Dass man dort die Situation für Fahrradfahrer verbessern könne, sei keine Frage, meinte der Rathauschef. Aber: „Wie wir das machen, sollten wir uns vor Ort anschauen.“ Und zwar zusammen mit dem Landratsamt Ostallgäu und dem Staatlichen Straßenbauamt Kempten. Schließlich ist die Augsburger Straße eine Bundesstraße.
In dem Zug könnte auch gleich die Verkehrsführung der Radler auf der anderen Straßenseite, nämlich von Süden nach Norden geprüft werden, meinte Ilona Deckwerth (SPD). Denn so wie das derzeit aufgezeichnet sei, seien Fahrradfahrer immer gezwungen, verkehrswidrig zu handeln.
Auch die aktuelle Lage an der Einmündung von der Sebastian- in die Theresienstraße will sich der Rat erst vor Ort anschauen. Denn hier komme es immer wieder zu gefährlichen Begegnungen zwischen Fahrradfahrern und Fußgängern.
Eine klare Absage erteilte die Polizei dagegen der Idee, vorgezogene Aufstellflächen für Radler an der Ampelanlage am Kaiser-Maximilian-Platz anzubringen. Weil die Straßen dafür zu eng sind, hatten die Behörden das schon 2016 abgelehnt. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. „Ich gebe Ihnen recht: Der sicherste Platz für Radler ist vor dem Auto“, sagte Johannes Stoll von der Polizei. Allerdings müssten Fahrradfahrer die Möglichkeit haben, auch dorthin zu gelangen. „Und das bekommen wir hier nicht hin.“
Auch einen Fahrradschutzstreife am Kreisverkehr in der Ottostraße anzubringen, sei rechtlich nicht machbar. Dabei überholen Autos hier oft Fahrradfahrer, die dann an den Rand des Kreisverkehrs gedrängt werden, monierte Deckwerth. „Das ist eine Riesenproblematik.“ „Wir beobachten das auch, aber wir können nicht überall sein“, erwiderte Stoll. „Im Kreisel ist es sehr, sehr schwierig, was zu machen.“
„Wir wissen alle, dass an dem Kreisel chaotisch gefahren wird“, merkte Thomas Meiler (CSU) an. Mehr Sicherheit für Fahrradfahrer könnte eine optische Verengung am Innenkreisel bieten, wie es sie bereits in einem Kreisverkehr in Ruderatshofen gibt. „Autofahrer können dann keine Radfahrer mehr überholen“, so Meiler.
Piktogramme könnten Autofahrer zudem darauf hinweisen, dass auch Fahrradfahrer den Kreisverkehr benutzen, schlug Dr. Martin Metzger (BfF) vor. „Für die Autofahrer ist das ein Zeichen: Huch, es gibt auch noch Radler.“
Mit dieser Argumentation konnte Doser allerdings gar nichts anfangen. Mit solchen Aussagen, wie sie sein Stadtratskollege gerade gemacht habe, tue man häufig so, „als ob jeder Autofahrer total bescheuert ist.“ „Du bist ein typischer Freizeitradler“, hielt Metzger dagegen. Er selbst fahre aber seit Jahrzehnten täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Und wenn er nicht häufig auf seine Rechte verzichten würde, würde er fast täglich umgefahren werden, meinte der BfF-Stadtrat. „Es gibt einzelne Autofahrer, die unvorsichtig gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern sind.“ Deshalb habe er für jeden Antrag Verständnis, der Fahrradfahrer schützt. Um das am Ottokreisel hinzubekommen, wollen die Stadträte Meilers Vorschlag ausprobieren, wenn er rechtlich möglich ist.
Damit Fahrradfahrer eher durch den Von-Freyberg-Park radeln, als die stark befahrene Luitpoldstraße zu nutzen, regten die „radelnden Stadträte“ an, einen eigenen 2,5 Meter breiten Radweg neben dem Gehweg zu bauen, der durch den Park führt. Zwar dürfen Radler den Weg heute schon nutzen, sie müssen allerdings Rücksicht auf die Fußgänger nehmen. „Sie müssten absteigen, wenn dort drei Fußgänger nebeneinander laufen“, nannte Meiler ein Beispiel. Der Antrag soll die Rechte der Fahrradfahrer stärken – egal ob durch einen extra Radweg oder auf dem aktuellen Weg.
Doch Ersterer kann sich die Stadt sowieso nicht leisten, meinte Eichstetter. Er könne nur in die Umgestaltungspläne des Parks mitaufgenommen werden. Und das sei auch gut so, fand Dr. Christoph Böhm (CSU). Schließlich hab er und andere Stadträte immer dafür gekämpft, dass der Park erhalten bleibt. Außerdem: „Ich fahre da täglich durch und es hat noch nie Probleme gegeben.“
Mit ihrem Antrag wollen die „radelnden Stadträte“ bestimmte Trassen für Fahrradfahrer interessant machen, erklärte Doser. Sie von den Autofahrern zu trennen, biete dabei die größte Sicherheit. „Deshalb würde ich das schon befürworten.“ Die Räte sprachen sich dann auch mehrheitlich dafür aus, den Radweg in die Unterlagen mitaufzunehmen.
Die Antragsteller hoffen, dass die Verbesserungen – soweit wie möglich – noch im Frühjahr in die Tat umgesetzt werden, denn sie rechnen weiterhin mit einem sprunghaften Anstieg von Fahrradfahrern. Außerdem möchten sie mehr Bürger zum Umstieg auf das Fahrrad gewinnen.