Bernhard Pohl (Freie Wähler) zieht erneut in den Bayerischen Landtag ein

Kaufbeuren – Nach der Auszählung der Zweitstimmen im Wahlkreis Schwaben steht nun fest, dass neben Franz Josef Pschierer (CSU) als Direktkandidat auch Bernhard Pohl von den Freien Wählern erneut für den Stimmkreis Kaufbeuren in den Bayerischen Landtag einzieht. Er kommt nach Spitzenkandidat Alexander Hold (Kempten), Dr. Fabian Mehring (Augsburg-Land-Süd), Johann Häusler (Augsburg Land Nord) und Dr. Leopold Herz (Lindau, Sonthofen) durch ein Überhangmandat ins Parlament. Wir haben nach der Zitterpartie mit Pohl gesprochen.
Wie groß ist die Erleichterung, nachdem nun feststeht, dass Sie den Einzug in den Landtag wieder geschafft haben?
Pohl: Ich bin sehr froh, dass die Menschen meine Arbeit der letzten Jahre und meinen engagierten Wahlkampf belohnt haben. Nachdem ich zehn Wochen rund um die Uhr im Einsatz war, fällt schon eine ziemliche Last von meinen Schultern.
Wie knapp war es?
Pohl: Am Sonntag und Montag war es eine Nervenschlacht. Zwar habe ich einen komfortablen Vorsprung auf Platz sechs, aber das stand erst kurz vor Schluss fest, weil das Ergebnis aus dem Ostallgäu erst ganz zum Schluss eintrudelte.
Wenn Sie sich die Stimmenvergabe anschauen, was hat Sie am meisten überrascht?
Pohl: Ich habe mich sehr über mein Ergebnis in der Stadt Kaufbeuren und den Umlandgemeinden gefreut. Hier habe ich deutlich Stimmen hinzugewonnen, obwohl mein Kollege Pschierer in den letzten Monaten durch seine Berufung zum Wirtschaftsminister sehr positiv in den Medien war. Auch die AfD war ein starker Gegner.
Was war aus Ihrer Sicht wahlentscheidend für Ihre Wiederwahl?
Pohl: Ich habe in vielen Gemeinden mit regionalen Themen gepunktet. Viele Bürger haben mir gesagt, ich sei ein Politiker, der nicht nur redet, sondern auch die Dinge umsetzt.
Mit welchen Hindernissen mussten Sie kämpfen und haben Sie zu irgendeinem Zeitpunkt gezweifelt?
Pohl: Mit der Berichterstattung in der Augsburger Allgemeinen. Dabei meine ich vor allem die Dinge, über die nicht berichtet wurde. Die Mindelheimer Zeitung möchte ich hier ausdrücklich ausnehmen.
Ihre Parteikollegen haben gestern ja bereits getagt, die Koalitionsgespräche mit der CSU sollen morgen beginnen. Können und werden Sie sich noch mit einbringen?
Pohl: Natürlich werden wir in der Fraktion eine Marschroute besprechen. Welche Rolle ich dabei spiele, lasse ich auf mich zukommen.
Wo sehen Sie ihre zukünftige Rolle innerhalb der Fraktion? Streben Sie eine Führungsposition an?
Pohl: Ich bin schon sehr lange dabei und habe auch vor meiner Landtagstätigkeit als Chef der Leitlinienkommission im Landesvorstand große Verantwortung getragen. Ich bin daher vielfältig einsetzbar. Ich werde mich dort einbringen, wo es für die Fraktion am meisten Sinn macht.

Als Mitglied einer möglichen Regierungspartei haben Sie jetzt ein ganz anderes Gewicht. Wie stellen Sie sich eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem CSU-Abgeordneten Franz Josef Pschierer vor? Was muss aus Ihrer Sicht anders laufen?
Pohl: Mit dem Gewicht, das stimmt. Ich habe im Wahlkampf vier Kilogramm abgenommen. Zum Kollegen Pschierer: Ich werde erneut auf ihn zugehen und ihm eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe anbieten, ebenso Angelika Schorer. Die Menschen erwarten zu Recht, dass wir für die Region gemeinsam an einem Strang ziehen.
Welche Auswirkungen wird Ihre Wiederwahl auf das Klima im Stadtrat Kaufbeuren haben?
Pohl: Ich hoffe, dass man jetzt etwas wertschätzender miteinander umgeht. Einige Attacken gegen mich persönlich haben mir in den letzten Wochen missfallen. Auch hier gilt nach bestem KI-Motto: Das Beste für die Stadt.
Wie kommentieren Sie im Wahlausklang die Kandidatur von Stadtrat Dr. Thomas Jahn (CSU)?
Pohl: Ein ehrliches Kompliment: Er wusste von vornherein, dass er aufgrund der schlechten Umfragen ohne jede Chance auf ein Landtagsmandat ist. Da finde ich es besonders anerkennungswert, wenn sich einer so reinhängt. Ungeachtet aller inhaltlicher Differenzen, das nötigt mir Respekt ab.
Was ist Ihr Anspruch für die kommende Legislaturperiode? Was wollen Sie für Kaufbeuren und das Ostallgäu erreichen? Was dürfen Ihre Wähler von Ihnen erwarten?
Pohl: Harte engagierte Arbeit wie bisher, über Parteigrenzen hinweg, mit allen, die dazu bereit sind. Eine stärkere Vernetzung in das Unterallgäu, da muss ich noch präsenter werden. Nach wie vor Impulsgeber sein und möglichst vieles umsetzen. Ganz grundsätzlich: Weniger Fachgespräche mit Verbänden, mehr Diskussionen mit den Bürgern. Es muss bei jedem Einzelnen ankommen, welchen Nutzen er durch meine Arbeit im Landtag hat.
Interview: Kai Lorenz