Mit der Eröffnung der Ostallgäuer Kunstausstellung geht traditionell auch die Verleihung dreier renommierter Kunstpreise einher. Damit ist die Ausstellung selbst zu einem der bedeutendsten Kunstwettbewerbe in Schwaben avanciert. In diesem Jahr erhielt Markus Pieper aus Röthenbach für sein eingangs erwähntes Werk „Hochstand V“ den Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis der Stadt Marktoberdorf, dotiert mit 3.000 Euro. Kuratorin und Leiterin des Künstlerhauses, Maya Heckelmann, beschrieb das verblüffende, mit feinem Strich gezeichnete und knallig in Szene gesetzte Gemälde auch als eine Warnung, der Natur mit Respekt zu begegnen. Fast, so verriet die Direktorin, hätte es das Werk gar nicht in den Wettbewerb geschafft. Im Sommerurlaub vergessen, sollte es zunächst gefaltet und in einen Briefumschlag gepresst den Weg nach Hause mit der Post nehmen. Dann aber wurde ein heimlicher Übergabeort, ein Parkplatz am Bodensee vereinbart. Und das Werk glücklich zum Wettbewerb in Marktoberdorf eingereicht, wo die Jury von der kontrastreichen Arbeit in ihren Bann gezogen wurde.
Der Sonderpreis der Franz Schmid Stiftung, dotiert mit 2.500 Euro, ging in diesem Jahr an Kornelia Kesel aus Kempten für ihre Skulptur „Hasenjagd“. An einer alten Fahrradfelge wie an einem Mobile aufgehängt, warten stehend sechs blutrote Pappmaché-Hasen, das Gewehr lässig am Rücken verschränkt auf ihre Betrachter, die sie vermeintlich zu jagen gedenken. Das Spiel ist damit umgekehrt, die Beute ist in Kesels Arbeit selbst zum Jäger geworden und fordert in tierischer Fabelhaftigkeit dazu auf, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur wieder herzustellen.
Der Dritte im Bunde der diesjährigen Preisträger ist Robby Sintern aus Fürstenfeldbruck, der für sein Gemälde „Fluthilfe“ den mit 2.000 Euro dotierten Familie Paul Breitkopf-Preis erhielt. Das Werk besticht, so Laudatorin Heckelmann, durch die virtuose Sicherheit der Malweise ebenso wie durch die Rätselhaftigkeit seines Motivs. Krankenschwestern in altmodischer Uniform waten durch fast hüfthohes, seerosenbewachsenes Wasser in einem gefluteten Raum. Sie sind mit einer bunten, von oben herabhängenden Girlande und mit dem Öffnen eines strahlenden Kühlschranks beschäftigt. In der Bildmitte wird ein Esel huckepack von einem Mann davongetragen. Wird er vor den Fluten gerettet oder etwa entführt? Sinterns Szenerie bleibt mysteriös und gleichzeitig faszinierend. Die Jury, so Maya Heckelmann, befand Sinterns intuitiv zu erfassendes Traumbild als preiswürdig und sie forderte die Ausstellungsbesucher auf, eigene Antworten, eigene Geschichten beim Anblick des Werks zu finden.