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Marktoberdorf bringt Konzept auf den Weg, um langfristig die Gewässer rund um Ettwiesen zu erhalten

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Von: Angelika Hirschberg

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Ettwieser Weiher bei Niedrigwasser 2022
So macht das Baden keinen Spaß: Das veralgte Ufer vom „Ette“ bei Niedrigwasser. © Hirschberg

Marktoberdorf – Die Zeichen stehen gut. Nach einem Gespräch am Runden Tisch haben sich die Verantwortlichen von Stadt und Behörden auf einen reduzierten Wasserabfluss aus dem Ettwieser Weiher geeinigt.

Dieser Kompromiss soll sowohl dem Weiher als Badesee zugute kommen als auch der geschützten Bachmuschel nicht zum Schaden sein (wir berichteten mehrfach). Gleichzeitig wird an einem langfristigem Konzept gearbeitet, welches das gesamte Gewässersystem rund um Ettwiesen schützen und erhalten soll.

Dazu stellte Martin Gauger vom beauftragten Ingenieurbüro Blasy/Overland aus Eching am Ammersee ein Gewässermanagement-Konzept vor, das sich den Erhalt der Bachmuschelpopulation im Ettwieser Bach zum Ziel gesetzt hat. Gauger ging dabei zunächst auf die aktuelle Trockenheit und auf Maßnahmen zur Wasserspeicherung ein, denn die Lage vor Ort sei „besorgniserregend“, so der Umweltplaner. Insgesamt sei das Gewässermanagement an Bach und Weiher anfällig für Konflikte.

Das regelmäßige Ablassen des Ettwieser Weihers in den Wintermonaten führe zu einer Verschlammung, die Wiederbefüllung im Frühjahr dann zu Trockenphasen im Bach. Der Bach selbst sei wenig beschattet, was eine Erwärmung des Wasser und damit einen geringen Sauerstoffgehalt im Bach zur Folge hätte. Insgesamt kein attraktives Habitat für Fische und andere Lebewesen, wie die Bachmuschel.

Dazu gehöre auch die nüchterne Erkenntnis, dass der Bestand der Bachmuschel von rund 9.200 Tieren im Jahr 2015 auf rund 5.300 Tiere im Jahr 2020 abgenommen habe.

Maßnahmen zur Bachrettung

Das Konzept schlägt nun als Möglichkeit des Wasserrückhalts eine Speisung des Baches sowohl aus Kuhstallweiher wie auch Ettwieser Weiher vor. Außerdem wird der Stadt die Einrichtung eines Wasserspeichers, sprich eines zusätzlichen Weihers im oberen Verlauf des Ettwieser Baches Richtung Kohlhunden empfohlen. Dieser könnte dann in Phasen der Trockenheit und Hitze konstant Wasser abgeben. Allerdings wäre neben Kosten von geschätzt rund 170.000 Euro ein zusätzlicher Flächenerwerb nötig.

Um die Qualität des Bachbetts aufzuwerten, sind weitere Maßnahmen angedacht. So soll mehr Bewuchs am Bachufer einerseits für mehr Verschattung und Kühlung sorgen, und Wurzelwerk andererseits die Habitate von Fischen und Bachbewohnern optimieren. Außerdem sollen Wirtsfische wie Aitel und Stichling in den Bach eingesetzt werden. Empfohlen wird auch die Einbringung eines Wasserstrudels unterhalb des Ettwieser Weihers für mehr Sauerstoff im Wasser.

Ob die Umsiedlung der Bachmuscheln auch eine Option sei, wollte Christian Vavra (parteilos) vom Ökologen Gauger wissen. Dies sei Mittel der letzten Wahl, weil die empfindliche Muschel das Aufsammeln und Umsiedeln in der Regel nicht überlebe. Auch Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell berichtete, dass die Untere Naturschutzbehörde diesen Vorschlag bereits 2020 abgelehnt hätte.

Wenn der Bestand der Bachmuschel jedoch ohnehin abnehme, warum dann ein „totes Pferd reiten“, fragte Martin Barth (CSU) in die Runde und erhielt dafür den Applaus der rund 20 Zuhörer.

Am Ende der Diskussion formulierte der Stadtrat in einem einstimmig gefassten Beschluss das gemeinsame Ziel aller kurzfristiger sowie langfristiger Maßnahmen: Das Absinken des Wasserstandes im Weiher soll in Trockenzeiten verlangsamt werden, um geschützte und nicht geschützte Fauna und Flora in und um Weiher und Bach zu schonen sowie den seit Jahrzehnten traditionellen Badebetrieb weiter zu ermöglichen. Anlässlich der aktuellen Lage, sei die Mindestwasserabgabe an den tatsächlichen Zufluss anzupassen.

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