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351 Jahre bis zum goldenen Denkmalpreis 2022

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Diplomingenieur und Architekt Martin Hofmann aus Irsee 2022
Diplomingenieur und Architekt Martin Hofmann aus Irsee. © Wischhöfer

Irsee/Nesselwang – Anno domini 1671 entstand ein Wohnstallhaus in Nesselwang- Voglen, das im Laufe der Jahrhunderte sehr stark dem Verfall zum Opfer gefallen ist. In mehrjähriger Projektarbeit wurde das denkmalgeschützte Haus von dem Irseer Architekten und Denkmalspezialisten, Diplomingenieur Martin Hofmann wieder zu strahlendem Glanz geführt und 2022 mit dem Bayerischen Denkmalpflegepreis Gold in der Kategorie „Private Bauwerke“ ausgezeichnet.

Der erst kürzlich wieder in den Irseer Gemeinderat nachgerückte Martin Hofmann bekam in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Möglichkeit, den Werdegang der Wiederherstellung des Wohnstallhauses in allen Details vorzutragen. Durch den 1671 gewählten Bauplatz, der an eine Hanglage grenzte, war der Unterbau des Hauses derart zerstört, dass eine komplette Bodenplatte gefertigt werden musste. Aus diesem Grund, so berichtete der Denkmalspezialist, wurde das gesamte Bauwerk angehoben und mit neuem Fundament versehen. In den Jahren 1850 bis 1880 wurden die Innenräume des Wohnhaus­teiles sehr aufwendig im Maximilianischen Stil umgebaut und im Laufe der Sanierung von einigen der 30 beteiligten spezialisierten Gewerke restauriert.

Die umfangreichen Fotos, die Hofmann während der jüngsten Sanierung erstellte, zeigten in eindrucksvoller Weise die einzelnen Stationen bis zur Fertigstellung und zum Bezug des Wohnstallhauses im Jahr 2020. In ihrer Begründung schreibt die Jury des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in der Verleihungsurkunde für die Bauherrin Dr. Gesa Wunder und dem Bauherren Dr. Hans Treiber: „Die Kernaufgabe der Projektbeteiligten war es daher, die bestehenden Schäden und gleichzeitig ihre Ursache zu beheben. Erreicht wurde dies durch das Versetzen des Hauses. Diese aufwendige Translozierung war die denkmalverträglichste und nachhaltigste Lösung. Die Entwicklung, Ausarbeitung und Abwägung der möglichen Optionen für die Instandsetzung, die Konzeption der für das Verschieben nötigen baulichen Maßnahmen sowie deren Umsetzung stellen eine außergewöhnliche Ingenieurleistung dar.“ Die umfangreichen Vorbereitungen für die Verschiebung und die beeindruckende 24-stündige Translozierung selbst dokumentierte Martin Hofmann in einem Zeitraffervideo. Nach Aussage des Denkmalspezialisten sind schon weitere Interessenten für erfolgreiche Lösungen von unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden an ihn herangetreten. Dem Kreisbote verriet Hofmann: „Nach dem Projekt Wohnstallhaus kann mich nichts mehr erschüttern, daher werde ich in diesem Segment der Architektur weiterarbeiten“.
Von Jürgen Wischhöfer

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