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75 Jahre Schmuckfachschule und Tag der offenen Tür

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Von: Ingrid Zasche

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Schulleiter der Schmuckfachschule Neugablonz Norman Weber (v. li.), Oberstudiendirektor Bertram Knitl, und OB Stefan Bosse mit dem von Ulrich Peter gestalteten Geschenk der Stadt.
Der künstlerische Schulleiter Norman Weber (v. li.), Oberstudiendirektor Bertram Knitl, und OB Stefan Bosse mit dem von Ulrich Peter gestalteten Geschenk der Stadt. © Zasche

Kaufbeuren-Neugablonz – Mit dem „Neugabiläum“ feierte Neugablonz im September seinen 75+1 Geburtstag. Nur ein Jahr nach der Ortsgründung entstand 1947 auch wieder, wie in Gablonz a. N., eine Schmuckfachschule, um die für die Gablonzer Schmuckherstellung benötigten Fachkräfte entsprechend heranzuziehen und auszubilden.

Am vergangenen Samstag wurde das Jubiläum in der „Staatlichen Fachschule für Glas und Schmuck“ im Beisein von Ehrengästen wie MdB Stefan Stracke, Dr. Hannelore Kunz-Ott, Franz Endhart und der Vorsitzenden des Fördervereins, Susanne Kindler-Bodammer, sowie ehemaligen Schulleitern, unter anderen Gerhard Glüder und Gottfried Göppel, gebührend gefeiert. Die musikalische Umrahmung oblag der Schülerband.

Die Schule geht auf die 1880 in Gablonz a. N. gegründete „Gewerbliche Zeichen-, Modellier- und Ziselierschule“ zurück. Sie wurde zur Förderung der Gablonzer Bijouterie- und Schmuckindustrie vom zuständigen kaiserlich-königlichen Amt für Schulwesen und Kult unter deutscher Verwaltung eingerichtet. Bis heute gibt es in Gablonz die „Fachschule für angewandte Kunst“, die junge Menschen im Bereich Bijouterie, Metallschmuck, plastische Gravur und grafisches Design oder als Medailleure ausbildet. Die Schule wird auf der dortigen Homepage als „Familiensilber von Jablonec“ bezeichnet. Analog dazu ist unsere Schmuckfachschule das „Familiensilber von Neugablonz“, wie es Oberbürgermeister Stefan Bosse in seinem Grußwort formulierte. Das Geburtstagsgeschenk vom Stadtoberhaupt hat der ehemalige Fachschüler (noch unter Helmuth Krusche) und spätere Fachschullehrer Ulrich Peter (als Nachfolger von Hermann Moser) gestaltet. Heute ist er für den grafischen Schmuck des Goldenen Buches der Stadt zuständig.

1947 fand der Unterricht für Glasmacher, Glasdrücker, Perlenwickler, Glasveredler, Nadler, Estampeur, Graveur, Galvaniseur sowie Gürtler zunächst provisorisch in den Räumen der Kaufbeurer Berufsschule statt. 1949 zog man in eine Baracke an der Sudetenstraße um und die Schule ging in staatliche Obhut über. Im November 1957 erfolgte der Umzug in ein neues Schulgebäude am Dürerweg, wo sich die Schule heute noch befindet, allerdings mit deutlichen Um- und Erweiterungsbauten, denen man das stolze Alter von 75 Jahren bei weitem nicht ansieht.

Nur die Historie sei so alt, das Gebäude und die vermittelten Fertigkeiten seien mit der Zeit gegangen, fasste Oberstudiendirektor Bertram Knitl, Gesamtschulleiter der fünf staatlichen Berufsfachschulen in Kaufbeuren, zusammen. Heute werden Glas- und Porzellanmaler, Goldschmiede, Graveure und Silberschmiede ausgebildet. Dabei wird altes Handwerk wie Perlenwickeln mit moderner Technologie wie der Arbeit an einer CNC-Drehmaschine harmonisch vereint zur Schaffung kreativ gestalteter praktischer Gegenstände.

Und nicht nur das Gebäude bekam im Laufe der Zeit ein neues Gesicht, auch der Webauftritt wurde komplett runderneuert und hat nun die Adresse www.bfs-ngl.de. Dazu kommt die neue, attraktiv und modern aufgemachte Image-Broschüre „Im:Puls“. Die Finanzierung wurde mit Hilfe des Fördervereins und der Dannerstiftung realisiert.

Der künstlerische Schulleiter Norman Weber legte in seiner eindrücklichen Ansprache dar, dass auch im digitalen Zeitalter, wo so vieles per Knopfdruck einfacher und schneller erledigt werden kann, das Arbeiten mit den Händen nach wie vor unverzichtbar ist. Nicht umsonst hatte Anastasia Kechter die Einladungskarte um das Motiv aus Michelangelos Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle gestaltet, den sich fast berührenden Händen von Gottvater und Adam.

Grünbehandschuhte Hände benutzten zum Beispiel eine Designerbrille, um in einem kalligrafischen Buch zu lesen oder spielten mit silbernen Figuren ein Brettspiel.
Grünbehandschuhte Hände benutzten zum Beispiel eine Designerbrille, um in einem kalligrafischen Buch zu lesen oder spielten mit silbernen Figuren ein Brettspiel. © Zasche

Und so war es auch logisch, dass die bei der von Schülern dargebrachten Einlage nur deren Hände zu sehen waren: Diese tauchten grünbehandschuht aus dem grün dekorierten „Buffet“ mit Archivwerken auf und interagierten mit den Stücken, bis mit einem Knalleffekt ein grüner Konfettiregen und eine grüne Ballon-75 auf die begeisterten Gäste niedergingen. Mit individuellen Führungen durch die Schule ging der Festakt nahtlos in einen wieder gut besuchten Tag der offenen Tür über.

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