Marktoberdorfer Polizei zieht Konsequenzen aus der Verkehrsunfallstatistik 2022

Marktoberdorf/Landkreis – Die Unfallentwicklung im Dienstbereich der Polizeiinspektion Marktoberdorf weicht im Jahr 2022 unwesentlich von den bayernweiten Unfallzahlen ab. Allerdings sind sie mit etwas mehr als 1.000 Unfällen gegenüber den Vorjahren nahezu gleichbleibend hoch.
Dem bayernweiten Abwärtstrend entspricht auch der Rückgang bei den durch Unfälle verletzten Personen, was nach Ansicht der Polizei einerseits auf die bessere Sicherheitsausstattung der Fahrzeuge zurückzuführen ist, andererseits aber auch auf die Arbeit der Unfallkommissionen, die an Unfallstellen durch verschiedene Maßnahmen die Problemstellen im Verkehrsraum entschärfen. Besonders deutlich, ist der Rückgang bei den Verletzten im vergangenen Jahr. Hatte es im Jahr 2021 noch 173 leichtverletzte Personen gegeben, waren es 2022 nur 151. Die Anzahl der Schwerverletzten ist gegenüber dem Vorjahr nur leicht von 49 auf 47 Verletzte gesunken.
Ein Toter zu beklagen
Nach jeweils drei Todesfällen in den beiden vorausgegangenen Jahren hat es 2022 nur einen Unfalltoten gegeben. Am 19. Juli verunglückte ein 73-jähriger Quadfahrer auf dem neuen Wirtschaftsweg neben der B472 tödlich. Er kam von der Fahrbahn ab, stürzte so unglücklich in ein Regenauffangbecken, dass das Quad ihn im kniehohen Wasser unter sich einklemmte und Feuer fing. Der Quadfahrer erlitt schwerste Verbrennungen und ertrank im kniehohen Wasser.
Motorradunfälle
Im Dienstbereich der Polizeiinspektion Marktoberdorf sind die Unfälle an denen Motorradfahrer beteiligt waren, dem bayernweiten Trend folgend, angestiegen. Als „erschreckend“ wird in der Statistik vermerkt, dass die Anzahl der Verletzten und Schwerverletzten so deutlich gestiegen ist – allein im letzten Jahr von 17 auf 24.
Über 62 Prozent der Motorradfahrer waren laut Polizei auch die Verursacher der Unfälle oder trugen erheblich dazu bei. Allerdings bekamen sie in vielen Fällen auch die Hauptlast der Unfallfolgen zu spüren. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzt die Polizeiinspektion Marktoberdorf weiterhin verstärkt auf Schwerpunktkontrollen in Zusammenarbeit mit der Kontrollgruppe Motorrad des Polizeipräsidiums Kempten.
Radl und Pedelec
Auf einem hohen Niveau rangieren nach wie vor die Unfälle mit Fahrrädern und Pedelecs. Hier nahmen die folgenschweren Unfälle zu. Nach den Pkw-Unfällen (97 Fälle) rangieren die Unfälle mit Fahrradbeteiligung mit 63 Fällen auf Platz zwei in der Statistik. Über 70 Prozent dieser Unfälle wurden durch die Rad- und Pedelec-Fahrer entweder selbst- oder mitverursacht. Auch in diesem Bereich plant die Polizei verstärkt Kontrollen und Präventivmaßnahmen. Am 13. Juni und an weiteren Terminen im September werden die Beamten der Polizei Marktoberdorf VHS-Kurse für Pedelec-Fahrer anbieten (Buchung über die vhs). Bei den Fußgängern wurden in diesem Jahr erfreulicherweise nur sechs Personen leicht verletzt.
Immer wieder Alkohol
,,Alkohol am Steuer ist wieder salonfähig“, hieß es bereits im Februar in der Pressemeldung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Dieser Eindruck deckt sich mit den Erfahrungen der Polizeiinspektion Marktoberdorf. Bei ihren Kontrollen traf die Polizei auf 47 Verkehrsteilnehmer, die zu viel getrunken hatten und sich trotzdem ans Steuer gesetzt hatten.
Um dieser unschönen Entwicklung zu begegnen, werde die Polizei Marktoberdorf den „Verfolgungsdruck erhöhen“, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.
Unter Drogeneinfluss ereignete sich nur ein Verkehrsunfall im Bereich der Dienststelle. Auch hier will die Polizei die Kontrollen aufrechterhalten.
Kavaliersdelikt Unfallflucht
Auch die Verkehrsunfälle, bei denen sich der Verursacher ,,aus dem Staub gemacht“ hat, sind häufiger geworden. Jedoch konnte die Aufklärungsquote um 14 Prozent gesteigert werden, so dass nahezu jeder zweite Unfallflüchtige überführt werden konnte.
Sichere Schulwege
Im Jahr 2022 kam es lediglich zu vier Schulwegunfällen mit vier leicht verletzten Schülern. Die Polizeiinspektion Marktoberdorf habe in der Jugendverkehrsschule ein starkes Team, betont ein Pressesprecher der Polizei. Zwei Polizeibeamte arbeiten mit den Schulen und auch den Schulweghelfern in puncto Verkehrssicherheit eng zusammen. Insgesamt 563 ehrenamtliche Helfer sichern derzeit den Schulweg ab. Auch wenn momentan kein Mangel an Schulweghelfern besteht, bittet die Polizei Marktoberdorf darum, dass sich auch weiterhin viele Bürger ehrenamtlich als Schulweghelfer engagieren.
Neben zu geringen Abständen sieht der Örtliche Verkehrssicherheitsbeauftragte Hauptkommissar Rudi Stiening Unaufmerksamkeit und Ablenkung als häufigste Unfallursache im Straßenverkehr. „Immer mehr Leute schalten innerlich auf Autopilot. Das ist gefährlich.“