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Kaufbeurer Kinder-Uni mit Prof. Dr. Madelaine Böhme: Nachwuchs bei Menschenaffe „Udo“sehr interessiert

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Von: Ingrid Zasche

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Kinderuni Kulturwerkstatt Kaufbeuren 2022
„Die am besten besuchte Kinder-Uni, die ich je hatte“, meinte Prof. Böhme. Schon lange vor Beginn waren die wie in einem Hörsaal ansteigenden Sitzreihen der Kulturwerkstatt gut gefüllt. © Zasche

Kaufbeuren – Am vorvergangenen Donnerstag füllten etwa 100 Kinder einschließlich einiger Erwachsener die wie in einem Hörsaal aufsteigenden Sitzreihen der Kulturwerkstatt. Mucksmäuschenstill und aufmerksam verfolgten sie beim ersten Termin dieses Jahres der von der Bürgerstiftung Kaufbeuren in Kooperation mit dem Pforzener „Förderverein Udo Danuvius Guggenmosi“ veranstalteten Kinder-Uni den Lichtbildervortrag von Prof. Dr. Madelaine Böhme (Universität Tübingen). Prof. Böhme referierte kindgerecht über die spannende Frage, warum „Udo“ aufrecht ging.

Professor Böhme erläuterte anhand von Kunststoffrepliken der gefundenen Knochenfragmente („wenn die runterfallen und kaputt gehen, bin ich zwar auch traurig, aber nicht so sehr wie bei den echten“) und mit leicht verständlichen Grafiken, weshalb die Überreste von Udo und drei weiteren Menschenaffen den Schluss erlauben, dass Udos ausgestorbene Spezies aufrecht gegangen sein muss. Ein Vergleich des menschlichen Knochenbaues mit dem von Menschenaffen belegt, dass Udo mit teils menschlichen, teils äffischen Skelett-Merkmalen die bisher fehlende Verbindung – den „Missing Link“ – von der Entwicklung des Affen zum Menschen darstellt.

So lässt sich aus den 21 Knochenfragmenten, die Udo aus sämtlichen Körperregionen zugeordnet werden können, zum Beispiel sowohl eine S-förmige Wirbelsäule wie beim Menschen als auch ein Greiffuß wie beim Schimpansen rekonstruieren. Im Anschluss beantwortete Prof. Böhme geduldig die interessierten und intelligenten Zusatzfragen der Kinder, zum Beispiel nach dem damaligen Klima, Udos Ernährung oder dem Leben auf Bäumen.

Die Tongrube Hammerschmiede zählt zu den reichsten fossilen Wirbeltierfundstellen und ist eine von nur drei Menschenaffenfundstellen in Deutschland. Dort hat Prof. Böhme mit zahlreichen begeisterten Helfern seit 2015 nicht nur Knochen des Danuvius Guggenmosi, sondern auch von 144 weiteren Tierarten wie großen Fischen, Riesensalamandern, Schildkröten, Vögeln sowie großen und kleinen Säugetieren ausgegraben. Zudem verlegte die Altersbestimmung der Hammerschmiede-Knochenfunde mit 11,6 Millionen Jahren die „Wiege der Menschheit“ von Afrika, wo sie bisher aufgrund von 6 Millionen Jahre alten Funden angenommen wurde, ins Allgäu.

Nach der Veranstaltung verteilte Günther Marz, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, die erste von vier möglichen Anwesenheitsbestätigungen. Marz hatte auch seine beiden Sprösslinge mitgebracht. Deren allerwichtigste Frage war, ob sie künftig bei den fortdauernden Ausgrabungen mithelfen dürften. Sie dürfen.

Weitere Termine

Außerdem (jeweils donnerstags, 16 Uhr) in der Kulturwerkstatt im Rahmen der Kinder-Uni: Am 20 April gibt´s „Industrie 4.0 oder wie ein Schuh daraus wird“ mit Prof. Dr.-Ing Dirk Jacob, am 25. Mai heißt es „Plastikforscher gesucht“ mit Pia Wimmer und am 26. Juni beschäftigt sich Prof. Dr. Claus Loos mit dem Thema „Hinter Gittern – wie kommt man ins Gefängnis?“

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