Der am 11. April 1940 in Kaufbeuren geborene Maler und Bildhauer Wilhelm L. Holderied wurde vor allem durch das Land-Art-Kunstwerk am Münchner Flughafen, das Erdzeichen „Eine Insel für die Zeit“ bekannt. Es hat eine Fläche von 270 mal 170 Meter, eine Furchentiefe von 3,40 Meter und liegt eingebettet in ein Feld in der Größe von 300 mal 400 Metern.
Zur Finanzierung des Projekts wurden die Furchen der „Insel für die Zeit“ in einzelne Metersegmente unterteilt. Als Zertifikat seiner Beteiligung erhielt jeder Förderer einen Kunstdruck des Erdzeichens, auf dem sein erworbenes Segment eingetragen wurde. Für größere Beteiligungen gab es eine Auswahl von Werkbildern. Mit den von Holderied erstellten Werkbildern konnten die Herstellungskosten des Erdzeichens größtenteils von etwa 400 Förderern finanziert werden.
Seit seiner Gründung am 13. November 1995 kümmert sich auch der Verein „Freunde des Erdzeichens - Eine Insel für die Zeit e.V.“ um das Erdzeichen. Um es über die Jahre zu erhalten, hat der Verein unterschiedliche Aktionen zum Markenzeichen „Erdzeichen“ gestartet: Informations-Tafeln, Kalender, Schirme, Taschen, Kuverts, Bänder, das Buch „Bewahrt eine Insel für die Zeit“, Kofferbänder, T-Shirts, Halsschmuck, Schokolade sowie Handtücher. Sogar einige heißbegehrte, vom Künstler handbemalte FFP2-Masken gibt es mittlerweile. Zwischen 2003 und 2021 fanden auch regelmäßig Entstrauchungsaktionen am Erdzeichen statt. Am 28. Februar 2023 endet die befristete Baugenehmigung der Stadt Freising. Falls sie nicht verlängert wird, muss das Kunstwerk wieder eingeebnet werden.
Neben dem Erdzeichen am Münchner Flughafen realisierte Holderied unter anderem das Steinzeichen „Der steinerne Magnet“ in Kronach, ein „Haus für das Licht der Sterne“ in Mexiko und etliche Groß-Skulpturen. Sein ehrgeizigstes Projekt ist ein Mondzeichen im Sinus Iridum auf der erdzugeneigten Seite des Mondes. Damit man es von der Erde aus erkennen kann, ist dafür eine Ausdehnung von circa 125 mal 60 Kilometern erforderlich. Er habe bereits mit der NASA gesprochen, berichtet der Künstler augenzwinkernd. Sie hätten sehr ernsthaft getan.
Seine Land-Art- und Skulpturen-Projekte begleitet Holderied mit einer Reihe von Grafik-Editionen in Verbindung mit poetischen sowie philosophischen Texten. Seit Ende der 1970er Jahre tritt Wilhelm Holderied mit phantasievollen Masken und Flötenspiel in vielen szenischen Aktionen zu seinen Ausstellungen und Projekten selbst auf oder inszeniert sie. „Damit bin ich einmalig“, meint Holderied vergnügt. „Kein anderer Künstler verbindet aktiv so viele verschiedene Kunstsparten.“
Bei seinen Gesprächen mit der Stadt erfuhr der Künstler von der Aktion des Kulturamts „Künstler honorieren den Einsatz der Pflegedienstleistenden“. Spontan stiftete er bei der Gemälde-Übergabe auch drei seiner 2016 und 2017 in Mexiko entstandenen Bilder im DIN A4-Format für die geplante Klinikum-Tombola.
Ingrid Zasche