Der Kauf eines neuen Kommunalschleppers verursacht Irritationen bei Bürgern in Aitrang

Aitrang – Die Kaufentscheidung der Gemeinde Aitrang zugunsten eines Schleppers der Firma John Deere für den kommunalen Bauhof schlägt hohe Wellen im Dorf. Dass der lokal ansässige Mitbewerber Fendt nicht den Zuschlag erhalten hatte, sei bei einigen Fendt-Mitarbeitern auf Unverständnis gestoßen.
Dabei hatte Bürgermeister Jürgen Schweikart bereits in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Kaufentscheidung erklärt. Nach mehreren Probefahrten habe demnach ein vom Bürger gewähltes Gremium Ehrenamtlicher zusammen mit Mitarbeitern des Bauhofs eine Kaufempfehlung ausgesprochen, die sich nach der Handhabung und der praktischen Funktionalität der Schlepper für die Belange des Bauhofs gerichtet habe. Dieser Kaufempfehlung sei man gefolgt. Zudem sei das Angebot von Fendt um eine Summe im niedrigen fünfstelligen Bereich teurer gewesen. Insgesamt seien vier Schlepper getestet worden. Außer Fendt und John Deere standen Fabrikate der Firmen Deutz-Fahr und Steyr zum Angebot, so Schweikart.
Nach Beendigung des öffentlichen Teils der Gemeinderatssitzung konnte man vernehmen, dass die Kaufentscheidung auf der Straße vor dem Gemeindehaus weiter diskutiert wurde.
Als Schweikart dann vergangenen Woche auf der Bürgerversammlung (siehe eigenen Artikel) im Gasthaus Ziegerer seine Sicht der Dinge zu diesem Thema erneut darlegte, konnte man das Unbehagen gegenüber der Kaufentscheidung im Saal spüren. In der Diskussion mit den Bürgern empfand manch einer den Zuschlag für John Deere als „Schlag gegen ein Traditionsunternehmen“ aus der Region, das viele Arbeitsplätze gewährleistet. Eine andere Wortmeldung thematisierte die Tatsache, dass Fendt bei vielen Projekten und Institutionen als Sponsor mit dabei sei. Dies könne sich nach solch einer Entscheidung auch schnell ändern.
Auf diese eventuellen Verflechtungen ging Schweikart nicht ein, sondern betonte noch einmal die praktischen Gesichtspunkte, die sowohl der Kaufempfehlung Seitens des Bauhofs als auch der Kaufentscheidung des Gemeinderats zugrunde liegen. „Das war eine wirtschaftliche Entscheidung“, so Schweikart wörtlich. Unterstützung bekam er bei diesem Wortgefecht vom zweiten Bürgermeister Hubert Eble.
Im Übrigen: Wie berichtet, verkauft die Firma Fendt jährlich rund 18.000 Traktoren und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Verkaufszahlen im Jahr 2020 auf über 20.000 zu steigern.
Felix Gattinger
Kommentar
Kauf wird zum Politikum
von Felix Gattinger
"Sehr emotional wurde das Thema Schlepperkauf in der jüngsten Bürgerversammlung in Aitrang diskutiert. Das zeigt nicht nur, dass die Anschaffung des Schleppers einen beträchtlichen Teil der Bürger polarisiert, sondern verdeutlicht die politische Brisanz, die in jeder kommunalen Kaufentscheidung liegt.
So pragmatisch und sachlich die einzelnen Kriterien der Kaufentscheidung gewesen sein mögen, bei einem Mitbewerber wie Fendt, der zugleich ein gern gesehener Sponsor ist, wird so eine Entscheidung immer zum Politikum – wie auch immer sie ausgeht: Wäre die Entscheidung zugunsten des teureren Schleppers von Fendt gefallen, hätten einige vielleicht unstatthafte Verflechtungen von Politik und Wirtschaft gerügt und auf die Sparsamkeitspflicht der Kommune gepocht."