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Kinderklassik von Vivaldi in Kaufbeuren beim Abschieds-Kinderkonzert von Heinrich Klug

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Von: Ingrid Zasche

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Heinrich Klug am Cembalo und Nicole Ostmann Abschiedskonzert im Stadttheater Kaufbeuren 2023
Heinrich Klug am Cembalo gibt der Frühlings- und Sommer-Violinsolistin Nicole Ostmann den Einsatz. Im Hintergrund ist der projizierte Mitsingtext zu sehen. © Zasche

Kaufbeuren – „Bis auf den letzten Platz ausverkauft“, stellte Winfried Nusser, der Vorsitzende der veranstaltenden Bürgerstiftung am vergangenen Freitagnachmittag erfreut fest. Die Rede war von der öffentlichen Vorstellung von Antonio Vivaldis „Jahreszeiten“ im Rahmen der Serie „Kinderklassik im Stadttheater“. Am Vormittag hatten die dritten Klassen der Kaufbeurer Schulen im Klassenverband die beiden Schulvorstellungen besucht. Ältere und jüngere Geschwister hatten mit Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten in der öffentlichen Vorstellung am Nachmittag ebenfalls Gelegenheit dazu. 

Es gastierten die Münchner Philharmoniker unter der Leitung ihres langjährigen ersten Solo-Cellisten Heinrich Klug. Er hat nicht nur als Cellosolist und Kammermusik-Partner einen bekannten Namen, seine Konzerte bei den Münchner Philharmonikern erfreuen sich seit 1977 größter Beliebtheit. Die „Jahreszeiten“, Antonio Vivaldis wohl bekanntestes Werk, gehören zu Klugs erfolgreichsten Kinderkonzerten. Mitwirkende sind unter anderen die junge Sopranistin Serafina Starke, Mitglieder der Münchner Philharmoniker und Kinder-Sinfoniker sowie Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Dieses Gastspiel in unserem wunderschönen Stadttheater ist sein Abschieds-Kinderkonzert.

Das Bürgerstiftungs-Projekt „Kinderklassik im Stadttheater“ will Kinder behutsam an klassische symphonische oder Opernmusik heranführen und sie ihnen auf kindgerechte Weise schmackhaft machen. Das ist Heinrich Klug hier perfekt gelungen. Zu jeder der Jahreszeiten sang er einen kurzen Text vor, der auch zum Mitlesen auf den Hintergrund projiziert wurde, und animierte das vorwiegend junge Publikum dynamisch und mit lebhafter Gestik zum Mitmachen und Nachsingen.

Zu jeder der Jahreszeiten erhielt auch der Kulissenbaum im Hintergrund ein neues Gewand, indem das Geäst wie ein Fächer zusammengefaltet und durch einen anderen Fächer ersetzt wurde: Dem Frühlingsblütentraum folgten Sommerlaub, dann rote Herbstblätter und schließlich winterkahles Geäst. Heiter und witzig erläuterte Klug Satz für Satz Vivaldis Programm-Musik mit Vogelgezwitscher, Bächleinrauschen, Gewitter mit Blitz und Donner und Regen, einem schlafenden Hirten und einem Elfentanz im Frühling. Der Sommer brachte Kuckuck, Taube und Distelfink, lähmende Hitze und nach einem linden Lüftchen ein gewaltiges Sommergewitter mit Hagel, wofür zwei Helfer aus dem Publikum am Donnerblech mitgewittern durften.

Die 14-jährige Mariclara Ruiz Neudauer am Kontrabass, Stadttheater Kaufbeuren 2023
Die erst 14-jährige Mariclara Ruiz Neudauer demonstrierte am Kontrabass, wie bei Vivaldi ein bellender Hund klingt. © Zasche

Im Herbst standen Erntedank und Tanz an, sowie die Folgen von zu viel Weingenuss und eine Hetzjagd mit Schüssen („ihr müsst so zupfen, dass die Saite aufs Griffbrett knallt!“). Der Kälte des Winters mit schneidendem Wind, Zittern, Zähneklappern und kalten Füßen begegnete man gemeinsam, indem alle aufstanden und im Fünfertakt mit den Füßen stampften. Nach einem gemütlichen Intermezzo am warmen Kamin mit Regentropfen am Fenster ging es „zum Wintersport vor 300 Jahren“, zum Eislaufen. Ein dramatischer Einbruch im Eis, das schon wieder von warmen Winden geschmolzen wird, schloss den Kreis der Jahreszeiten. Das alles ließen die jungen Streicher vor dem inneren Auge lebendig werden. Virtuose Soloparts hatten Nicole-Ostmann und Anton Gmelin an der Violine und die erst 14-jährige Mariclara Ruiz Neudauer am Kontrabass.

Die Sopranistin Serafina Starke gab als Vivaldi mit Zopfperücke Tipps zur besten Interpretation dieses Werks und glänzte schließlich als Primadonna Anna Giro in großer Abendrobe mit der Nachtigallenarie, der Sturmarie und der Wasserarie.

Kurz, es war nicht nur für die Kinder im Publikum ein bemerkenswerter Musik-Nachmittag. Samuel (6), der schon immer gerne klassische Musik gehört hat, meinte mit leuchtenden Augen, dass er am liebsten da mitmachen würde.

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