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Theresienbrücke: "Ein straffer Bauzeitplan"

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Die Theresienbrücke verbindet seit 1971 die Füssener Altstadt mit der Tiroler Straße. Heuer im Sommer soll die marode Konstruktion umfangreich saniert werden. © Matthias Matz

Füssen – Es war einer der wenigen wichtigen Beschlüsse der jüngeren Vergangenheit, die der Stadtrat ohne sich im Kreis drehende Diskussion fasste: die Sanierung der Theresienbrücke.

Eineinhalb Jahre nach diesem Grundsatzbeschluss stellten die zuständigen Planer am Dienstagabend im Stadtrat die Details der Arbeiten und den vorgesehenen zeitlichen Ablauf vor. Demnach soll bereits Ende April mit der Sanierung begonnen werden. Das Kommunalparlament stimmte den Planungen mit großer Mehrheit zu. 

Während in der Schule die Note 3 noch als durchaus akzeptabel gilt, endet bei der Bewertung von Brücken die Notenskala bei 4. Demnach ist die Theresienbrücke mit einer Zustandsnote 3,2 bei der jüngsten Hauptprüfung Ende 2016 so gut wie durchgefallen. Daher steht seit Ende Mai 2017 fest, dass die Stadtverwaltung nicht um eine grundlegende Sanierung der 1971 gebauten Verbindung zwischen Altstadt und Tiroler Straße kommen wird. 

Vor allem das jahrelange Einsickern und Einwirken von Streusalz und Wasser in das Bauwerk durch undichte Übergangskonstruktionen und Betonabplatzungen am Überbau haben nach Angaben der zuständigen Ingenieure von der Kemptener Konstruktionsgruppe Bauen AG zu einer messbaren Verschlechterung von Tragwerk und Sicherungseinrichtungen geführt. 

Um weitere Folgeschäden zu vermeiden, soll heuer im Frühjahr mit der Instandsetzung von Entwässerung, Abdichtung, Belägen, Kappen, Geländer, Lager und vor allem der wichtigen Übergangskonstruktion begonnen werden. Dadurch soll verhindert werden, dass das Tragsystem der Brücke irreparabel beschädigt wird. 

Ebenfalls neu gemacht werden sollen die Geländer der Brücke. Wie Rainer Böhme von der mit den Planungen beauftragten Kemptener Konstruktionsgruppe Bauen AG erklärte, müsse das neue Geländer laut aktueller Vorschriften mit einem durchgehenden Drahtseil im Geländer-Handlauf gesichert werden. Demzufolge müssen Geländer und Handlauf ohne Unterbrechungen – etwa durch Laternen – installiert werden.

Sicherheitsbedenken

Nichts hielten die Planer dagegen von der Forderung von Ilona Deckwerth (SPD), auf eine Erhöhung der seitlichen Kappen zu verzichten. Die Stadträtin hatte dies hinsichtlich der vorgesehenen Barrierefreiheit ins Spiel gebracht. Zum einen sprechen laut Böhme die geltenden Sicherheitsvorschriften gegen ein gleiches Höhenniveau von Fahrbahn und Kappen. „Der Bordstein übernimmt eine Sicherungsfunktion“, betonte er. Zum anderen führe eine Erhöhung der Fahrbahn auf das Niveau der Kappen durch Auffüllen zu einer Erhöhung des Brückengewichts um rund 210 Tonnen. 

Dafür sei die Konstruktion aus den 1970er Jahren aber nicht ausgelegt. „Sie bringen eine wahnsinnige Last auf die Brücke!“, warnte Böhme. Eine Absenkung der gesamten Gradiente komme dagegen wegen der Schubschwellen am Rand des Überbaus nicht in Frage. Ohnehin ließen sich grundsätzlich alle Verkehrsräume der Brücke durch Menschen mit Handicap erreichen. 

Problematisch sei lediglich der Anschluss an das Faulenbachgässchen mit seinen Stufen. Hier soll eine Rampe gebaut werden. Allerdings liefen die Planungen dafür noch. „Die Barrierefreiheit ist aufgrund der besonderen Höhensituation nicht einfach zu erzielen.“ 

Böhme kündigte an, dass die Brücke für die Dauer der Arbeiten für den Autoverkehr komplett gesperrt werden muss. Für Fußgänger soll während der Bauarbeiten ein Gehstreifen eingerichtet werden. Für die Altstadt wird das voraussichtlich gravierende Folgen haben: So rechnen die Planer mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen in der Kloster- und Spitalgasse. Auch die übliche Verkehrsbeschränkung im Bereich Rittergasse wird in diesem Sommer wohl nicht angeordnet werden können.

Enger Zeitplan

Da die Teile passgenau für die Theresienbrücke angefertigt werden müssen, ist laut Planer Böhme ein „straffer Bauzeitplan“ erforderlich. Daher sehe der derzeitige Zeitplan vor, Mitte Februar die Arbeiten auszuschreiben. Mitte März soll die Vergabe erfolgen und Ende April mit den Arbeiten begonnen werden. Der Einbau der Übergangskonstruktion und Fertigstellung der Oberfläche ist für Mitte Juli vorgesehen, das Ende der Arbeiten schließlich für Mitte Oktober.

Streit um Lampen

Da der Grundsatzbeschluss für die Sanierung längst gefasst ist, stimmten das Gremium bis auf Ilona Deckwerth (SPD) und Dr. Christoph Böhm (CSU) den Planungen ohne weitere Diskussionen zu. Magnus Peresson (UBL) appellierte jedoch, die Gelegenheit zu optischen Verschönerungen an der recht schmuck- und schnörkellosen Konstruktion zu nutzen. „Die Brücke ist etwas ganz Besonderes!“, sagte er auch im Hinblick auf das Kloster-Ensemble. „Optisch und ästhetisch sollten wir die besten Lösungen nehmen!“ 

Für reichlich Diskussionsbedarf sorgte abschließend jedoch die Wahl der neuen LED-Laternen, die den Passanten künftig den Weg über den Lech beleuchten sollen. Obwohl sich einige Stadträte im Vorfeld im Technologiezentrum Königsbrunn informiert hatten, entbrannte eine halbstündige, zum Teil konfuse Debatte um die drei zur Auswahl gestellten Modelle.

mm

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