Nahezu unbemerkt sei der Kindergarten an der Saliterstraße fertig gestellt worden, berichtete Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell in der ersten Sitzung des Stadtrats im neuen Jahr. Coronabedingt sei die Einweihung auch ohne großes Brimborium erfolgt, so das Stadtoberhaupt. Er lobte das Gebäude als eine infrastrukturelle Aufwertung des Stadtviertels rund um die Saliterstraße.Und er erinnerte daran, dass der Standort des Kindergartens nicht unumstritten gewesen sei. Als „Schattenloch“ sei das Grundstück, wo ehemals das Obdachlosenheim der Stadt stand, kritisiert worden. Seine besondere Hanglage und Kostensteigerungen taten ein Übriges, um das Bauvorhaben immer wieder in die Kritik zu bringen. Georg Martin (Grüne) zog nun einen glücklichen Schlussstrich unter die vorangegangenen Diskussionen: „Hier ist ein umstrittenes Areal absolut aufgewertet worden“, sagte Martin und er nannte das Gebäude ein „Paradebeispiel für einen super Kindergarten“.
2017 hatte die Stadt einen europaweiten Architektenwettbewerb ausgeschrieben, in dessen Folge das Büro Freitag Hartmann Architekten GmbH aus Berlin den Zuschlag und deren Entwurf eine Auszeichnung erhalten hatte. Die Idee, das Obergeschoss quer auf dem Erdgeschoss zu platzieren, eröffnete optimale Gegebenheiten in Sachen Raumbedarf und Sonnenstand. Vom Obergeschoss aus erschließt sich auch die großzügige Spiel- und Gartenfläche auf dem erweiterten „Dach“. Ebenso können die Kinder durch die großzügigen Gemeinschaftsräume wie Eingangsbereich und Aula über die Stufen eines kleinen Amphitheaters zu den Außenflächen gelangen. Die direkte Nähe zur Buchel erlaubt den Kindern, Wald und Natur unmittelbar zu erleben.
Der Neubau des Kindergartens kostet die Stadt voraussichtlich rund fünf Millionen Euro, und damit eine Million Euro mehr als geplant. Auch das hatte zu Beginn der Planungen für Diskussionen im Stadtrat gesorgt. Denn beim Familienzentrum St. Magnus im Norden Marktoberdorfs, das im September 2018 bezogen wurde, blieb man kostenmäßig unter fünf Millionen Euro. Dabei werden dort bis zu 115 Kinder betreut. Der Kindergarten an der Saliterstraße ist auf eine maximale Belegung von 75 Kindern ausgelegt.
Technisch lässt das Haus dagegen keine Wünsche an Effizienz und Nachhaltigkeit offen. Eine moderne Lüftungsanlage, wie sie der Hygieneschutz aktuell fordert, ist bereits installiert. Ebenso sorge eine großzügig dimensionierte Photovoltaikanlage auf dem Dach für mehr Strom als nötig, wie Marion Schmid vom Bauamt den Stadträten vorstellte. Sie gehe davon aus, dass pro Jahr 27.000 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt werden, der Kindergarten benötige rund 14.000 kWh des Ökostroms. Insgesamt sei das Gebäude samt Pelletheizung, Enthärtungsanlage, Batteriespeicher und einer optimal aufeinander abgestimmten Gebäudetechnik auf dem neuesten Stand.
Das bewog neben Georg Martin auch Dr. Andrea Weinhart (Freie Wähler) und Stefan Elmer (SPD) das Bauvorhaben mit Lob zu überschütten. Elmer betonte, dass sich die Ausschreibung durch einen Wettbewerb gelohnt habe. Und Weinhardt lobte die Arbeit des Bauhofs und der verschiedenen Hausmeister, die in kürzester Zeit gleich zwei aufwändige Umzüge zu meistern gehabt hatten. Erst im vergangenen Sommer war der Schulbetrieb der St. Martin Grundschule an die Ausweichschule beim Modeon verlagert worden.