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Martin Metzger äußert sich zum Eklat im Füssener Stadtrat

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Von: Matthias Matz

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Luftaufnahme Altstadt Füssen
Ein verbaler Angriff von Stadtrat Dr. Martin Metzger auf seine SPD-Kollegin Ilona Deckwerth sorgt seit über zwei Wochen für heftige Diskussionen. © maphke/panthermedia

Fast drei Wochen nach der Verbalattacke von Stadtrat Dr. Martin Metzger (BfF) auf Ilona Deckwerth (SPD) sorgt der Vorfall weiter für emotionale Diskussionen. 

Füssen - Fast drei Wochen nach der Verbalattacke von Stadtrat Dr. Martin Metzger (BfF) auf Ilona Deckwerth (SPD) sorgt der Vorfall weiter für emotionale Diskussionen in der Öffentlichkeit. Während Metzger sich einer Welle der Empörung ausgesetzt sieht, ist die Solidarität für die Sozialdemokratin groß.

Doch wie haben beide die Situation überhaupt erlebt?

Zumindest gefühlt gibt es in Füssen derzeit kein anderes Thema als der verbale Angriff Metzgers in der Stadtratssitzung Ende Februar auf seine SPD-Kollegin Deckwerth. „Hier gibt es Leute, die am nächsten Tag wirklich etwas arbeiten müssen und nicht nur ein paar Kinderchen beaufsichtigen“, hatte das Bürger-für-Füssen-Ratsmitglied die sichtlich konsternierte Deckwerth, Lehrerin an der Erich-Kästner-Schule, gegen Ende der Sitzung gegen den Kopf geworfen.

Auslöser des Ausbruchs war eine längere Einlassung der Sozialdemokratin zum geplanten Bau des Radwegs in Hopfen, den nun der Freistaat bezahlen will (der Kreisbote berichtete). Andere Stadträte, vor allem aus den Reihen der CSU, reagierten auf Metzgers Zwischenruf mit Applaus und Gejohle. Und auch Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) rügte Metzger erst nach Aufforderung durch Christine Fröhlich, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler.

Martin Metzger
Dr. Martin Metzger © Archiv/Knoll

Nachdem unsere Zeitung zuerst über den Vorfall berichtet hatte, gingen in der Folge unzählige Zuschriften und Leserbriefe ein. Auch in den Sozialen Medien diskutierten die Nutzer das Thema, das immer weitere Kreise zog, tagelang. Tenor der Debatte: Metzger habe in unsäglicher Weise nicht nur Deckwerth angegriffen, sondern einen ganzen Berufsstand verunglimpft und beleidigt.

Zuletzt schaltete sich sogar der stellvertretende Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW mit einem offenen Brief an den Stadtrat ein und selbst die Süddeutsche Zeitung fühlte sich bemüßigt, das Thema aufzugreifen.

Doch wie haben die beiden Protagonisten die Situation überhaupt erlebt und wie gehen sie damit um?

Im Gespräch mit dem Kreisboten bedauert Metzger seine Aussage. „Das war ein blöder Satz, den ich so gar nicht gemeint habe“, sagte er. „Das war nicht großartig durchdacht.“ Keinesfalls habe er Lehrer und Erzieher beleidigen oder verunglimpfen wollen, deren Job er als „anspruchsvoll“ bezeichnet. Vielmehr habe sich sein Angriff einzig und allein gegen Deckwerth persönlich gerichtet. „Mir ist der Kragen geplatzt. Es ging gegen eine Person, nicht gegen die Lehrer und Erzieher“, betonte er.

Genervt und frustriert

Nach einer langen Sitzung – unter anderem hatte das Stadtparlament bereits den Haushalt beschlossen und die Fraktionsvorsitzenden ihre Haushaltsreden gehalten – und angesichts einer noch bevorstehenden längeren nichtöffentlichen Sitzung im Anschluss sei er einfach genervt und frustriert gewesen von Deckwerths langatmigen Ausführungen, die er „selbstverliebte Diskussion“ nennt. „Der Bürgermeister hatte zwei Mal sehr deutlich gesagt, wie der Ablauf ist“, so Metzger.

Ilona Deckwerth
Ilona Deckwerth © Archiv/Knoll

Hinzu komme, dass er als Anästhesist und Notarzt und der damit verbundenen Verantwortung großen Wert darauf lege, am nächsten Tag ausgeschlafen und fit in die Praxis zu gehen. In anderen Berufen sei das teilweise vielleicht nicht ganz so entscheidend. „Ein unausgeschlafener und müder Notarzt ist dagegen vielleicht nicht so gut!“

Den „Shitstorm“, den er in den folgenden Tage – auch in Form von Anrufen – über sich ergehen lassen musste, hält er für völlig überzogen. „Der geht völlig an der Sache vorbei.“ Schließlich habe er nicht den Berufsstand der Lehrer und Erzieher angreifen wollen. „Das zieht Kreise, die weit über das hinausgehen, was ich überhaupt gesagt habe.“ Zudem gehe in der Debatte völlig unter, dass er sich noch in der Sitzung bei der SPD-Stadträtin entschuldigt habe.

Keine Diskussion

Die erinnert sich mit unguten Gefühlen an die Situation. „Ich war da schon konsterniert“, beschreibt sie den Augenblick. Auch angesichts der Reaktionen aus den anderen Fraktionen sei ihr klar geworden: „Ich konnte in diesem Moment nichts mehr machen.“ Metzgers Verbalattacke sehe sie sowohl als persönlichen Angriff auf ihre Person als auch auf ihren Berufsstand, so die 62-Jährige. Und beides sei nicht akzeptabel.

Den Vorwurf, mit ihren Redebeiträgen die Sitzung unnötig in die Länge gezogen zu haben, weist Deckwerth indes zurück. Vielmehr beklagt sie eine fehlende Debattenkultur in dem Kommunalparlament, in dem seit zwei, drei Jahren kaum noch diskutiert werde. Das bekümmere sie. „Meine Auffassung von Stadtratsarbeit ist die, dass die Fraktionen zu den einzelnen Themen ihre Positionen darlegen und auch begründen“, erläuterte sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Deshalb habe sie auch in jener Sitzung ausführlich erklärt, warum sie gegen das Radweg-Projekt stimmen werde. Immerhin bedeute dieser hohe Kosten durch Zinsbelastungen für die Stadt, die zunächst in Vorleistung gehen muss.

Obwohl sie oftmals als einzige gegen Beschlüsse stimme, sieht sie sich dennoch nicht als Außenseiterin im Gremium. „Dass es unterschiedliche Ansichten gibt, ist eine Frage der Demokratie.“

Die Reaktionen, die sie im Anschluss an die Sitzung erfahren habe, seien unterschiedlich gewesen. „Die einen sind fassungslos, die anderen empört.“ Metzger und dem gesamten Stadtrat biete sie aber weiterhin die Zusammenarbeit an.

Grüne wollen an Metzger festhalten

Füssen – Eine Auflösung der Fraktionsgemeinschaft zwischen Grünen Bürgern für Füssen (BfF) steht nach dem Eklat um Dr. Martin Metzger nicht zur Debatte. Das erklärten Dritter Bürgermeister Wolfgang Bader und Anna-Verena Jahn, beide übrigens ebenfalls Lehrer, im Gespräch mit dem Kreisboten.

Einen in der Öffentlichkeit kolportierten Zoff in der Fraktion sehen beide nicht, wollen aber nochmals das Gespräch mit Metzger suchen. „Ich denke, das war eine unbedachte Äußerung, für die er sich entschuldigt hat“, so Bader.

Gleichwohl ist es beiden wichtig, den Berufsstand der Lehrer und auch der Erzieher ins rechte Licht zu rücken. „Das kann man so nicht stehen lassen“, betont Jahn. „Der Beruf ist natürlich etwas ganz anderes als nur ein paar Kinderchen zu betreuen“, fährt sie fort.

Auch Metzger will an der Fraktionsgemeinschaft festhalten. „Inhaltlich liegen wir sehr nahe“, erklärte er. Zumal die Stadt in Sachen Umweltschutz vor großen Herausforderungen stehe. „Ich will etwas für Füssen bewegen.“2

mm

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