Ins gleiche Horn stieß Selah Okul als Integrationsbeauftragter der Stadt. Unter Anleitung der Erzieherinnen könnten die Kleinen andere Kulturen kennen und achten lernen, sie könnten erfahren, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind, und sie könnten üben, Kompromisse zu schließen, auch einmal nachzugeben und die Meinung anderer zu respektieren. Nicht zuletzt könnten sie „das Zusammenleben mit anderen Kindern praktizieren, die nicht immer das neueste Spielzeug“ hätten.
Der Bürgermeister hatte zuvor die geladenen Gäste, darunter viele Vertreter der beteiligten Baufirmen, Architekt Christian Hartmann aus Berlin und die Eltern der knapp 80 Kindergartenkinder, noch einmal an die anfänglichen Bedenken ob des Standorts des neuen Kindergartens erinnert: Er sei mit der Hanglage unterhalb der Buchel recht dunkel, außerdem direkt am Wald gelegen. Dank der „genialen Idee“ des Architekturbüros Hartmann, nämlich das Obergeschoss quer auf dem Erdgeschoss zu platzieren, seien aber jetzt „alle Gruppenräume zur Sonne hin“ ausgerichtet. Das großzügige Gebäude – Kostenpunkt übrigens rund 5,5 Millionen Euro, rund eine Million gab es als Zuschuss vom Staat – biete jetzt alle Vorzüge eines normalen Kindergartens und die eines Waldkindergartens. Hell: „Ich bin begeistert von dem neuen Kindergarten.“
Mit dieser Meinung steht er beileibe nicht allein. Sowohl Erzieherinnen als auch Eltern lobten im Gespräch mit dem Kreisbote die hellen, ästhetischen und gemütlichen Räume des Kindergartens, der an fünf Tagen die Woche jeweils von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet hat, der für rund 80 Kinder ausgelegt ist und über eine Nutzfläche von 750 Quadratmetern auf zwei Stockwerken verfügt. Auf die Frage, ob man sich hier wohlfühlen könne, antwortete etwa Kinderpflegerin Anastasia: „Aber hallo!“ Und Elternbeiratsvorsitzende Karina Müller brachte es vor den Gästen auf den Punkt: „In dem neuen Kindergarten mit seinem tollen Team sind unsere Kinder bestens aufgehoben.“
Architekt Hartmann, der auf der Heimreise von einem Italien-Urlaub in Marktoberdorf Station machte, überreichte zusammen mit Rathauschef Hell symbolisch den Schlüssel für die neue Einrichtung an Leiterin Angelika Streif. Beide hatten außerdem ein Vogelhaus als Geschenk für die Kleinen mitgebracht. Eröffnet worden war der Einweihungsakt von den Kindern selbst mit dem Lied „Eins, zwei, drei, vier, wir sind die Martins-Kinder hier!“ Auch im weiteren Verlauf der 75-minütigen Feier sorgten die Kleinen immer wieder für Abwechslung, etwa bei einer Bauchtanz-Vorführung mit Erzieherin Ramona Bellmund. Dem offiziellen Teil schloss sich ein Tag der offenen Tür an, zu dem alle Marktoberdorfer eingeladen waren. Da sich schließlich auch die Sonne dazugesellte, konnten sich die Besucher selbst davon überzeugen, dass die Kunde von den lichtdurchfluteten Räumen auch der Realität standhält.