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Fliegerhorst Kaufbeuren: In 20 Jahren rund 3.500 Techniker am Eurofighter ausgebildet

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Von: Wolfgang Becker

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Oberst Martin Langer begrüßt zahlreiche Gäste zum 20-jährigen Jubiläum der Eurofighter-Ausbildung 2023
Oberst Martin Langer konnte zahlreiche Gäste zum 20-jährigen Jubiläum der Eurofighter-Ausbildung begrüßen. © Bernhard/Bundeswehr

Kaufbeuren – Das Technische Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abteilung Süd konnte in dieser Woche ein besonderes Jubiläum begehen. Im Rahmen einer Feierstunde blickte die Ausbildungseinrichtung für alle Techniker an Strahlflugzeugen der Luftwaffe auf 20 Jahre erfolgreiche Ausbildung am Waffensystem Eurofighter (EF) zurück. Am 17. Februar 2003 war der erste Eurofighter mit dem taktischen Kennzeichen 98+31 am Kaufbeurer Fliegerhorst gelandet und hatte damit den Beginn der Ausbildung für das technische Personal an diesem Waffensystem markiert. 

„Wir fühlen uns in Kaufbeuren pudelwohl und das liegt auch an dem guten und partnerschaftlichen Miteinander mit unserer Stadt“, sagte Oberst Martin Langer als Kommandeur mit Blick auf Oberbürgermeister Stefan Bosse als anwesende Stadtspitze.

Neben Führungspersonal aus Kommandobehörden waren Vertreter aus der Industrie, den mit Eurofighter ausgestatteten vier taktischen Luftwaffengeschwadern in Nörvenich, Wittmund, Laage und Neuburg sowie ehemalige Angehörige anwesend. Von der fachlich zuständigen Stelle für die Ausbildung war Oberst i.G. Thorsten Milewski ebenfalls zugegen, der sich aber als zukünftiger Kommandeur am Fliegerhorst bereits einen Einblick über die qualitativ hochwertige Ausbildung der Techniker machen konnte. Auch das Geschwader aus Zeltweg vom österreichischen Bundesheer war durch eine Abordnung vertreten. Seit 2007 bestand hier nach Übernahme der ersten EF eine enge Partnerschaft und Ausbildungskooperation.

Seit über 65 Jahren bildet die Luftwaffe am Standort Kauf­beuren Personal für die Wartung und Instandsetzung von Luftfahrzeugen und Radargeräten sowie der militärischen Flugsicherung aus. „Wir bilden das Personal ja nicht aus, weil wir gerne ausbilden – das tun wir natürlich auch – sondern um im Schwerpunkt der Luftwaffe qualifiziertes Personal zur Verfügung zu stellen“, so Oberst Langer. Die letzte große Veränderung sei der Beginn der Ausbildung für den Eurofighter gewesen. Wobei das erste Luftfahrzeug beinahe verloren gegangen wäre, wie Langer berichtete: „Für ein erstes Foto wurde es in Szene gesetzt, mit offenem Cockpit vor klarem blauem Himmel in schönster Top-Gun Manier.“ Nicht bedacht worden war, dass sich die Sonne im offenen Kabinendach fing und dieses dann wie ein Brennspiegel fast ein Feuer im Cockpit entfacht hätte, was noch verhindert werden konnte. Bei Ausbildungsstart war es das Ziel, die Einsatzbereitschaft beim taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ in Laage als erstem EF-Verband zum April 2004 herzustellen, was auch gelang.

Anekdoten

Ein Mann der ersten Stunde war Hauptmann Dietmar Bassing, der sich in einem Gespräch erinnert: „Die Sprache des Vier-Nationen-Projektes (Anmerkung: Deutschland, Italien, Spanien und England) ist Englisch, sodass jeder Lehrgangsteilnehmer in einem Grundlehrgang Standard Englisch absolviert und zusätzlich technisch-logistisches Englisch mit mindestens 6.000 Fachbegriffen der 32.000 Einzelteile des EF kennen muss.“ Und lieferte gleich eine Anekdote dazu. Bei einer Führung des einstigen SPD-Außenpolitikers Egon Bahr war diesem der „Missile Approach Warner“ vom damaligen Kommandeur Oberst Drexl mit „Raketenwarngerät“ übersetzt worden. Mit „Ich bin der englischen Sprache mächtig“ habe Bahr etwas befremdlich darauf reagiert. Eine Äußerung des ehemaligen Generalinspekteurs Volker Wieker ist Bassing ebenfalls in Erinnerung, der angesichts gelb blühender Wiesen bei blauem Himmel vom „schönsten Standort der Bundeswehr“ gesprochen hatte und den einstigen Schließungsbeschluss nicht verstanden hatte.

Nicht nur die anfängliche Ausstattung eines EF von ursprünglich 70 Rechnern hat sich laut Bassing verdoppelt, dazu kommen 150 Kilometer verbaute Leitungen. Auch die Ausbildung – in dieser Form einzigartig – ist mittlerweile komplett digitalisiert. Die Lehrgangsteilnehmer haben heute einen Laptop zur Verfügung, auf dem sie alle erforderlichen Informationen sowohl in der Ausbildung als auch in der Unterkunft verfügbar haben. Und im Heimatverband steht ihnen das Lernmanagementsystem zur Verfügung. Moderne Ausbildungstechnologien in Form virtueller Verfahrenstrainer wurden vom Lehrpersonal selbst entwickelt und sind international ausgezeichnet worden. Aktuell stehen der Schule drei EF und mehrere Systemtrainer zur Verfügung. „Der Frauenanteil in der Ausbildung liegt zwar unter zehn Prozent“, sagte der Offizier; aber sie gehören immer zu den Leistungsträgern.“ Mit vielen Höhen und Tiefen habe sich das Lehrpersonal zu einer „EF Familie“ gebildet.

„Ich spüre den Stolz, mit dem Sie ausbilden“, sagte der OB, er ist auch in der Stadt spürbar und im Bewusstsein der Bürger verankert.“ Nach zwölf wechselvollen Jahren habe man sich erfolgreich behauptet und er freue sich, dass der Standort nun einer guten Zukunft entgegen sehe, auch wenn andere Pläne im Moment nicht weiter verfolgt würden.

Projektoffizier Hauptmann Christian Weininger und Oberstabsfeldwebel Markus Wirsen hatten mit einem Team die Ausbildungshalle nicht nur repräsentativ gestaltet, sondern zudem an drei Stationen die vergangenen zwei Jahrzehnte mit eindrucksvollen Dokumenten unter anderem die ersten elf Ordner mit 6.000 Seiten und Simulationen dargestellt. Die Fliegerhorstkapelle sorgte für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung.

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