Zweifelhafte Sicherheit

Kaufbeuren – Dieser Abend, der als informatives Zusammentreffen des Wirtschaftsbeirats Bayern/Bezirk Kaufbeuren gedacht war, hinterließ bei vielen Zuhörern ein mulmiges Gefühl. Nicht etwa, weil die Salzstangen nicht schmeckten oder der Gastreferent mit Eintönigkeit glänzte. Im Gegenteil.
Der mitreißende, fundierte und aufrüttelnde Vortrag des IT-Experten Götz Schartner zum Thema „Sicherheit im Internet“ ließ Einblicke in die alles andere als schöne, neue Datenwelt zu. Über 180 Zuhörer verfolgten im Sparkassenforum Kaufbeuren den spannenden Live-Hacking Vortrag des IT-Sicherheitsexperten, der keinen unberührt ließ.
Wettlauf mit der Cyberkriminalität
Wie ein DJ am Mischpult – so spielte Schartner auf fünf aufgeschlagenen Laptops und schaffte es innerhalb von Sekunden, sich in Handys und Smartphones der Zuhörer einzuloggen, Gespräche mitzuhören und SMS unter fremder Identität zu verschicken. Dass dies kein Science-Fiction, sondern in Hackerkreisen Business as usual ist, machte Schartner an vielen Beispielen deutlich. Ob Kennwort, Smartphone, E-Mail-Konten, Verkaufsportale – nichts ist vor Hackern sicher. Immer professioneller und raffinierter agieren die Algorithmen und schlagen in automatisierten Angriffen zu. Betrug unter falscher Identität, das Lahmlegen von Produktionsprozessen, das Ausspionieren fremder Daten – all das ist längst Realität. Dass es diese Gefahren im alltäglichen Leben gibt, konnten die Vortragsteilnehmer eindrucksvoll und teilweise „am eigenen Leib“ erfahren.
Mit Passwörtern und Schadsoftware lasse sich Geld verdienen, erklärte Schartner die mittlerweile professionelle Aufstellung in der Hacker-Szene. Und er warnte vor weiteren Cyber-Attacken wie sie das Schadprogramm WannaCry Mitte Mai verursacht hatte. Einen hundertprozentigen Schutzmantel hatte aber auch Experte Schartner nicht mit im Gepäck.
Doch er gab der aufmerksamen Zuhörerschaft Tipps auf den Weg, die eigene virtuelle Identität zu schützen und schädliche Aktivitäten auf dem eigenen PC möglichst nicht zuzulassen. „Man sollte Passwörter mit mindestens zwölf Zeichen, Sonderzeichen, Zahlen sowie Groß- und Kleinschreibung benutzen“, erläuterte Schartner. „Außerdem sollte man seine Kennwörter regelmäßig austauschen und niemals ein einziges Kennwort für alle Zugänge nutzen.“ Er selbst habe sich ein System zugelegt, die eigenen rund 300 Passwörter zu verwalten.
Den Unternehmern unter seinen Zuhörern riet Schartner, die Digitalisierung nicht zu verschlafen und lieber mehr als zu wenig in die IT-Sicherheit zu investieren. Es gelte den Umgang mit den Risiken zu verbessern und proaktiv anzugehen.
von Angelika Hirschberg