Miteinander reden in bewegten Zeiten

GAP – Der gemeinsame Neujahrsempfang des Marshall Centers und der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen am Mittwochabend folgte einem bewährten Muster.
Nach einem ersten musikalischen Gruß des Gebirgsmusikkorps nutzte zunächst die 1. Bürgermeisterin Dr. Sigrid Meierhofer das Podium. Sie konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Neben den Vertretern des Marshall Centers, den Gästen aus Politik und Wirtschaft, von Banken und Behörden, von Polizei und Bundeswehr, konnte sie auch einige General- und Honorarkonsule willkommen heißen, so aus den USA, aus Lettland, Bosnien-Herzegowina, aus Kroatien und Rumänien.
Bei ihrem Blick zurück auf das Jahr 2017 stellte sie fest: „Wir leben in bewegten Zeiten. Ob auf internationaler, nationaler oder regionaler Ebene – leider wird momentan mehr gespalten als geeint, mehr gegeneinander agiert als an einem Strang gezogen.“ Dann ging die Bürgermeisterin konkret auf Themen aus Garmisch-Partenkirchen ein. Die größte anstehende Investition betrifft das in die Jahre gekommene Kongresshaus. „Bei allem Willen zum Neu- und Umbau steht für mich jedoch an erster Stelle, eine drohende Kostenexplosion zu vermeiden“, erklärte Meierhofer. Das Richard-Strauss-Festival, das unter neuer künstlerischer Leitung bis 2020 beschlossen ist, wird heuer durch den Markt mit 330.000 Euro bezuschusst. Für die Jahre 2019 und 2020 will die Marktgemeinde „die Höhe der Eigenbeteiligung von der noch nicht schriftlich vorliegenden höheren Zuwendung durch den Freistaat abhängig machen, der wiederum auch den Landkreis in der Pflicht sieht“, wie Meierhofer erklärte.
Einen „Meilenstein in Sachen Gemeinwohl“ hat der Gemeinderat im zurückliegenden Jahr beschlossen. Bei der Ausweisung von Bauland im Rahmen einer Ortsabrundung müsse nun ein Teil des Planungsgewinns in öffentliche Infrastrukturmaßnahmen bzw. sozialen Wohnungsbau investiert werden. Dieser Beschluss soll das Wohnungsproblem im Kreisort mittel- und langfristig lösen helfen, hofft die Bürgermeisterin. Auch das „Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept“(ISEK) soll eine verträgliche, nachhaltige Ortsentwicklung unter Berücksichtigung künftiger Bedarfe in die Wege leiten.
Und da an diesem (Herren) und am kommenden Wochenende (Damen) der Ski-Weltcup wieder in Garmisch-Partenkirchen Station macht, ging die Bürgermeisterin auch auf das für den Ort so wichtige Thema Sport ein. So hat der Gemeinderat Zuwendungen zum Alpinen Ski-Weltcup in Höhe von 400.000 Euro pro Jahr bis 2020 beschlossen. Auch die Förderung des Breitensports in den Vereinen liegt dem Gemeinderat am Herzen, betonte Meierhofer, die in diesem Zusammenhang an den Freistaat appellierte, bei den Zuwendungen zum Leistungssport doch eine Kostenteilung zu überlegen. Weitere wichtige Themen riss die Bürgermeisterin an, etwa die Leifheit-Projekte, die die Verwaltung vor allem hinter den Kulissen sehr beschäftigen oder den sozialen Wohnungsbau, wo man auf die Unterstützung des Freistaates angewiesen sei, um u.a. auch den Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge zu decken. Auch im aktuellen Jahr gehe es deshalb darum, Investitionen auf den Weg zu bringen, „die für unseren Ort, unsere Infrastruktur, unser wichtigstes wirtschaftliches Standbein – den Tourismus – wichtig und notwendig sind“, schloss die Bürgermeisterin ihre Rede.
Generalleutnant a.D. Keith Dayton, der Direktor des George C. Marshall Centers, hatte, wie er selbst feststellte, bereits zum achten Mal die Gelegenheit, eine Grußansprache zum Neujahrsempfang zu halten. Er stellte seinen Stab und sein Team vor und erklärte: „Alle arbeiten täglich daran, die Sicherheit in Europa, in Eurasien und in der Welt zu gewährleisten.“ Er blickte auf das Jahr 2017 zurück und ging u.a. noch einmal auf den Festakt im vergangenen Juni ein, als Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihr US-amerikanischer Amtskollege James N. Mattis den Marshall-Plan als Meilenstein der deutschen und europäischen Geschichte kennzeichneten und im George C. Marshall Center an die daraus erwachsene tiefe deutsch-amerikanische Zusammenarbeit und Freundschaft erinnerten. Auch das Kooperationsabkommen, dass das Marshall Center mit der Münchner Sicherheitskonferenz im Herbst unterzeichnete, nannte Dayton einen wichtigen Punkt im europäischen Sicherheitsdialog.
Das Marshall Center, das als eine einzigartige sicherheitspolitische Studieneinrichtung sowohl vom US-Verteidigungsministerium als auch vom deutschen Bundesministerium für Verteidigung unterstützt wird, hat sein umfangreiches Kursprogramm an die aktuellen Herausforderungen (z.B. in Richtung Cyber-Angriffe) angepasst.
Im aktuellen Jahr steht bereits ein bedeutendes Datum fest, denn vor 25 Jahren, am 5. Juni 1993, wurde das Marshall Center durch den Oberkommandierenden von EUCOM, General John M. Shalikashvili, in Garmisch-Partenkirchen feierlich eingeweiht. „Und das Jubiläum werden wir feiern“, so Dayton. Er bedankte sich am Ende seiner auf Deutsch gehaltenen Rede für die Gastfreundschaft und die Freundlichkeit, die die Garmisch-Partenkirchner Bevölkerung den Mitgliedern des Marshall Centers und den vielen, internationalen Kursteilnehmern entgegenbringt. „Hier in Garmisch-Partenkirchen, in dieser liebenswerten Gemeinde, arbeiten zu dürfen, ist für uns ein großes Privileg“, bekannte Keith Dayton.
Der offizielle Teil klang mit Melodien aus der „Westside Story“ und den Nationalhymnen beider Länder aus. Im Foyer des Kongresshauses traf man sich dann bei köstlichen Buffet-Variationen und plauderte in entspannter Atmosphäre über die Themen und Herausforderungen des neuen Jahres.
von Ilka Trautmann