen der Stadtverwaltung vom Frühjahr. Die Verwaltungsspitze hatte seinerzeit vorgeschlagen, das Areal in drei Grundstücke aufzuteilen, auf denen jeweils bis zu vier Reihenhäuser und/oder Doppelhaushälfte gebaut werden sollten. Auf dem dritten Grundstück war zudem der Bau eines bis zu sieben Geschosse hohen Hochhauses vorstellbar.
Begründet wird der Antrag durch die Fraktion mit der angespannten finanzielle Situation der Stadt. Ferner sei der Verkauf des Grundstücks Bestandteil des Haushaltskonsolidierungskonzepts und müsse daher „zeitnah und konsequent“ umgesetzt werden. „Die Entwicklung und Verwertung des Areals führt zu einer nicht unerheblichen Entlastung des städtischen Schuldenstandes samt einhergehender Zinskostenreduzierung“, heißt es dazu. Darüber hinaus fehle es nach wie vor an Wohnraum. Dieser sollte aus ökonomischen und ökologischen Gründen im Stadtbereich geschaffen werden.
Dass der Stadtrat sich im Sommer nach insgesamt sieben Beratungen nur dazu entschieden habe, das Thema zurückzustellen, widerspreche somit nicht nur dem Haushaltskonsolidierungskonzept, sondern auch den Grundsätzen der Innenentwicklung, den städtebaulichen Zielen und den allgemeinen Haushaltsgrundsätzen.
Dass der Antrag zu einem Aufschrei unter den Anwohnern führen wird, ist der Fraktion offenbar bewusst „Es ist zu erwarten, dass einige Bürger lautstark eine positive Entwicklungsentscheidung kritisieren werden“, heißt es dazu. Dem stünden aber die genannten wichtigeren Argumente gegenüber. Das bisherige Vorgehen des Stadtrats gleiche einem „Wegducken“ und führe zu Unmut in der Bevölkerung.
Füssen – Seit bekannt wurde, dass eine Bebauung des Dreitannenbichls mit Wohnhäusern wieder aktuell wird, steht bei Evelyn Vesenmayer, Ehrenvorsitzender des Vereins Füssen West und Anführerin des Widerstands gegen eine Bebauung, das Telefon nicht mehr still. Zahlreiche Vereinsmitglieder hätten sich bereits bei ihr gemeldet, erzählt sie. An der Haltung der „Westler“ habe sich im Vergleich zum Sommer nichts geändert – der Dreitannenbichl darf nicht bebaut werden. „Man muss so ein Kleinod erhalten“, betont die Ehrenvorsitzende im Gespräch mit dem Kreisboten. Den Antrag von Füssen-Land bezeichnet sie als Wunschdenken. Es gebe weder eine Zufahrt zu dem Grundstück noch eine Kanalisation. Zudem müssten Abstände zu bestehenden Gebäuden eingehalten werden, was aufgrund der örtlichen Verhältnisse nicht möglich sei. Hinzu komme, dass es sich bei dem Bichl um einen Drumlin handle. „Uns amüsiert das Ganze eher“, so Vesenmayer. „Wir können abwarten, denn das ist Wunschdenken.“ Deshalb wolle der Verein zunächst die weitere Entwicklung abwarten und dann über das weitere Vorgehen entscheiden: „Wir haben gute Rechtsanwälte.“ mm