Schauplatzwechsel: Große Augen machte der zweijährige Emilian aus Geislingen an der Steige, als er mit seiner Mutter und zahlreichen Zuschauern am Schrannenplatz gegen Mittag den Fahnenschwingern zusehen durfte. Hatte er solche Vorführungen schon einmal gesehen? Emilian schüttelte den Kopf.
Zum neuen Konzept, die Stadtgeschichte vorzustellen – und die ist im frühen Füssen einzigartig – zählten Führungen. Alle waren, soweit es überschaubar war, gut besucht. Ein am Samstag um 15 Uhr angebotener Vortrag war es allerdings nicht: Dr. Christoph Böhm referierte im Colloquium über „Füssen und Kaiser Maximilian I“ vor sechs Zuhörern. Ein Vorschlag: schon am frühen Freitagabend – erster von drei Veranstaltungstagen – sollte ein solchen Vortrag angeboten werden. In Füssen gibt es ein Publikum mit Interesse an Vorträgen, was in vielen Jahren durch die „Kurgespräche“ bewiesen wurde. Was Böhm an Informationen über die Kaiserbesuche eine Stunde lang erzählte, war stark. Und zum Schmunzeln: Kaiser Maximilian zu Pferd war wie ein normaler Reisender gekleidet – so eine Zeichnung – und zog sich erst vor der Stadt um. Ein zweites Beispiel: Als Angler trug er Krone und seinen prächtigen Mantel!
In der am Samstagnachmittag dicht bevölkerten Fußgängerzone tauchten Knirpse in T-Shirts mit Schwertern aus Plastik auf. Die eine oder andere Dame im historischen Gewand war hier außerdem auf der Suche nach weiteren Vertreterinnen ihres Standes. Und die „Kaisertafel“ vor der Stadtapotheke ist wohl Geschichte. Die Adligen fanden ihren gebührenden Platz in der Reichenstraße 23, neben „Wäsche Schwenger“. Hier ließ sich der 28-jährige Andreas Gobber aus Reutte als Kaiser fotografieren. Die Gattin wurde von Corinna Sutter dargestellt. Die Kemptenerin hat keine Ähnlichkeit mit des Kaisers zweiter Ehefrau, die Böhm in seinem fundierten Vortrag als gar nicht hübsch, jedoch schwerreich beschrieb.
Mit dem Fanfarenzug Reute aus Bad Waldsee in Oberschwaben zogen Passanten am frühen Abend zum Magnusplatz und still weiter ins Kloster St. Mang, wo bei freiem Eintritt mit dem Füssener Consort ein „Renaissancekonzert“ zu hören war.