Heißt es künftig „Bad Irsee“? – historische Heilquelle im Ortsteil Bickenried

Von Jürgen Wischhöfer
Irsee – Die wechselvolle Geschichte von Gut Bickenried reicht bis ins zwölfte Jahrhundert zurück. Das ehemalige Anwesen der Äbte des Klosters Irsee war schon immer ein Ort der Gemeinschaft, der Zuflucht, der Erholung und auch der Spiritualität.
Heute bietet Gut Bickenried bis zu zwölf Männern Platz, um sich hier den Weg aus der Drogensucht zu erarbeiten. Die Fazenda da Esperanca ist seit 2010 vom Freistaat Bayern als Therapieeinrichtung anerkannt und arbeitet nach dem Prinzip „Therapie statt Strafe“.
Schon 1263 vermachte Heinrich von Bickenried mit seiner Frau Gertrud zum Heile seiner Seele die Burganlage an die Mönche des Klosters Irsee, die dann 1551 das Gut in einen Maierhof umwandelten, um diesen zu verpachten.
Laut Chronik des Klosters von 1627 wurde das schon als heilsam bekannte Badbrunnenwasser in Bickenried chemisch untersucht. Man fand, dass dieses ein mineralisches Gemisch von Eisen, Salz, Alaun, Tonerde und Schwefel „zusammentemperiertes Wasser“ sei.
Wie Toni Reisacher, ehemaliger Leiter des Gut Bickenried den Markträten vortrug, war das Kloster im Jahre 1764 ein Institut der Gelehrsamkeit geworden, und Abt Bernhard Beck hatte Teile der Burganlage abreißen und dort ein repräsentatives Schloss bauen lassen. Denn damals waren die Äbte nicht nur Vorsteher des Klosters, sondern auch Landesherren. Nach dem wechselvollen Schicksal des Klosters in der Zeit der Säkularisation wurde es 1857 ein Kurort des Dr. med. Wolff. In einer Zeitungsanzeige wurde das „Schloss Pickenried“ als „Kaltwasser-Kräuterkur und Molken-Anstalt“ angepriesen.
Weiter heißt es: „Ein reizend gelegener Aufenthaltsort am Fuße des bayerischen Hochgebirges, mit eleganten comfortablen Räumen, Musik, Lese- und Spiel-Salon, großen Gärten, Lustgehölzen, Wandelbahnen, gymnastischen Anlagen und ausgedehnten Kieferwaldungen.“
Ergänzend lobte die damalige Werbeseite auch eine „feine Restauration mit vorzüglichem Bier und reinen Weinen und pries auch die Reiseverbindungen für die Gäste aus Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Cöln, Dresden und Königsberg zur damaligen Eisenbahn- und Telegraphen-Station Kaufbeuren“.
1870 jedoch ging das Schloss in Flammen auf und wurde danach durch das jetzige Hauptgebäude ersetzt. Heute befindet sich das Anwesen im Besitz des Bezirks Schwaben und ist derzeit an die Fazenda verpachtet.
Laut Bürgermeister Andreas Lieb ist die Heilquelle allerdings beim Bau der Verbindungsstraße zwischen Irsee und Kemnat versiegt und nie wieder zu Tage getreten. Auf Grund der sich verändernden Wassersituationen jedoch ist der Gemeinderat Irsee durchaus an einer erneuten Freilegung der Quelle interessiert. Anhand eines alten Planes vom Irseer Schloss Bickenried, auf dem ein ehemaliges Bad eingezeichnet ist, wären Probebohrungen denkbar, erklärte Lieb. Um das Projekt zu realisieren, hat sich der Marktgemeinderat schon auf die Suche nach Fördermitteln begeben.