Immer mehr Funde am Lech
Mit den Römern, Kelten, Raetern und Germanen, die ländliche Bevölkerung Raetiens im 1. Jahrhundert n. Chr., befasste sich das Auftaktreferat von Dr. Bernd Steidl, deutscher Provinzialrömischer Archäologe. Der geologische Betrachtungsraum des damaligen Raetiens reichte vom nördlichen Limes bis in die Gegend von Bozen. Anhand von präzise erstellten Fundortlandkarten zeigte Steidl die damalige Mischkultur in Raetien. Auffallend war dabei eine Verdichtung von germanischen Fundsachen, die sich oberhalb von Augsburg am nördlichen Lech fanden. Laut Steidl seien die Germanen damals unter römischer Regie zur Stärkung ihrer Garnisonen angesiedelt worden. Beeindruckend waren die umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse über das 1. Jahrhundert nach Chr. im heutigen Schwaben.
Dr. Andreas Hartmann, Althistoriker von der Uni-Augsburg berichtete über die aktuellen Forschungsdiskussionen zur Provinz Raetien.
Im Laufe der Veranstaltung richtete sich der Fokus mehr und mehr auf die Areale des heutigen Augsburg und Kempten, dem damaligen Cambodunum. Dr. Sebastian Gairhos ging sehr detailiert auf die relativ kleinen Bereiche von Augsburg ein, da die römischen Bauwerke heute von den Gebäuden der jetzigen Zeit überbaut seien. Eine interessante Diskussion mit dem Auditorium gab es nach den Informationen zur Vorplanung zum Römischen Museum in Augsburg. Eine Dame sprach davon, dass schon vor 45 Jahren viel Material zur Verfügung stand und so lange auch schon die Diskussion über ein Museum liefe. Nach dem neuerlichen Fund von 5.500 Silbermünzen sei die Diskussion neu entbrannt und so verweist der angesprochene Kulturreferent Jürgen Enninger auf einen mit Experten besetzten, großen Arbeitskreis, der mittelfristig zu einer Lösung kommen würde.
Zum zweiten Teil der Tagung gab es noch ein Grußwort des Bezirkstagspräsidenten Martin Sailer, der sich beim Veranstalter mit einem Augenzwinkern bedankte, dass er dem im Hause befindlichen Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (Vorstandsklausur des CSU-Bezirks Schwaben) vorgezogen wurde.
Um die Römerstadt Kempten (Cambodunum) und speziell um Neues aus dem Archäologischen Park, ging es Dr. Maike Sieler. Der Archäologische Park Cambodunum (APC) schützt und präsentiert heute das unüberbaut gebliebene Zentrum der Römerstadt Cambodunum. Ein großer Bereich, der sich zwischen dem Gallorömischen Tempelbezirk und den kleinen Thermen ausbreitet. Laut Sieler sei der Park multimedial erfasst, was ihn auch für jüngere Besucher interessant machen würde.
In einer Kooperation der Stadt Kempten mit dem Fachbereich für Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ist es gelungen, seit 2019 im Archäologischen Park Cambodunum an der sogenannten „Insula 1“ zwei Gebäude eines zentralen Häuserblocks der Römerstadt auszugraben und wissenschaftlich zu untersuchen.„Cambodunum-Kempten hat für die Provinzialrömische Archäologie und die LMU München eine besondere Bedeutung als Forschungsstandort erster Güte, da hier die Forschung und die Vermittlung sowie dauerhafte Präsentation der Ergebnisse in bestem Sinne zusammengehen“, so Grabungsleiter Prof. Dr. Salvatore Ortisi von der Ludwig-Maximilians-Universität München, in seinem Tagungsvortrag „Neue Erkenntnisse zum römischen Kempten“. Weitere Berichte gab es noch aus dem römischen Faimingen von Felix Guffler und Erfahrungen mit Römern im Museum von Dr. Raphael Gerhardt. Eine Zusammenfassung und einen Ausblick zum Abschluss der Veranstaltung moderierte der Leiter der 32. Arbeitstagung, Prof. Dr. Christof Paulus.
Von Jürgen Wischhöfer