Unvernunft – mit Haltung!

Benediktbeuern/Berlin – Es ist nicht irgendeine „Nacht in Berlin“, in die Max Raabe & Palast Orchester ihr Publikum entführen möchten. Am 28. Juni treten sie im Rahmen des Konzertsommers in Benediktbeuern auf und versprechen, mit „Eine Nacht in Berlin“ einen Abend im Glanz der 1920er Jahre zu präsentieren.
Anmutig, heiter und mit dem ironisch-liebevollen Blick auf das Durcheinander zwischenmenschlicher Beziehungen. Kreisboten-Mitarbeiterin Angelika Hirschberg sprach mit dem Sänger noch vor Beginn der gleichnamigen Tournee „Eine Nacht in Berlin“.
Herr Raabe, Sie und das Palast Orchester stehen wie kein anderes Ensemble für den Musikstil der 20er und 30er Jahre. Was darf sich das Publikum in Benediktbeuern von „Eine Nacht in Berlin“ erwarten?
Max Raabe: Wir haben all unsere aktuellen Lieblingsstücke im Gepäck, zum Beispiel wunderbare Klassiker der 1920er und 30er Jahre, die wir für „Eine Nacht in Berlin“ ausgegraben haben. Für den Abend in Benediktbeuern arrangieren wir sie mit Stücken aus unserem Repertoire und den neuen Liedern der Alben „Küssen kann man nicht alleine“ und „Für Frauen ist das kein Problem“, die ich gemeinsam mit Annette Humpe geschrieben habe. Für Fans sei gesagt, dass bei 400 Stücken in unserem Repertoire „Mein kleiner grüner Kaktus“ an diesem Abend nicht fehlen wird.
Es ist vor allem die Musik der 20er Jahre, aber auch Ihre eigene Interpretation eines Lebensgefühls, das Sie von Berlin mit in den Süden der Republik bringen.
Max Raabe: Neben der Musik macht die Ironie, eine gewisse Leichtigkeit und Erlesenheit unser Programm aus. Dabei können sich die Zuhörer auch ohne jegliches Vorwissen auf unsere Darbietung einlassen. Ich verspreche Ihnen, die Pointen zünden just in dem Moment.... Außerdem haben wir viele sehr schöne musikalische wie optische Effekte für das Freiluftkonzert im Maierhof des Klosters vorbereitet.
Ist es denn ein großer Unterschied, im Berliner Admiralspalast oder in einer bayerischen Klosteranlage aufzutreten?
Max Raabe: Wir treten auch in China und in Kalifornien auf. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich Ihnen versichern, dass der Unterschied zwischen Preußen und Bajuwaren zu vernachlässigen ist. Im übrigen ist die Atmosphäre eines Klosters für unsere Art der Musik durchaus zuträglich. Wir hauen ja nicht groß auf den Putz, in unserem Programm gibt es auch kontemplative Momente.
Auf dem Cover Ihrer neuen CD/DVD sind Sie zu sehen, wie Sie freihändig und ohne Helm, aber mit Fliege und Anzug durch Berlin radeln. Ist es diese Portion Leichtigkeit und Unvernunft, die Ihr Programm eben auch ausmacht?
Max Raabe: Ja – aber damit hat es sich dann auch. Unser Repertoire ist vielmehr ein ironischer Tatsachenbericht des Alltäglichen, unser Programm verhandelt das ewige Drama zwischen Mann und Frau. Und naturgemäß kommt es dabei zu komischen Situationen – die Unvernunft des Alltags quasi. Das Publikum darf durchaus einen lustigen und unterhaltsamen Abend erwarten.
Wieviel Unvernunft braucht es denn für Sie, einmal Ihre Fliege abzunehmen? Ist das vor Ende des Konzerts zu erwarten?
Max Raabe: Mitnichten. Die Fliege wird erst in der Garderobe wieder abgenommen, wir wollen doch keinen Anstoß erregen. Selbst wenn wir, wie für das Fotoshooting des letzten Albums mit Anzug kragenhoch ins Wasser steigen, dann doch immer mit Haltung!
Herr Raabe, vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß beim Konzert in Benediktbeuern!
das Interview führte Angelika Hirschberg