Ob die sanierungsbedürftige Liegenschaft – aktuell werden die Kosten für notwendigen Arbeiten auf knapp eine Million Euro geschätzt (der Kreisbote berichtete mehrfach ausführlich) – tatsächlich schon im kommenden Jahr unter den Hammer kommt, ist damit aber noch lange nicht gesagt. Wie Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) erläuterte, gehe es zunächst einmal vor allem darum, heraus zu finden, mit welchem Preis für die Immobilie auf dem Markt zu rechnen ist.
Widerspruch kam von CSU-Stadtrat Dr. Christoph Böhm. „Da sind Ärzte drin, die machen keinen Lärm und zahlen pünktlich ihre Miete. Andere schlecken sich danach die Finger“, sagte er und kündigte an: „Ich werde mich gegen den Verkauf wehren!“ Auch Ilona Deckwerth von der SPD kritisierte den geplanten Verkauf. Das Gebäude sollte schon allein aufgrund seiner großen Bedeutung für Füssen nicht veräußert werden, mahnte sie. Stattdessen schlug sie vor, die Mieten anzupassen. Ohnehin stelle sich für sie die Frage, wer die Liegenschaft überhaupt kaufen wolle, wenn diese nicht kostendeckend betrieben werden könne.
Hohes Defizit
Tatsächlich hatte Eichstetter zuvor darauf hingewiesen, dass die Vermietung des Hauses für die Stadt ein Minusgeschäft sei. Demnach beträgt das jährliche Defizit rund 70.000 Euro. „Dass wir das Gebäude jemals auf plus-minus Null bekommen, wird hier keiner mehr erleben“, sagte er. In Richtung Deckwerth spottete der Rathauschef, er werde gerne die Mieter nochmals fragen, ob sie bereit seien, künftig freiwillig mehr Miete als bisher zu zahlen.
Einen anderen Aspekt brachte Niko Schulte (Füssen-Land) ins Spiel. „Die Frage ist doch“, sagte er, „ob wir als Stadt wirklich ein rein gewerblich genutztes Gebäude vorhalten müssen.“ Er schlug daher vor, das Gebäude zu verkaufen und den Erlös in den Bau von Wohnungen zu investieren, um so Mieteinnahmen zu erzielen.
Ähnlich bewertete Freie-Wähler-Stadtrat Jürgen Doser die Situation. „Das ist ein Verkauf von Tafelsilber, für das wir wieder Tafelsilber kaufen sollten. Dann hätten wir alles richtig gemacht!“ Für den Verkauf der Liegenschaft sprach sich auch sein Fraktionskollege Thomas Scheibel aus: „Im Prinzip können wir uns das nicht leisten!“, betonte er. Das Thema endlich anzugehen, forderte ferner auch CSU-Fraktionschef Peter Hartung: „Es wird ein heißes Thema werden, aber wir müssen ran gehen“, mahnte er.
Bei zwei Gegenstimmen von Böhm und Deckwerth beschloss das Gremium, das alte Landratsamt in der Augsburger Straße im kommenden Jahr zum Verkauf anzubieten. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wird der Erlös in den Bau von Wohnungen investiert.