Bereits im vergangenen Jahr hatte es eine ausführliche Vorstellungs- und Fragerunde gegeben, bei der die Delegierten und die Kreisvorstände den Kandidaten auf den Zahn fühlten. Nun hatte jeder der Kandidaten nochmal 15 Minuten Zeit, um sich und seine politischen Ziele vorzustellen.
Den Anfang machte Peter Wachler. Der 44-Jährige lebt mit seinem Lebensgefährten in seiner Heimatgemeinde und wurde im Jahr 2014 mit 35 Jahren der jüngste Bürgermeister des Unterallgäus. Nach der ersten Wahlperiode wurde er mit 83 Prozent in seinem Amt bestätigt. Wachler ist zudem Mitglied des Unterallgäuer Kreistags und bringt sich im Wirtschafts- und Mobilitätsausschuss ein, ist Mitglied im Zweckverband Staudenwasser und im Schulzweckverband sowie Erster Vorsitzender der Regionalentwicklung Stauden. Besonders einsetzen möchte sich Wachler für den Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Raum. Begonnen hatte er damit bereits in seiner Heimatgemeinde: „In Markt Wald hat jeder Haushalt Glasfaser. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit.“ Für den Ausbau der B12 will er zusammen mit Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse kämpfen, mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek will Wachler die Gesundheitsregion voranbringen und mit Bad Wörishofens Bürgermeister Stefan Welzel die Kurbetriebe der Kneippstadt. Die heimische Landwirtschaft möchte Wachler unterstützen, aber auch den Bürgern vermitteln, dass Qualität und Regionalität ihren Preis haben. Wachler will vor Ort präsent für alle Bürger sein.
Der 48-jährige Christoph Walter aus Mindelheim, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, ist studierter Diplomvolkswirt, war lange Zeit Geschäftsführer in der ADAC-Familie und hat 2022 seine eigene Unternehmensberatung gegründet. Bereits 1995 wurde er Mitglied in der Jungen Union und wechselte ein Jahr später in die CSU. Seit 2008 sitzt er für die CSU im Mindelheimer Stadtrat. Walter möchte Menschen für die CSU begeistern, Unternehmen für den Wahlkampf finden und Politikern wie Bernhard Pohl (FW) die Stirn bieten. Er möchte sich dafür einsetzen, dass Strom und Energie dezentralisiert werden und mehr auf regenerative Energie gesetzt wird. Auch die Gesundheitsregion und der Bildungssektor liegen dem Mindelheimer am Herzen genau wie die Lebensmittelproduzenten, für die er mehr Respekt einfordern möchte. Sicherheitskräfte sollen mehr Rückendeckung bekommen, und konsequente Strafen verhängt werden für Menschen, die Sicherheit und Einsatzkräfte bedrohen. Die abtrünnigen CSU-Wähler will Walter zurückholen und rechts der CSU keine anderen Parteien sehen. Durch regelmäßige Bürgersprechstunden möchte er im gesamten Stimmkreis präsent sein. Sein Credo: „I mag de Leit, wia se sint.“
Als Dritter stellte sich der 55-jährige Gerhard Bucher, verheiratet mit vier Kindern, aus Kaufbeuren vor, der die Führung seines erfolgreichen Unternehmens seiner Gattin überlassen möchte, sofern er das Mandat bekommt. Die CSU sei weit von früheren Ergebnissen entfernt. Zu lange sei sie den grünen Weltverbesserern hinterhergelaufen. Hier müsse auch die Jugend besser aufgeklärt werden, so Bucher, der sich auch für politische Bildung einsetzen möchte. Die CSU sollte den Wählern eine ordentliche Umweltstrategie präsentieren, der Industrie müsse auch vor dem Hintergrund der hohen Energiekosten der Rücken gestärkt werden. Bucher hatte so viel zu sagen, dass er seine Redezeit überzog. Am Schluss ließ er es sich dennoch nicht nehmen, Franz Josef Pschierer für seine 28 Jahre lange Arbeit für die CSU zu danken.
Dr. Thomas Jahn, Rechtsanwalt aus Kaufbeuren, beteuerte am Anfang seiner Ansprache: „Egal, wie es ausgeht, wir stehen gemeinsam hinter dem, der gewählt wird.“ Dafür erhielt er Applaus. Jahn hatte sich bereits vor 30 Jahren aus „Sorge und Leidenschaft für die Heimat“ ehrenamtlich engagiert, war Mitbegründer der Fördervereine für das Kaufbeurer Frauenhaus und das Krankenhaus. „Sozial ist, was man selbst an Zeit und Geld einbringt und nicht, was an fremden Geldern verteilt wird“, ist Jahn überzeugt. Mit 28 Jahren wurde Jahn in den Kaufbeurer Stadtrat gewählt und war 18 Jahre lang dabei. Den Wahlkampf zum Pfrontener Bürgermeister verlor er seinerzeit nur knapp. Als Rechtsanwalt sei er auf Immobilien sowie Vergabe- und Förderrecht spezialisiert und vertrete viele Kommunen. „Ich muss mich nicht erst einarbeiten, ich kann gleich loslegen“, so Jahn, der sich auch für die Sicherheit im Land stark machen will. „Wenn man Rot-Grün die Sicherheit anvertraut, ist sie halt weg“, so Jahn. Die CSU sei die Partei, die Probleme im Land offen anspreche. Damit könne man die Wahl gewinnen.
Nach den Vorträgen waren die Delegierten gefragt. Im ersten Wahldurchgang erhielt Wachler (neben viel Beifall) die meisten Stimmen (41). Dahinter landeten Walter (30), Jahn (14) und Bucher jun. (9). Weil es eine absolute Mehrheit brauchte, kam es zur Stichwahl – wieder mit dem Markt Walder Bürgermeister als Sieger (55 gegen 40 Stimmen für Walter). Wachler zeigte sich gerührt und nahm die Wahl als Direktkandidat der CSU im Stimmkreis Kaufbeuren an.
„Mit so einem breiten Votum hätte ich nicht gerechnet“, sagte Wachler gegenüber unserer Redaktion. Besonders gefreut habe ihn der faire Umgang der Kandidaten untereinander und der freundliche Verlauf.