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Kaufbeuren-Oberbeuren – Jeden Morgen ziehen die Kleinen gemeinsam mit ihren Erzieherinnen los, erkunden ihren Stadtteil, Wälder und Wiesen und erobern auf ihrem Weg immer wieder neue Lieblingsplätze. Das sind die 16 Kinder der Freilandgruppe. Das AWO-Kinderhaus Oberbeuren hat das außergewöhnliche Projekt Ende Oktober ins Leben gerufen, auch als Antwort auf die Coronakrise.
Mal geht es auf den Lama- oder Bauernhof, mal wird der Römerturm in Kemnat erobert oder der örtlichen Feuerwehr ein Besuch abgestattet. Hauptsache, es geht raus ins Freie. Wo das nächste Reiseziel liegt, entscheiden alle Gruppenmitglieder gemeinsam. Den Impuls, das Projekt der Freilandgruppe zu starten, gaben letztlich die Anforderungen, die die Pandemie mit sich brachte. „Ab nach draußen“, dachte sich das Team des Kinderhauses und brachte das kreative Konzept auf den Weg, wie Wildnispädagogin und Erzieherin Barbara Echter erzählt. „In der Klausurtagung haben wir uns überlegt, wie wir der neuen Situation begegnen, proaktiv tätig sein können, und daraus ist die Idee entstanden“ – und die stieß bei Kindern wie Eltern gleichermaßen auf Begeisterung.
Kinder reden mit
Seit Projektbeginn brechen die „Freiländer“ nun regelmäßig in kleine Abenteuer auf. Dazu kommen die Kinder, alle im Alter von drei bis sechs Jahren, zunächst in ihrer Basis, dem garteneigenen Tipi, zusammen und besprechen in den Meetings den Stand der Dinge und natürlich auch, wo es als Nächstes hingeht. Dann geht’s zusammen mit Echter, ihrer Kollegin Marie Reineke und dem Bollerwagen im Schlepptau los zum auserkorenen Ziel. Unterwegs gibt es einiges zu entdecken; es wird in gemeinsamer Runde Brotzeit gegessen, gespielt, die Kinder tauschen sich aus, erzählen einander Geschichten. Das Besondere am naturnahen Erlebnis sei die Unmittelbarkeit, „es ist alles echt und ungefiltert“, sagt Echter. Gerade dies sei etwas, das in unserer Gesellschaft „immer mehr verkümmert“, bedauert die Pädagogin. Draußen in der Natur unterwegs zu sein erweitere die Perspektive, den Horizont der Kinder auf vielfältige Weise. Sie können den Wechsel der Jahreszeiten hautnah erleben, begreifen, dass sie auch dem Regenwetter etwas abgewinnen können. Sie lernen, Widerstände zu überwinden und über sich hinauszuwachsen. Und sie lernen, einander zu helfen und aufeinander zu achten. Eben jene Entwicklungsschritte konnte Echter schon an den Kleinen beobachten. Auch im Ort sei die Resonanz durchweg positiv gewesen, immer wieder kämen die „Freiländer“ unterwegs mit der Stadtbevölkerung ins Gespräch. „Entwicklung passiert nicht in einem Raum von 25 Quadratmetern“, sagt Traudl Echter-Burkhardt, die Leiterin des Kinderhauses. Sie freut sich darüber, dass das Gemeinschaftsprojekt so gut von Klein und Groß angenommen wird. Das Projekt läuft vorerst bis zum 31. Juli 2021. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Eines steht aber jetzt schon fest: Die Freilandgruppe wird sich weiterhin mit ungebrochener Freude auf den Weg machen – auch bei Wind und Wetter.
Mahi Kola