Jahreshauptversammlung Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren: Wolfgang Neumayer bleibt Vorsitzender

Kaufbeuren – Zur Jahreshauptversammlung hatte dieser Tage die Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren ihre Mitglieder in den Veranstaltungssaal der Wertachtal-Werkstätten in der Porschestraße eingeladen. Neben einem Rückblick auf die vergangenen – trotz Corona – recht erfolgreichen Jahre, standen die Neuwahlen der Vorstandschaft im Mittelpunkt.
Die Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren wurde ursprünglich als reine Elterninitiative gegründet. In all den zurückliegenden Jahren wurden dabei Einrichtungen geschaffen, die sich in erster Linie an die einzelnen Lebensphasen behinderter Menschen anpassen mussten. Tageseinrichtungen, Schulen, Werkstätten und Wohnheime wurden gegründet und im Laufe der Zeit Außenwohngruppen und Inklusionsprojekte in Angriff genommen. Wie auf der Versammlung mehrmals betont wurde, ist dieser Prozess noch längst nicht abgeschlossen. Seit einiger Zeit wandelt sich die Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren und richtet sich dabei mehr zur Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderung aus.
In seinem Bericht konnte der Lebenshilfe-Vorsitzende Wolfgang Neumayer auf arbeitsreiche Jahre zurückblicken. Zwar war die Arbeit durch Corona irgendwie geprägt, aber trotzdem konnte dank intensiver und guter Zusammenarbeit so manches Projekt gestemmt und verwirklicht werden - wie beispielsweise eine neu überarbeitete Vereinssatzung, dazu eine bis dahin fehlende Geschäftsordnung. Außerdem wurde als Grundsatzprogramm ein Leitbild geschaffen, in dem klar festgehalten ist, wohin die Lebenshilfe will: den Blick nach vorn gerichtet, die Zukunft stets im Auge behaltend um auch neue Ziele zu erkennen und anzusteuern. Im Rahmen einer Klausur soll das Vereinsleben auf den Prüfstand und neue Ideen eingebracht werden.
Vor allem das Thema „Sebstvertretung“ soll noch weiter vorangetrieben werden. Erklärtes Ziel ist, dass Menschen mit Behinderungen viel mehr mitbestimmen und in vielen Bereichen auch wesentlich aktiver in die Arbeit einbezogen werden. Auch hinsichtlich der „Kommunikation“ gab es bereits Erfolge. Drei Beschäftigte der angeschlossenen Wertachtal-Werkstätten hatten es geschafft, sich zum zertifizierten Übersetzer in „Leichter Sprache“ auszubilden.
Mit einem gewissen Stolz konnte der Lebenshilfe-Chef zum Abschluss seiner Ausführungen darauf hinweisen, dass der Verein gut und vor allen Dingen stabil dastehe, und es keine Zukunftssorgen gebe. Dies sei auch ein großes Verdienst des Geschäftsführerteams das mit großem Engagement mit der Vorstandschaft aufs engste zusammenarbeite.
Geschäftsführer Klaus Prestele nannte in seinem Bericht die derzeit aktuellen Geschäftszahlen der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren. Der Verein zählt zur Zeit 715 Mitglieder, wobei diese Zahl leider einen leichten Mitgliederschwund aufweist. 577 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind augenblicklich beschäftigt. Die Bilanzsumme bezifferte Prestele mit 27,5 Mio. Euro und den erwirtschafteten Überschuss mit 11.419 Euro. Aus dem Topf der Lebenshilfe-Stiftung konnten 2021 insgesamt 31.500 Euro für Fördermaßnahmen entnommen werden.
Geschädtsführerin Claudia Kintrup berichtete über den Bau eines Rehazentrums in der ukrainischen Stadt Mamajiwzi. Dort soll – unterstützt durch die Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren – eine Einrichtung für Jugendliche und jüngere Erwachsene mit Beeinträchtigung entstehen. Zum Erfahrungsaustausch war vor einiger Zeit eine Gruppe aus der Ukraine in Kaufbeuren um hier an Ort und Stelle Einrichtungen der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren näher kennenzulernen und entsprechende Inspirationen zu sammeln, um diese in ihrer Heimat dann umzusetzen.
Ein wichtiges Ziel der Geschäftsführung ist im nächsten Jahr, wie ausdrücklich erwähnt wurde, die betriebliche Inklusion in den Werkstätten entscheidend voranzubringen und zu stärken. Dabei sollen die jeweiligen Zielsetzungen noch um einiges verbessert werden.
Baumaßnahmen werden auch in Zukunft ein wesentliches Aufgabengebiet bleiben. So entstehe derzeit in Marktoberdorf ein neues Wohnheim am Marktplatz. Im Februar 2023 soll mit dem Einzug der Bewohnerinnen und Bewohner begonnen werden. Außerdem laufen die Planungsarbeiten für ein Wohnheim in Füssen auf „vollen Touren“. Nachdem man bisher gut vorangekommen sei, bestehe Grund zur Hoffnung, baldigst mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Leider bereite aber der allgemeine Mangel an Fachkräften große Probleme.
Auch in der Kaufbeurer Porschestraße stehen Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen in größerem Umfang an. Der Medizinische Dienst soll hier mit einer eigenen Therapieabteilung dann einziehen können. Desweiteren ist im Gebäude eine Zusammenführung und gemeinsame Unterbringung der Verwaltungen von Lebenshilfe und Wertachtal-Werkstätten geplant.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es nach dem Bericht der Kassenprüfer, die eine einwandfreie Führung der Bücher bescheinigten, die einstimmige Entlastung der Vorstandschaft. Daran schloss sich die Wahl eines neuen Vorstandes an. Roger Häutle und Klaus Dopfer legten aus trifftigen persönlichen Gründen ihre Ämter als Beisitzer nieder und wurden mit Worten des Dankes und der Anerkennung verabschiedet.
Die Neuwahlen brachten keine großen Veränderungen: Wolfgang Neumayer wurde wieder zum 1. Vorsitzenden und Andrea Bareth zu seiner Stellvertreterin gewählt. Auch Schriftführer Frank Kroll wurde einstimmig das Vertrauen für eine weitere Legislaturperiode ausgesprochen. Gisela Barth, Hans Raabe, Sabine Thoma und Gabi Weber wurden zu Beisitzern gewählt und Christopher Helbig und Max Wagner in ihren Ämtern als Kassenprüfer bestätigt.